Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Werner Priel: Mann des vierten Altars
Seit 66 Jahren ist der frühere Fronmeister aus Westerheim an Fronleichnam verantwortlich eingebunden
WESTERHEIM - Sehr viele Helfer sind in Westerheim – wie schon berichtet – für das Fronleichnamsfest im Einsatz, sei es bei der Organisation im Vorfeld, beim Legen und Gestalten der herrlichen Blumenteppiche oder beim Aufstellen, Herrichten und Schmücken der Altäre. Im großen Helferkreis der Westerheimer findet sich seit sage und schreibe 70 Jahren Werner Priel, der frühere Fronmeister der Gemeinde. Seit fast sieben Jahrzehnten ist er quasi der „Mann des vierten Altars“, der vor der Christkönigskirche seinen festen Platz hat.
„Seit meiner Kindheit bin ich an Fronleichnam dabei und helfe mit. Ich kenne gar nichts anderes. Und schon immer war unsere Familie für den vierten Altar zuständig“, erzählt Werner Priel. Der Aufbau und die Gestaltung des vierten Altars lag schon in den Händen seiner Eltern Andreas und Gertrud Priel. Als Verantwortlicher stieg er dann 1952 ein, nachdem sein Bruder Lukas Priel den Altaraufbau als Ansprechpartner zwei Jahre innehatte, bevor er ins Kloster Beuron ins Donautal ging. „Mir ist quasi das Amt von meinen Eltern und meinem Bruder vererbt und übertragen worden“, erklärt der 79-Jährige schmunzelnd.
Er ist froh und dankbar dafür, dass er bei dem vierten Altar als verantwortliche Person 66 Jahre mitwirken durfte. „Das waren schöne und erfüllte Jahre und jedes Jahr mit neuen Erlebnissen und Eindrücken“, sagt Werner Priel und betont gleich: „Das Fronleichnamsfest in Westerheim ist auf sehr viele Schultern verteilt. Die ganze Gemeinde hilft mit und auch ich hatte jedes Jahr viele Helfer an meiner Seite. Ohne Unterstützung wäre ich da aufgeschmissen.“Seit zig Jahren erhält Werner Priel Unterstützung von seinen Nachbarn Georg und Josef Wiedmann mit Familien, aber auch von anderen Nachbarn, Verwandten und Freunden.
In diesem Jahr hatte er fast 30 Leute um sich, die tatkräftig mithalfen. Und die waren auch nötig, denn es galt, den Altar aus zerlegten Einzelteilen wieder zusammen zu bauen, Immergrün und Tannenwedel aus den Wäldern zu holen, sechs Girlanden zu flechten und die Verzierungen um den Altar zu schaffen. Den Rohbau des Altars hat er vor etlichen Jahren umgebaut und so ergänzt, dass er leichter zerlegbar und beim Auf- und Abbau besser zu handhaben ist. Den Altar habe einst ein Gewerbelehrer aus Laichingen entworfen, er soll mit den beiden großen geschwungenen Brettern „betende Hände“darstellen. Für besondere Messfeiern im Freien habe er den Altar schon ausgeliehen, etwa 1966 nach Ennabeuren für eine Primiz.
„Der Aufbau ist jedes Jahr eine Herausforderung, auch wenn ich in all den Jahren Erfahrung und Routine gesammelt habe“, berichtet Werner Priel, dem bei der Altargestaltung in all den Jahren seine Frau Theresia zur Seite stand. In diesem Jahr sei der Arbeitseinsatz erstmals kritisch geworden, da er und seine Frau gesundheitlich angeschlagen waren. Irgendwann müsse er die Aufgabe in jüngere Hände geben, weiß er.
Mehr oder weniger die ganze Woche seien er und sein Team im Einsatz gewesen: Nach dem Holen der Tannenzweige und des Immergrüns sei bereits am Sonntag fleißig gekranzt und dann am Montag der Altar grob zusammengebaut worden. Am Dienstag und Mittwoch folgten die Verzierungen der Holzbretter und am Mittwochabend der Aufbau des Altars vor der Christkönigskirche. Am Fronleichnamstag am Donnerstag standen dann in aller Frühe die Feinarbeiten mit dem Verzieren und Schmücken an. Und bereits am Abend starteten die Abbau- und Aufräumarbeiten. An diesem Freitag gelangt dann der zerlegte Altar wieder in einen Lagerschuppen der Familie Priel. Dort liegt er dann wohl bis Fronleichnam 2019.
Man muss in der Diözese Rottenburg-Stuttgart wohl lange suchen, um einen Schaffer wie Werner Priel zu finden, der stolze 66 Jahre verantwortlich einen Fronleichnams-Altar stellte. „Mein Altar war immer der Abschlussaltar“, sagt er. Gebraucht worden sei er auch in den Jahren 1969 bis 1980, als es in Westerheim unter Pfarrer Hermann Dörflinger an Fronleichnam nur einen Altar gab und der Gottesdienst im Freien gefeiert wurde. Fronleichnam habe in allen Jahren in Westerheim stattgefunden, das Wetter habe immer irgendwie mitgespielt.