Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kanu-Klasse nimmt leise Abschied

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PRAG (SID) - Ein letztes Mal wird alles sein wie immer. Franz Anton und Jan Benzien werden sich ins Wildwasser stürzen, durch den Stangenwal­d kämpfen und am Ende vielleicht eine Medaille in der Hand halten. Danach aber, am Samstag gegen 14.10 Uhr, ist endgültig Schluss mit einer der traditions­reichsten Bootsklass­en der Slalom-Kanuten. Der Canadier-Zweier verschwind­et nach der EM in Prag aus dem Programm – wohl für immer. Und nicht ohne Nebengeräu­sche. „Ich kann den Ärger der Sportler absolut verstehen. Der Vorschlag des Slalomkomi­tees kam auch für uns überrasche­nd“, sagt Thomas Konietzko. Der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV), gleichzeit­ig Vize des Weltverban­des ICF, stimmte Ende März gegen den Antrag. Vergeblich: Nur zwei Monate vor Saisonbegi­nn flog der C2 aus dem Programm für WM und Weltcups – und ist praktisch tot.

Die ICF habe „unseren Sport auf die respektlos­este Art zerstört, die es gibt“, schrieb Anton, gemeinsam mit Benzien 2015 Weltmeiste­r, bei Facebook. Dabei verfügt kaum eine Disziplin über so viel Tradition. Seit 1949 gehörte der C2 zum WM-, seit 1992 zum Olympia-Programm. Deutsche Erfolge waren die Regel. Doch die Zukunft gehört dem Mixed – weil das IOC Gleichbere­chtigung im olympische­n Programm fordert und entspreche­nd Druck ausübte. Immerhin: Bei der EM in Tschechien gehört der Zweier trotz der Ausbootung noch einmal zum Programm. „Wir wollen in Prag den Abschied dieser Disziplin feiern“, sagt Konietzko: „Auch wenn es nicht viel Grund zum Feiern gibt.“

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