Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Itelligence-Crew ist heiß auf den Sieg
Gebrüder Sach wollen bei der 68. Rund Um zum ersten Mal ganz vorne landen
LINDAU - Gereicht hat es in den vergangenen Jahren jeweils zweimal für Platz zwei und Platz fünf. Dass sich Segelprofis wie die Gebrüder Sach aus Ostholstein damit nicht zufriedengeben können, versteht sich von selbst. Am Freitagabend, wenn die 68. Auflage der Nachtregatta Rund Um um 19.30 Uhr auf dem Bodensee gestartet wird, will die Crew der Itelligence erneut angreifen – und möglichst das Große Blaue Band nach Norddeutschland entführen.
Acht Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften in der olympischen Tornado- und der internationalen Formula-18-Klasse, jede Menge an Weltcup-Podestplätzen und deutschen Meistertiteln, zahlreiche Siege bei den Kieler Wochen und der Gewinn der – in Segelkreisen als prestigeträchtig eingestuften – Centomiglia auf dem Gardasee (2016): Skipper Helge (61) und sein jüngerer Bruder Christian Sach (59) gelten in der deutschen und internationalen Welt des Segelsports als erfolgshungriges Gespann. Zusammen mit Herbert Vogel und Gerd Schmitzer aus Wangen-Neuravensburg nehmen sie seit 2012 auf dem M32-Katamaran Itelligence an der Rund Um teil. Unterstützt werden die Vier von ihrem treuen Helfer, den alle nur Axel nennen. Der kümmert sich vorrangig um die Versorgung der Besatzung, die Bedienung der Social-Me- dia-Kanäle, um gute Laune im Team und allerlei andere Dinge.
Seit Jahren zählt die Crew aus dem hohen Norden zum engeren Favoritenkreis auf den Sieg über den 100-Kilometer-Rundkurs der Nachtregatta auf dem Schwäbischen Meer. Doch mit dem ganz großen Wurf wollte es bislang nicht so richtig klappen. Zweimal standen sie kurz davor, mussten jedoch am Ende Ralph Schatz (2013) und Veit Hemmeter (2015) den Vortritt lassen. Besonders bitter verlief die Rund Um für Helge und Christian Sach vor fünf Jahren, als es von Beginn an fast durchweg aus Kübeln goss: Nach der Wendemarke am Überlinger See in Führung liegend, musste sich die norddeutsche Crew – angesichts fehlender Revierkenntnisse und überaus schlechter Sicht – auf ihr HandGPS verlassen. „Dann sind an dem Gerät die Batterien leer geworden. Wir wussten nicht genau, wo wir waren und haben dann Lindau mit Friedrichshafen verwechselt“, erinnert sich Herbert Vogel. Während sich Sach & Co. am ersehnten Ziel wähnten, nutzte die Katamaran-Konkurrenz deren Navigationsfehler gnadenlos aus und war über alle Wellenberge auf und davon gesegelt.
Für die Sach-Brüder und ihre Mitstreiter ist es daher fast schon ein Herzensanliegen, die Rund Um in diesem Jahr für sich zu entscheiden. „Wir wollen endlich mal Erster im Ziel sein“, betont Vogel. Entspre- chend früh reisten die ambitionierten Segler bereits am vergangenen Wochenende mit einem überdimensionalen, blauen Wohnmobil an. Bis zum Regattastart am Freitagabend (19.30 Uhr) residiert das Team auf dem weitläufigen Blauwiesen-Parkplatzgelände. Seit Montag ist Training auf der 550 Kilogramm leichten Itelligence angesagt, Lokalmatador Gerd Schmitzer, der vor Kurzem schon beim 35. Katpokal und der Formular 16/18-DM teilnahm, stieß – beruflich bedingt – jeweils nachmittags auf dem Gelände der Wassersportabteilung der TSG Lindau-Zech hinzu.
Nicht in die Karten schauen lassen
Nach den morgendlichen Teambesprechungen und dem Abruf der aktuellen Wetterdaten samt Windverhältnissen ging es, vom TSG-Hafengelände aus, täglich mehrmals aufs Wasser. Die Gebrüder Sach möchten sich bei ihren Vorbereitungen nicht in die Karten schauen lassen, nur soviel: „Im Moment experimentieren wir mit einem kleineren Vorsegel“, deutet Christian Sach an. Ideal für einen flotten Ritt bei der 68. Rund Um seien „fünf Windstärken und hohe Wellen“. Doch genau darin liege das Dilemma: „Der Wind bläst hier nicht stetig“, bringt Helge Sach das Problem aller Rund-Um-Teilnehmenden auf den Punkt.
Lobende Worte findet die Itelligence-Crew für den Lindauer Segler- Club (LSC) als Ausrichter der Traditionsregatta. Die Weiterentwicklung des Trekkingsystems bei der Rund Um sei auf einem guten Weg, die Organisation um stete Verbesserung der Professionalität bestrebt. Was man als Segler vor Ort vorfindet, entspreche den Standards bei vergleichbaren Wettbewerben im In- und Ausland. Sollte das Sach-Team in der Nacht von Freitag auf Samstag als Erstes die Ziellinie beim alten LSCClubhaus überqueren, dann bleibt ihm nicht viel Zeit, um den herbeigesehnten Erfolg auszukosten. Bereits am anderen Tag wird sich das Gros der Crew auf dem Weg zurück nach Ostholstein befinden. Das sei jedenfalls der Plan. Private Verpflichtungen führen die beiden Familienväter Helge und Christian Sach als Gründe ins Feld. Vorkehrungen für den Fall, dass das Rennen ganz oben auf dem Podest beendet wird, sind auch schon getroffen: Gerd Schmitzer und Axel, das „Mädchen für alles“bei der Sach-Crew, würden der Siegerehrung am Sonntagvormittag im LSCFestzelt beiwohnen und stellvertretend das Große Blaue Band in Empfang nehmen. Es wäre eine der letzten noch fehlenden Trophäen in der reichen Beutesammlung der Crew aus Norddeutschland.