Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Heißer Schaum macht Unkraut kalt
Bauhof testet neue Methode im Waldstadion: ohne Pestizide, ohne Glyphosat
LAICHINGEN - Auf die Plätze, fertig – los! Auf der Tartanbahn im Laichinger Waldstadion geht die Post ab: Schulsport. Die Mädels springen in die Sandgrube, die Jungs sprinten. Doch die Blicke der Schüler schweifen immer wieder ab auf die Tribüne, wo Löwenzahn und Gänseblümchen aus den Asphaltritzen sprießen.
Doch das wäre bei Weitem nicht so interessant, wenn dort nicht ständig zwei Männer bekleidet mit langer Hose bei knapp 30 Grad und Sonnenschein auf und ab gehen würden – bewaffnet mit einer Lanze, die ein bisschen aussieht wie ein Staubsauger. Nur dass das Gerät nicht saugt, sondern reichlich Wasser, Schaum und Wasserdampf spuckt: 20 Liter pro Minute.
Eine neue, umweltfreundliche Methode, um Unkraut nicht nur kurzfristig zu entfernen, sondern es für längere Zeit auszurotten – ohne Pestizide, ohne Glyphosat oder andere Schadstoffe für das Erdreich, verspricht Simone Hermann (Foto). Die Laichingerin ist bei der Firma IproTech aus Iserlohn (Nordrhein-Westfalen), die diese Methode vor knapp zehn Jahren entwickelt hat, für den Vertrieb in Baden-Württemberg und Bayern zuständig ist. „Ich lebe das. Ich bin überzeugt von der Sache“, sagt sie. Am Donnerstag wurde das Gerät erstmals in Laichingen eingesetzt.
Derweil laufen Richard Dobler (45) und Matthias Erz (22), beide Mitarbeiter des Laichinger Bauhofs, weiter die Tribüne auf und ab. „Es macht Spaß. Und wenn es was bringt, dann wäre das super“, sagt Dobler. „Und ich bin froh, wenn ich nicht alle zwei Wochen mit dem Freischneider kommen muss.“
Aber wie funktioniert diese Methode überhaupt? In einem Anhänger werden mithilfe eines Generators bis zu 1000 Liter Wasser auf rund 95 Grad erhitzt. Zusammen mit einem Schaumgemisch aus Fett, Alkohol und Zucker wird das beinahe kochend heiße Wasser über zwei getrennte Leitungen in Schläuchen zur Lanze transportiert. An der Spitze dieser Lanze sprüht eine Düse das heiße Wasser, eine andere Düse das Schaumgemisch aus.
Und das reicht aus? Ja, meint Simone Hermann. Die Zellwände in den Pflanzen, die Cellulose, zerplatze bei Temperaturen ab 45 Grad, erklärt sie. Der Schaum beziehungsweise vielmehr die kleinen Bläschen im Schaum dienen dazu, die Wärme des Wassers besser zu speichern. Vielleicht nicht beim ersten Mal, aber nach regelmäßiger, mehrmaliger Behandlung könne so Unkraut vernichtet werden. Je nach Größe der Pflanze oder Länge der Wurzel müsse laut Hermann der Vorgang mehrfach wiederholt werden.
In Laichingen kam die Methode am Donnerstag im Waldstadion zum ersten Mal zum Einsatz und soll am Kreisel beim Marktplatz zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls eingesetzt werden. Aber erst dann, wenn dort das erhöhte Verkehrsaufkommen
„Es macht Spaß. Und wenn es was bringt, dann wäre das super.“
wegen der Baustelle auf der B28 abgenommen hat. „Das wäre sonst zu gefährlich, wenn da ein Laster dagegen fährt“, sagt Bauhof-Mitarbeiter Matthias Erz.
Bei der Stadt Laichingen durchläuft das Gerät derzeit eine Testphase. Andere Städte und Behörden wie beispielsweise in Aulendorf oder in Nürnberg der Nahverkehrsverbund, die Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG), greifen auf die Methode bereits zurück.
Eine Anschaffung würde laut Hermann rund 38 000 Euro kosten. Es sei aber auch möglich, den Unkrautvernichter zu mieten. „Wir werden die Tests abwarten und dann werden weitere Gespräche zeigen, wie wir damit umgehen“, sagt Frank Christ von der Laichinger Stadtverwaltung, der sich den Erstversuch vor Ort angeschaut hat.
von der UnkrautvernichtungsAktion im Laichinger Waldstadion gibt es unter
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