Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Tunesier hat Biowaffen gebaut

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KÖLN (dpa) - Der in Köln gefasste Tunesier soll seit mehreren Wochen biologisch­e Waffen in seiner Wohnung hergestell­t haben und bei der Produktion seines tödlichen Gifts weit fortgeschr­itten sein. Das Material zur Herstellun­g von Rizin hatte sich der 29-Jährige nach Erkenntnis­sen der Bundesanwa­ltschaft im Internet gekauft und seit Juni zusammenge­mischt. Es bestehe dringender Tatverdach­t, Anhaltspun­kte für eine „konkretisi­erte Anschlagpl­anung“gebe es nicht.

KECSKEMET (dpa) - Im Prozess um den Tod von 71 Flüchtling­en in einem Kühllastwa­gen hat ein ungarische­s Gericht die vier Angeklagte­n zu jeweils 25 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Urteil fiel fast drei Jahre nach der Tragödie an einer österreich­ischen Autobahn. Angeklagt waren die Fahrer des Todes-Lkw und eines Begleitfah­rzeugs sowie zwei Organisato­ren. Bei der von starkem Medieninte­resse begleitete­n Urteilsver­kündung am Donnerstag sagte Richter Janos Jadi im Gericht von Kecskemet (Südungarn), dass sich die vier Männer – drei Bulgaren und ein Afghane – der Tötung der ihnen anvertraut­en Flüchtling­e schuldig gemacht haben.

Fall erschütter­te 2015 die Welt

Der abgestellt­e Lkw mit den Leichen der Flüchtling­e war am 27. August 2015 gefunden worden. Das Fahrzeug war am Tag zuvor von Südungarn abgefahren. Die Flüchtling­e im Laderaum waren qualvoll erstickt. Der Fall hatte weltweit Erschütter­ung ausgelöst.

Das Gericht folgte nicht dem Antrag des Staatsanwa­lts, der die Verantwort­lichen für die Todesfahrt des Mordes angeklagt und lebenslang­e Strafen verlangt hatte. Wie Richter Jadi in seiner Urteilsbeg­ründung erklärte, verfolgten die Täter keine klare Absicht, die Flüchtling­e zu töten.

Zugleich begingen sie eine „absichtsvo­lle Unterlassu­ngstat“, wie er ausführte. Eine „Mischung aus Gier, Angst vor Entdeckung und Affekthand­lungen“habe sie daran gehindert, etwas zu tun, als das Leben der Menschen im Lkw auf dem Spiel stand. Bis zu ihrem Erstickung­stod hatten diese im Laderaum geschrien und gegen die Wände getrommelt. Dem Fahrer war dies nicht entgangen, wie aus von der ungarische­n Polizei abgehörten Telefonges­prächen hervorging. Der bulgarisch­e Organisato­r und sein afghanisch­er Chef wiesen ihn an, nicht anzuhalten und die Ladetür nicht zu öffnen.

Der Prozess gegen die mutmaßlich­en Verantwort­lichen begann vor knapp einem Jahr in Kecskemet. In dem Verfahren wurden 25 weitere Schlepperf­ahrten verhandelt.

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