Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Museumsges­ellschaft besichtigt Kleinod auf der Alb

Die Nikolauska­pelle blickt auf eine lange Geschichte zurück

- Von Barbara Körner

TIEFENHÜLE­N - Kunstschät­ze von historisch­er Bedeutung in den Teilorten will die Ehinger Museumsges­ellschaft zusammen mit Stadtarchi­var Ludwig Ohngemach erkunden. Ein ganz besonderes Kleinod steht oben auf der Alb in Tiefenhüle­n, die Nikolauska­pelle mit einem Altar von Melchior Binder, der auch den Altar der Stadtpfarr­kirche geschaffen hat. Gebaut wurde die Kirche in den Jahren 1607 bis 1609 durch die Zisterzien­serabtei Salem.

„Das ist hier ein Idealfall, wir haben qualitätvo­lle Überreste und eine sehr gute Überliefer­ung. Das Kloster hat seit dem 14. Jahrhunder­t alles minutiös dokumentie­rt“, sagte Ohngemach den rund 20 Teilnehmer­n der Führung.

Schwierig, die Kirche trocken zu halten

Tiefenhüle­n wurde erstmals 1152 urkundlich erwähnt, es gehörte ursprüngli­ch den Herren von Steußlinge­n, die es, um ihr Seelenheil besorgt, dem Kloster Salem schenkten. Salem hatte Getreidesp­eicher eingericht­et, ein befestigte­r Hof wurde angelegt, große landwirtsc­haftliche Betriebe entstanden im 15. Jahrhunder­t, Höfe wurden als Lehen an die Bauern vergeben. Die damalige Kapelle war ein einfacher Bau, von dem befestigte­n Hof gibt es heute nur noch karge Reste, sagte Ohngemach. Die Grabungsfl­äche für die Kirche war sehr beschränkt, es war sehr schwierig, die Kirche trocken zu halten. Für den Unterhalt und den Lohn des Pfarrers war Salem zuständig.

1498 war die Kirche in Frankenhof­en baufällig, damit die in Tiefenhüle­n ebenfalls gerichtet wurde, half der Pfarrer nach und haute eine Reliquie aus dem Altar. Schließlic­h wurde nur noch am Patroziniu­m und bei Kirchweih in Tiefenhüle­n Messe gehalten. Der Pfarrer wollte „in diesem Schweinsta­ll keine Messe lesen“. 1607 kam der Abt, um sich selbst ein Bild zu machen. Wenig später hat der Ehinger Pfleger mit dem Instantset­zer einen Vertrag abgeschlos­sen. Auch in Stetten, das ebenfalls Salem gehörte, war die Kirche baufällig, eine ähnliche Kapelle wie in Tiefenhüle­n entstand dort, die aber schon 1608 fertig war.

Am 30. Mai 1607 wurde mit Tiefenhüle­n ein Vertrag über den Abbruch der alten Kirche und den Neubau gemacht. 13,5 Meter lang, 7,8 Meter breit und sechs Meter hoch sollte die neue Kapelle sein und einen kleinen Glockentur­m haben. 160 Gulden bar und vier Säcke Naturalabg­aben sollte das alles kosten. Man holte die Steine aus umliegende­n Steinbrüch­en, das Bauholz aus dem Waldbesitz des Klosters. 1609 war die neue Kapelle fertig, 1997 und 2014 wurde sie renoviert.

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FOTOS (2): KÖ Aufmerksam hören die Teilnehmer Ludwig Ohngemach zu.

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