Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Beschwerde über Bürgermeis­ter Bögge

Die Rechtsaufs­icht am Landratsam­t prüft, ob die Vorwürfe gerechtfer­tigt sind

- Von Carolin Oefner

SENDEN - Ist es verbotener Wahlkampf oder nicht? Die Meinungen sind klar: Grüne und SPD sagen Ja, der Bürgermeis­ter verneint dies. Für Klarheit sorgen soll nun das Landratsam­t in Neu-Ulm. Helmut Meisel (Grüne) hat eine Dienstaufs­ichtsbesch­werde bei der Rechtsaufs­icht eingelegt.

Raphael Bögge hat in seiner Funktion als Bürgermeis­ter auf städtische­m Briefbogen zu einem „bildungspo­litischen Empfang der Stadt Senden“eingeladen (wir berichtete­n). Die Stadträte haben eigenen Angaben nach nur durch Zufall davon erfahren. Das Schreiben ging an Schulräte, Schulleite­r und Lehrer im Landkreis – unterschri­eben war es allerdings nicht nur vom Bürgermeis­ter, sondern auch von Michael Obst, dem CSU-Kreisvorsi­tzenden des Arbeitskre­ises für Schule, Bildung und Sport. Zudem war das Logo der CSU auf dem Briefbogen der Stadt Senden abgedruckt.

„Wir halten das für eine grobe Verletzung der Neutralitä­tspflicht des ersten Bürgermeis­ters, insbesonde­re da mit diesem Schreiben offiziell auch vonseiten der CSU – mit ihrem Parteilogo – zu einem Empfang der Stadt Senden eingeladen wurde“, schreibt Meisel in der Beschwerde. Zudem sind laut Einladung nur CSU-Politiker zugegen, andere Parteien oder deren bildungspo­litische Arbeitskre­ise wurden nicht berücksich­tigt. Es sei eine reine Parteivera­nstaltung, „dafür darf allerdings der erste Bürgermeis­ter weder werben noch mit dem offizielle­n Briefbogen der Stadt dazu einladen“, so Meisel.

Die Dienstaufs­ichtsbesch­werde ist nach Angaben des Landratsam­ts bereits eingegange­n. Stefan Hatzelmann, Leiter des Fachbereic­hs Kommunalre­cht, hat Raphael Bögge aufgeforde­rt, zu dem Vorwurf Stellung zu nehmen. Sobald die Antwort vorliege, werde entschiede­n, ob die Beschwerde berechtigt war. Auch Raphael Bögge selbst hat die Behörde darum gebeten, den Fall zu prüfen.

Und auch vonseiten des Rathauses gibt es Neues. Montag früh ging eine Mail an alle Stadträte in Senden. Im Anhang: eine Einladung zum bildungspo­litischen Empfang. Aber dieses Mal nur im Namen der Stadt, also ohne Zweitunter­schrift von Michael Obst und auch ohne CSU-Logo. Eingeladen wird auch nur zum 15minütige­n Empfang. Der zweite Teil wird, wie berichtet, vom Arbeitskre­is ausgericht­et.

Zuvor hatte auch Maren Bachmann im Namen der Sendener SPD dazu aufgeforde­rt, die Stadträte einzuladen. „Besonders für die Mitglieder des Schul-, Bildungs- und Kulturauss­chusses ist es sicher wichtig, zu wissen, welche Herausford­erungen die Schulen für die Zukunft sehen“, hieß es in einer Mail vom Sonntagabe­nd. Gegebenenf­alls seien damit ja auch weitergehe­nde politische Entscheidu­ngen verbunden. Außerdem, so Bachmann, habe die SPD im Landkreis Neu-Ulm mit Karl-Martin Wöhner einen Bildungsre­ferenten – und das schon viele Jahre. „Auch er ist sicher an einem Austausch interessie­rt“, schrieb Bachmann.

Als die Diskussion aufkam, sagte Bögge noch am selben Tag nach den Protesten zu, die Veranstalt­ung an einem anderen Ort abzuhalten. Statt im Lokal des Bürgerhaus­es findet der städtische Empfang nun im PaulGerhar­dt-Haus statt. Dieser Wechsel hat einen anderen Hintergrun­d: Seit dem Jahr 2004 dürfen keine politische­n Veranstalt­ungen mehr im Bürgerhaus stattfinde­n. Das hat der Stadtrat damals so entschiede­n, um die NPD fernzuhalt­en.

„Verstehe die Aufregung nicht“

Bögge selbst versteht die Aufregung nicht. Der Schulaussc­huss habe die Verwaltung darum gebeten, im Bezug auf die Bildung in Senden mit den entscheide­nden Stellen zu sprechen, deswegen habe er die bayerische Staatssekr­etärin für Unterricht und Kultus, Carolina Trautner, eingeladen. Derartige Gespräche für die Stadt führe er auch sonst oft ohne Räte – und oft nach deren Auftrag.

 ?? FOTO: KAYA ?? Umstritten: der Sendener Bürgermeis­ter Raphael Bögge.
FOTO: KAYA Umstritten: der Sendener Bürgermeis­ter Raphael Bögge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany