Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Rat stimmt Baugesuch zähneknirschend zu
Zwei geplante Mehrfamilienhäuser sorgen in Oberdischingen für Ärger – Neubaugebiet im Norden wird diskutiert
OBERDISCHINGEN - Im Oberdischinger Gemeinderat haben diverse Baugesuche für ausgiebige Debatten gesorgt. Um nicht rechtsbrüchig zu werden, stimmte der Rat dem Bau zweier geplanter Mehrfamilienhäusern zu. Die Ratsmitglieder machten aber deutlich, dass sie entsprechende Bauvorhaben nicht gutheißen. Zudem regt sich von Anliegern Widerstand gegen das Neubaugebiet „Oberdischingen Nord“, welches nach aktueller Schätzung von Bürgermeister Friedrich Nägele im Jahr 2020 bebaubar sein und der Gemeinde 39 neue Bauplätze zur Verfügung stellen soll.
„Einen historischen Tag für Oberdischingen“, nannte es Bürgermeister Friedrich Nägele, „ein Ärgernis“nannten es einige Bürger, die extra zur Gemeinderatssitzung gekommen waren, um ihrem Ärger Luft zu machen. Die Rede war vom geplanten Neubaugebiet „Oberdischingen Nord“. Seit langem beschäftigt das Thema Wohnraum die Gemeinde. Aktuell stehen 107 zukünftige Bauherren auf der Warteliste der Gemeinde. Die 39 neuen Bauplätze, die mit Hilfe des zeitlich begrenzten Paragrafen 13 b des Baugesetzbuchs im Norden Oberdischingens kurzfristig entstehen könnten, würden einige Abhilfe schaffen. Anlieger äußerten, dass ihnen Ortsrandlage mit freiem Blick ins Grüne versprochen worden wäre und diese nun mit dem neuen Gebiet zugebaut würde sowie dass die Gemeinde nicht genügend für die Nachverdichtung in der Ortschaft tue. Beide Gründe wies Nägele zurück auf eine „Aussicht“bestünde kein Rechtsanspruch und was die Innenverdichtung angehe, habe die Gemeinde einiges bewegt. Gegen landwirtschaftliche Emissionsradien könne aber auch er nichts tun.
Das neue Baugebiet soll, wenn möglich noch Ende diesen Jahres in die Ausschreibung gehen. In den Planungen sind ein großes Retentionsbecken für Regenwasser eine Wendefläche für eine mögliche Bushaltestelle sowie eine Druckerhöhungsanlage enthalten. Für immerhin einen Schmunzler in der Diskussion sorgte die Aussage des betreuenden Planers, dass ein alter Baumstamm versetzt werden muss, da dieser als Lebensraum für seltene Käfer diene.
Das Neubaugebiet war jedoch nicht das einzige Thema, was für dicke Luft im Gemeinderat sorgte. Ein Bauherr brachte ein Baugesuch für zwei Doppelhäuser ein, die insgesamt zwölf Wohnungen und 16 Stellplätze beinhalten. Eine solche Bebauung hätte man sich an dieser Stelle nicht gewünscht, war aus dem Rat deutlich zu vernehmen und auch die laufende Anliegerbefragung hatte schon Einwände gebracht. Die Gründe der Ratsmitglieder seien alle nachvollziehbar und verständlich, so Nägele. Der Bürgermeister gab allerdings zu bedenken, dass sich der Bauherr an den Bebauungsplan halte und ein Verwehren des gemeindlichen Einvernehmens einen Rechtsbruch darstelle. Dies würde im weiteren Verlauf dazu führen, dass die Bauaufsicht die Entscheidung einfach aufhebt.
Sowohl Appelle an den Bauherrn selber, der aufgrund des örtlichen Friedens sein Projekt nochmals überdenken solle, als auch das Eingeständnis, dass der Rat im Bebauungsplan einen Fehler gemacht habe und die Zahl der Wohneinheiten nicht begrenzt hatte, waren zu hören. Mit sechs zu vier Stimmen erteilte das Gremium zähneknirschend das gemeindliche Einvernehmen.