Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bislang 80 Paten für die Schäferorgel
Kircheninstrument in Westerheims St. Stephanuskirche soll am vierten Adventssonntag wieder erklingen
WESTERHEIM - „Unser Förderverein hat die Zielgerade für die Restaurierung der St. Stephanuskirche fest im Blick.“So sieht es Franz-Josef Sailer, seit einigen Jahren engagierter Bauleiter beim Förderverein zur Erhaltung mit Restaurierung der Westerheimer St. Stephanuskirche. Er blickt dabei vor allem auf die laufende Restaurierung der historischen Schäferorgel, für die der Verein seine Spendenaktion „100 mal 100“gestartet hat. Diese laufe sehr gut und könne als Erfolg gewertet werden, so Bauleiter Sailer. Denn bislang seien schon 8000 Euro bei Kassierer Pius Kneer eingegangen.
Dass die Spendenaktion von Erfolg gekrönt sei, das unterstreicht auch der Vereinsvorsitzende Bernhard Schweizer: „Die finanzielle Unterstützung seitens der Bevölkerung ist enorm und großartig. Wir werden das Projekt Orgelsanierung zu einem guten Ende bringen.“Dies zeige einmal mehr, dass die Westerheimer hinter ihrer Dorfkirche und hinter ihrer alten Kirchenorgel stehen, meinen Schweizer wie Sailer. So könne die Vereinsführung mit einem guten Gefühl am Samstag, 18. August, die Orgelfirma Vleugels in Hardheim – zwischen Walldürn und Wertheim gelegen – besuchen und sich ein Bild vom Stand der Restaurierungsarbeiten der Orgel machen. Zu dieser Ausfahrt hat der Förderverein auch die Organisten Fritz Kneer, Fabian Uhlmann und Hartmut Rommel eingeladen.
Spendenaktion verläuft gut
Neben der Orgelbaufirma Vleugels ist auch schon der Restaurator Petersohn aus Göppingen aktiv. Er restauriert das Orgelgehäuse der von Sachverständigen als „historisch sehr wertvoll“eingeschätzten Kirchenorgel. Derzeit werden die Holzverzierungen vergoldet. Das Blattgold hierzu wurde von der Familie Renate und Hans-Georg Rieck aus Westerheim gespendet. Bauleiter Franz-Josef Sailer ist zufrieden, denn die Orgelsanierung laufe „gut und rund“, wie er sagt. Rund 80 Westerheimer haben bislang eine Patenschaft für das Kircheninstrument übernommen.
„Als die Schäferorgel 1828 angeschafft wurde, waren die Westerheimer so arm, dass der Laichinger RadWirt Schwenk den Vorschuss von 300 Gulden für das Instrument leisten musste. Nun 2018 werden die Westerheimer das Spendenziel 100 mal 100 sicher aus eigener Kraft aufbringen“, weiß Schweizer und ist zuversichtlich, dass 100 Leute für die Patenschaft gefunden werden.
„Freuen wir uns auf den Monat September, denn dann wird die Orgel in der St. Stephanuskirche wieder aufgebaut“, sagt der Bauleiter. Er freut sich zudem, dass die Westerheimer Dorfkirche „wieder ihre Seele bekomme“. Dies sagt er in Anlehnung an ein Zitat eines Orgelbauers, wonach „eine Kirche ohne Orgel wie ein Mensch ohne Seele ist“.
Die Schäferorgel soll nach der Sanierung auch wieder regelmäßig bespielt werden, sei es bei Konzerten, Hochzeiten, Andachten und auch immer wieder bei Gottesdiensten, die in der St. Stephanuskirche nach Abschluss der Renovierungsarbeiten stattfinden könnten. Ein Termin für die festliche Orgeleinweihung steht bereits, sie soll bei einem Orgelkonzert mit mehreren Organisten erstmals wieder am vierten Adventssonntag, 23. Dezember, erklingen. Das Konzert bilde den Abschluss der Renovierungsarbeiten in St. Stephanus und soll gleichzeitig auf die Weihnachtsfeiertage einstimmen. Kurz danach erklinge sie wieder, und zwar am zweiten Weihnachtsfeiertag, wenn die katholische Kirchengemeinde mit einem Festgottesdienst das Patrozinium der Kirche feiere, nämlich den Gedenk- und Namenstag des heiligen Stephanus.
Auf die Orgelpremiere am vierten Adventsonntag dürfen sich alle Westerheimer freuen, unterstreicht Bernhard Schweizer und betont: „Für den Förderverein wird die Orgelpremiere das schönste Weihnachtsgeschenk.“Insbesondere dürfen sich die Geldspender auf den 23. Dezember freuen, denn sie sind bei dem Orgelkonzert Ehrengäste und werden besonders begrüßt. „Noch vor Jahren hätten wir nicht geglaubt, dass die Kirchenorgel von St. Stephanus jemals wieder erklingen wird. Das war immer nur ein Traum“, erklärt Schweizer. Dieser Traum nehme gerade konkrete Formen an und dürfte an Weihnachten Wirklichkeit werden.
Einige Hürden zu nehmen
„Es war eine schwere Geburt, bis wir im März 2017 den Vertrag zur Orgelsanierug mit der Firma Vleugels aus Hardheim unter Dach und Fach hatten“, erklärt Bauleiter Franz-Josef Sailer und erinnert an viele Gespräche mit dem Landesdenkmalamt. Am 5. Februar dieses Jahres ging dann die Restaurierung der Kirchenorgel konkret los, die nach einer umfassenden Bestandsaufnahme abgebaut und zerlegt wurde. Die Handwerker haben damals den Bauablauf und Bauzeitenplan genau aufeinander abgestimmt, vom Schreiner über den Stuckateur und Elektriker bis zum Restaurator. Denn ein Deckendurchbruch für die Windversorgung musste geschaffen werden. Mitarbeiter der Orgelbaufirma Vleugel haben das Instrument dann am 6. Februar in ihre Werkstatt gebracht.
Die Restauration des Orgelgehäuses hat der Förderverein an Restaurator Hermann Petersohn aus Göppingen vergeben. Er soll zusammen mit dem Holzbildhauer Rupert Willburger aus Rot an der Rot der Orgel ein Erscheinungsbild geben, das mit der Raumschale harmoniert. Die Restaurationsarbeiten an der Schäferorgel bei der Firma Vleugels werden von Orgelbauer Wolfgang Rehn im Auftrag des Fördervereins begleitet. Mit rund 170 000 Euro ist die Orgelsanierung in St. Stephanus veranschlagt. Vor allem über Spenden und Aktionen soll die Summe aufgebracht werden. Zudem setzt der Förderverein auf Zuschüsse.
„Für den Förderverein wird die Orgelpremiere das schönste Weihnachtsgeschenk.“Der Vorsitzende Bernhard Schweizer