Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kurs ist nutzlos
Zum Artikel „Selbstverteidigung mit Krückstock“(4.6.):
Die Rentner und Schwerbeschädigten sind nicht mehr bereit, bei den kriminellen Übergriffen auf die schwächsten der Gesellschaft die Opferrolle zu übernehmen und mehr oder weniger hilflos dem Unrecht und der Gewalt zu weichen. Nun heißt das Motto: „Lernt euch zu verteidigen, wenn ihr überleben wollt.“Als selbst Schwerbehinderter frage ich mich, kann das wirklich ernst gemeint sein? Scheinbar doch. Ein 63-jähriger Arzt hat dies als Chance erkannt, sich wohl ein zweites Standbein einzurichten. Er bietet „Cane-Fu“-Kurse zur Selbstverteidigung mit dem Krückstock an. Allerdings in Stuttgart. Sollte der Kurs auch kostenlos sein, ist er trotzdem absoluter Schwachsinn.
Die genannten Beispiele sprechen zunächst erkennbar nur von Senioren, die den Stock zur Unterstützung ihrer eingeschränkten Gehfähigkeit benutzen. Ganz abgesehen davon, dass der Gehstock dazu bestimmt und konstruiert ist, kann er dieser Widmung nicht einfach entzogen und als AbwehrStoß- oder Schlagstock eingesetzt werden. Er wird diesen Zweck auch nie erfüllen können. Das Kräfteverhältnis und die Situation wird dem Rentner beziehungsweise Behinderten immer die Opferrolle zuweisen. Ja, das Gesetz der Wahrscheinlichkeit spricht sogar dafür, dass der Stock im Eventualfall vom Angreifer als Schlagwaffe gegen das Opfer benutzt wird, erst recht bei Benutzern von Rollatoren und Rollstuhlfahrern.
Walter Schmid, Mengen
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