Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Abschied aus dem Nichts

Zidane verkündet nach Königsklas­sen-Triumph überrasche­nd seinen Rücktritt bei Madrid

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MADRID (dpa/SID) - Auf dem Trainingsg­elände Ciudad von Real Madrid in Valdebebas sorgte Zinedine Zidane höchstpers­önlich um 13.13 Uhr für den Paukenschl­ag: Fünf Tage nach dem historisch­en 3:1-Triumph im Finale der Champions League gegen den FC Liverpool verkündete der französisc­he Erfolgstra­iner bei den Königliche­n völlig überrasche­nd seinen Abschied. Auf einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz gab er sichtlich gerührt nach 878 Tagen als Real-Coach seinen Ausstieg bekannt.

„Ich habe für mich entschiede­n, meine Arbeit bei Real vorzeitig zu beenden. Das ist der richtige Zeitpunkt für mich, aber auch für den Club und die Mannschaft. Das Team soll weiter gewinnen und braucht nach drei Jahren eine Veränderun­g. Ich selbst brauche ebenfalls eine neue Herausford­erung“, sagte Zidane, der in seinen zweieinhal­b Jahren auf der Trainerban­k des Hauptstadt­clubs Geschichte geschriebe­n hat. Mit Real gewann er in dieser Zeit sage und schreibe neun Titel – darunter dreimal die Königsklas­se und ist damit der zweiterfol­greichste Trainer in der 116-jährigen Real-Geschichte. Zweimal holte er den UEFA-Supercup, einmal die Supercopa in Spanien und zweimal die ClubWM. Spanischer Meister wurde er allerdings „nur“2017. „Die Mann- schaft benötigt eine neue Ansprache, eine andere methodisch­e Arbeit“, ist sich Zidane sicher.

Die Spieler selbst reagierten mit warmen Worten: „Gracias Mister! Es war mir eine Freude“, twitterte Toni Kroos, der zu den Leistungst­rägern des Real-Starensemb­les neben Ausnahmesp­ieler Cristiano Ronaldo und Kapitän Sergio Ramos zählt. Ramos schrieb: „Danke für zweieinhal­b Jahre Fußball, Arbeit, Liebe und Freundscha­ft. Du gehst weg, aber dein Vermächtni­s bleibt.“

Auch im DFB-Trainingsl­ager war der Zidane-Rücktritt ein Thema. „Er hinterläss­t ein großes Erbe. Ich bin gespannt, welchen Trainer sie finden“, sagte Nationalma­nnschaftsD­irektor Oliver Bierhoff und fügte lächelnd an: „Es ist gut, dass der DFB mit Jogi kürzlich verlängert hat.“

Zidane, dessen Vertrag noch bis 2020 lief, war an der Seite von Real- Boss Florentino Perez, mehrmals den Tränen nah. „Ich liebe diesen Club und diesen Präsidente­n, der mich hierher gebracht hat. Aber es ist die beste Entscheidu­ng“, so der ehemlige Weltfußbal­ler.

Rückkehr nicht ausgeschlo­ssen

Perez äußerte sichtlich aufgewühlt: „Das ist eine völlig unerwartet­e Entscheidu­ng und für uns eine trauriger Tag. Er braucht eine Pause und die hat er sich auch verdient“, so der Präsident, der aber auch sagte: „Ich bin mir sicher, dass er eines Tages zurückkehr­en wird.“Auch Zidane wollte eine Rückkehr nicht ausschließ­en: „Es kann auch ein ,Bis bald’ sein. Ich werde sicher immer nah an diesem Club sein.“

Zidane war trotz seine vielen Erfolge in Madrid nie unumstritt­en. Als Trainer ist ihm oft vorgeworfe­n worden, dass er kein taktisches Konzept habe. Doch vielmehr sind es die Flexibilit­ät und der Pragmatism­us, die das Spiel unter ihm auszeichne­n. Die Unberechen­barkeit machte Madrid so gefährlich. In der abgelaufen­en Saison in Spanien war Real allerdings kein ebenbürtig­er Rivale des FC Barcelona, der souverän Meister in La Liga wurde. Real wurde Tabellen dritter und wies am Ende 17 Zähler Rückstand auf die Katalanen auf.

Die Champions League war aber erneut Zidane-Terrain. Der Franzose kündigte an, dass er zunächst ein Jahr pausieren und ein wenig Abstand vom Fußball nehmen wolle. „Diese Entscheidu­ng mag für viele keinen Sinn ergeben, für mich aber schon. Ich muss mich bei allen bedanken. Den Fans, den Mitarbeite­rn, den Spielern, allen“, so Zidane, ehe er um 13.38 Uhr unter tosendem Applaus zumindest für längere Zeit „adios“und „au revoir“sagte.

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FOTO: AFP „ Zeit für einen Wechsel“– Zinedine Zidane will nach seinem Rücktritt nun erstmal eine Pause einlegen.

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