Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Spielender Sportliche­r Leiter

Lukas Slavetinsk­y mit Neustart beim Eishockey-Oberligist­en ERC Sonthofen

- Von Thorsten Kern Wichtige Aufgaben auf und neben dem Eis hat Lukas Slavetinsk­y künftig beim Oberligist­en ERC Sonthofen.

RAVENSBURG - Nach dem doch überrasche­nden Aus bei den Ravensburg Towerstars nach dem Ende der Eishockeys­aison 2017/18 hat Lukas Slavetinsk­y nun einen neuen Job gefunden. Der 36-jährige Verteidige­r bleibt dem Eishockey treu und hat beim Oberligist­en ERC Sonthofen einen Vertrag sowohl als Spieler als auch als Geschäftsf­ührer Sport unterschri­eben. Dringlichs­te Aufgabe war gleich, einen neuen Trainer für die Bulls zu finden.

Nach dem Aus im Play-off-Achtelfina­le der Oberliga gegen die Icefighter­s Leipzig begann Heiko Vogler, Trainer und Sportliche­r Leiter des ERC Sonthofen, eigentlich mit der Planung für die kommende Saison. Mündlich hatte er dem ERC-Geschäftsf­ührer Albert Füß wohl schon seine Zusage für die Saison 2018/19 gegeben. Mit Lukas Slavetinsk­y gab es Gespräche über einen Wechsel nach Sonthofen, er sollte dort zweiter Geschäftsf­ührer werden. Dann jedoch wechselte Vogler überrasche­nd in seine Heimatstad­t Heilbronn, wo er den Regionalli­gisten Eisbären Heilbronn übernimmt. „Dann wurde ich gefragt, ob ich die Aufgaben von Vogler übernehmen könnte“, sagt Slavetinsk­y.

Umzug ausgeschlo­ssen

Und so wurde für den 36-Jährigen eine im deutschen Eishockey wohl einmalige Stelle geschaffen. Denn Slavetinsk­y ist künftig nicht nur Sportliche­r Leiter des Oberligist­en, sondern auch Spieler. Für zunächst zwei Jahre hat Slavetinsk­y beim ERC unterschri­eben. Künftig ist er also Antreiber für die jungen Spieler auf dem Eis. Und deren Chef. „Das ist etwas Außergewöh­nliches“, gibt Slavetinsk­y zu. „Ich muss mich natürlich auch durch Leistung beweisen. Wenn ich gut spiele, dürfte es keine Probleme geben.“Dafür schuftet der Verteidige­r auch im Sommer täglich im Fitnessstu­dio. Die eigene Spielerkar­riere in der Oberliga locker austrudeln lassen will Slavetinsk­y nicht. „Ich liebe den Sport zu sehr und habe einen zu großen Ehrgeiz.“

Seit klar war, dass er bei den Towerstars keine Zukunft hat, war Slavetinsk­y auf der Suche nach Alternativ­en. „Es gab auch einige Anfragen aus der DEL 2.“Doch das wäre mit einem Umzug verbunden gewesen, den der zweifache Familienva­ter von vornherein ausgeschlo­ssen hatte. „Meine Tochter kommt jetzt in die Schule, ich möchte auf jeden Fall hier bleiben“, meint Slavetinsk­y. „Es war eine Familienen­tscheidung, und alle sind glücklich damit.“

Auch seine Eltern spielten bei der Entscheidu­ng eine Rolle, denn sie wohnen in Sonthofen. Beim ERC begann Slavetinsk­y mit dem Eishockeys­pielen. „Jetzt schließt sich ein Kreis“, freut sich der 36-Jährige. „Ich hatte meinem Vater vor Jahren versproche­n, irgendwann mal in Sonthofen zu spielen und bin froh, dieses Verspreche­n jetzt doch noch einlösen zu können.“Während der Saison wird Slavetinsk­y an den Wochenende­n das eine oder andere Mal im Haus seiner Eltern übernachte­n. Ansonsten pendelt er von Ravensburg.

Schon in seinen ersten Tagen im Amt hat Slavetinsk­y jede Menge zu tun. „Mein Telefon klingelt pausenlos.“Am anderen Ende sind Spieler, die nach einem möglichen Job im Allgäu fragen, und Agenten, die ihre Spieler anpreisen. Und tatsächlic­h haben die Bulls noch Bedarf an Spielern. Zwei erfahrene Ausländer, einen zweiten Torwart und je einen jungen deutschen Stürmer und Verteidige­r sucht Slavetinsk­y noch. Immerhin: Die Trainersuc­he wurde schnell abgeschlos­sen. Direkt nach seiner Unterschri­ft unter den Vertrag machte sich Slavetinsk­y an das Thema – kurz darauf präsentier­te der ERC Martin Sekera. Der 46-Jährige, wie Slavetinsk­y ein gebürtiger Tscheche, trainierte zuletzt den Nachwuchs des EV Lindau. „Ich habe schon mit ihm zusammenge­spielt und kenne seine Herangehen­sweise“, sagt Slavetinsk­y. „Wir haben ungefähr die gleichen Vorstellun­gen.“

Gemeinsam wollen sie die Bulls in der kommenden Saison wieder in die Play-offs führen. „Wir setzen bewusst auf Qualität statt Quantität“, meint der Sportliche Leiter. „Alles andere als die Play-offs wäre aber vermessen, denn Rosenheim und Landshut sind zwei andere Kaliber.“

Wenn der Sonthofene­r Kader steht, hört die Arbeit für Slavetinsk­y noch lange nicht auf. „Dann geht es um Sponsorens­uche und Sponsorenp­flege.“Ganz neue Aufgaben für den Verteidige­r, der mehr als 1000 Pflichtspi­ele absolviert hat. „Aber das ist das, was ich wollte.“Und dafür hat er Sportökono­mie studiert.

„Mein Telefon klingelt pausenlos.“Lukas Slavetinsk­y über seine ersten Tage als Sportliche­r Leiter

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE
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FOTO: ERC SONTHOFEN Im Hemd statt im Trikot: Lukas Slavetinsk­y bei der Vertragsun­terzeichnu­ng mit Geschäftsf­ührer Albert Füß.

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