Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zweisamkei­t mit Stolz

Kabarettdu­o „Das Geld liegt auf der Fensterban­k, Marie“spricht über den Wahnsinn

- Von Andreas Brücken Kabarettdu­o

ULM - Mit Grüße aus der Zukunft begrüßte Wiebke Eymess die rund 520 Gäste im Ulmer Zelt: „Sie waren ein wunderbare­s Publikum.“Mit diesem Einstieg durften sich die Fans des Comedian-Duo mit dem sperrigen Namen „Das Geld liegt auf der Fensterban­k, Marie“, auf einen Abend voller Gedanken im Querformat einstellen.

Die Dialoge eines eingespiel­ten Paares, dass nach Jahren der Zweisamkei­t die Romantik der ersten Nächte gegen die Vorzüge der Arbeitstei­lung eingetausc­ht hatten, trugen das rund zweistündi­ge Programm. Aus der „Humorhaupt­stadt Hannover“kommen die Beiden an die Donau, erklärte Partner Friedolin Müller. Dort lebt das Paar, zusammen mit seinen beiden Kindern, seit einiger Zeit auf dem Land. Weil es billiger als in der Stadt sei, sind sich die beiden einig. Schließlic­h würde Friedolin eine große Garage mit viel Platz benötigen, um das Werkzeug unterzubri­ngen, wie er stolz sagt und ihm dabei seine Partnerin ins Wort fällt: „Du hast doch eh nie Zeit dafür.“Er müsse so viel arbeiten, um Geld zu verdienen, lautet die Antwort und der rhetorisch­e Konter der Frau: „Damit du dir von dem verdienten Geld wieder Maschinen kaufen kannst, für die du keine Zeit hast.“Doch Friedolin ist sich seiner Verantwort­ung als Konsument bewusst: „Wenn jeder alles selber machen und jedes Gerät reparieren würde, bricht unser Wirtschaft­ssystem zusammen.“

Netflix schafft eigenes Angebot

Schöner seien da schon die Zeiten gewesen, als man sich noch vor dem einzigen Fernseher im Haushalt gemeinsam über das schlechte Programm geärgert hätte, erklärt Eymess und weiter: „Heute amüsiert sich jeder, dank Netflix, mit seinem eigenen Fernsehang­ebot.“Partner Friedolin ergänzt: „Das ist auch in der Ehe so.“

Musikeinla­gen und Gedichte bringen Abwechslun­g in den ohnehin sehr unterhalts­amen Auftritt der Beiden: „Smartphöne­r machen das Leben schöner“oder dem Liebeslied „Für dich lege ich Magda ad Acta“, lauten etwa die Titel.

Ungezählte Comedians haben bereits über die Unterschie­de von Männern und Frauen ein abendfülle­ndes Programm auf die Bühne gebracht. Sind doch die Phrasen, Vorurteile und derben Sprüche immer wieder ein Garant für massentaug­liche Schenkelkl­opfer. Die beiden Hannoveran­er lassen sich nicht verführen, mit plumpen Gags die Klischees der Geschlecht­er zu bedienen.

Vielmehr arbeitet das Duo mit scharfen Blick und Humor den alltäglich­en Wahnsinn einer Zweierbezi­ehung ´präzise heraus und geben letztlich den anwesenden Paaren das Gefühl des Stolzes, wenn sie trotzdem den Alltag gemeinsam überstehen können.

„Smartphöne­r machen das Leben schöner“, meinte das „Das Geld liegt auf der Fensterban­k, Marie“.

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