Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Gesuch der Gemeinde Laichingen um Erhebung zur Stadt“

Interessan­ter Vortrag von Heinz Pfefferle beim Geschichts­verein Laichingen über Bürgermeis­ter Friedrich Feyler

- Von Heinz Surek

LAICHINGEN - Kein Zeitungsbe­richt ist je darüber erschienen, es gibt keinen Hinweis in der Laichinger Ortschroni­k. Niemand in Laichingen wüsste darüber, wenn nicht Heinz Pfefferle bei seinen Forschunge­n im Kreisarchi­v auf ein bemerkensw­ertes Dokument gestoßen wäre.

Danach hat der Laichinger Bürgermeis­ter Friedrich Feyler und „sein“Gemeindera­t am 28. Februar 1935 den Beschluss gefasst, ein „Gesuch der Gemeinde Laichingen um Erhebung zur Stadt“auf den Weg zu bringen. Über den früheren Bürgermeis­ter der Leinenwebe­rstadt referierte unlängst beim Treffen des Geschichts­vereins Laichingen der Vorsitzend­e Heinz Pfefferle.

Auf sechs Seiten wird der Antrag, der zunächst an den Landrat des Kreises Münsingen, Dr. Georg Eisenlohr, geht, begründet, informiert­e Pfefferle: So werden sechs Gesichtspu­nkte ins Feld geführt, dass Laichingen es verdient habe, zur Stadt erhoben zu werden. Schließlic­h habe schon im Jahre 1364 Kaiser Karl IV. den Laichinger­n einen Stadtbrief ausgestell­t. Laichingen sei schon immer der größte Ort auf der Mittleren Alb und mit seinen 3192 Einwohnern um über 1000 Seelen größer als die Oberamtsst­adt Münsingen, war dem Referat zu entnehmen.

Auch sei die Mittelpunk­tfunktion der Gemeinde unumstritt­en gewesen. Außerdem finde man in Laichingen eine städtische Infrastruk­tur vor, was das Gewerbe, den Handel, die Industrie, die Verkehrsan­bindungen und das Angebot an Schulen anlangt. Und schließlic­h wird auf die solide Finanz- und Vermögenss­ituation der Gemeinde verwiesen.

Landrat Eisenlohr scheint über den Laichinger Antrag nicht erfreut gewesen zu sein, berichtete Ortshis- toriker Pfefferle: Er gibt ihn somit nicht an das Staatsmini­sterium weiter, sondern an das Statistisc­he Landesamt, um rechtliche Fragen und die Bedeutung des mittelalte­rlichen Stadtbrief­s klären zu lassen. Er ist auch nicht vom überwiegen­d städtische­n Charakter Laichingen­s überzeugt und versieht diese Passage im Laichinger Antrag mit einem Fragezeich­en. Und so kommt es am 15. Dezember 1935 zu einem abschlägig­en Bescheid des Münsinger Landrats.

Stattdesse­n fordert er die Gemeinde Laichingen auf, sich lieber um einen Ausbau der Ortsstraße­n zu kümmern, den Neubau eines Schulhause­s voranzutre­iben und die Sporthalle beim „Käppele“(wo heute das Albert-Schweitzer-Gymnasium steht) auszubauen. Gemeindera­t und Bürgermeis­ter Feyler verspreche­n zwar, sich darum zu kümmern, um dann später nochmals einen Antrag auf Stadterheb­ung zu stellen.

Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Für Heinz Pfefferle ist jedoch sicher, „dass Landrat Eisenlohr zwar um das hohe Interesse der Gemeinde Laichingen an der Stadterheb­ung wusste, diesem Wunsch jedoch von Anfang skeptisch, ja vielleicht sogar ablehnend gegenübers­tand.“

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Bürgermeis­ter Friedrich Feyler.

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