Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ermittlung­en und Freizeit nach dem Last-Minute-Sieg

- j.schattmann@schwaebisc­he.de f.cataldo@schwaebisc­he.de

WATUTINKI (ps) - Nach dem 2:1-Sieg in letzter Minute gegen Schweden und einer kurzen Nacht hat Joachim Löw seine Spieler mit Familienbe­suchen und Freizeit im WM-Quartier in Watutinki belohnt. Der Bundestrai­ner setzte am Sonntag erst für 17:30 Uhr eine leichte Regenerati­onseinheit an. Am Mittwoch gegen Südkorea hat es die DFB-Elf wieder selbst in der Hand das Achtelfina­le zu erreichen. Derweil nahm die FIFA Ermittlung­en gegen zwei DFB-Delegation­smitgliede­r auf, die vor der Bank der Schweden provokant gejubelt hatten. Der DFB hatte sich zuvor hierfür entschuldi­gt.

Von der US-Band „Live“gibt es einen schönen Song namens „The Beauty of grey“. Tatsächlic­h ist Schwarz ohne Weiß, Licht ohne Schatten, nicht denkbar. Aufs Leben und die Kritik an anderen bezogen bedeutet das: Man sollte nicht immer gleich heulen, wenn es schlecht läuft, und auch nicht abheben, wenn alles perfekt scheint. Und schon gar nicht: Tage vor dem Abend loben.

Die deutschen Kicker bekommen bei der WM das Gegenteil zu spüren, und manchmal bauen ihre Ex-Kollegen den Druck erst auf. Joshua Kimmich könne der WMStar werden, meinte Lukas Podolski kürzlich. Blöderweis­e war der junge Rechtsvert­eidiger dann beim 0:1 gegen Mexiko so weit vom Gegner weg wie der Pluto vom Mond, er zeigte, dass er noch fehlerhaft ist. Genauso wie Toni Kroos. Spielt Deutschlan­ds wohl bester Kicker einen Fehlpass, wird er verteufelt, schießt er kurz darauf ein Traumtor, in den Himmel gejauchzt. Der grassieren­de WMWahn kann einen ganz schön fertig machen. Kroos hat einen interessan­ten Satz dazu geschriebe­n: „Alive“. Und am Leben zu sein bedeutet, Fehler machen und daraus lernen zu dürfen.

Zugegeben, ich habe einige der beißenden Kommentare, sei es von Fans, Experten oder Journalist­en, über die Nationalma­nnschaft nach dem 0:1 gegen Mexiko auch als unangemess­en empfunden.

Vor allem die Kritik einiger Ex-Nationalsp­ieler über ihre Nachfolger im DFB-Trikot war überzogen und schien vor allem populistis­ch. Einen Sportler mit einem toten Tier zu vergleiche­n, einfach, weil der Spruch so gut scheint und Kritik an Mesut

Özil ohnehin gerade in Mode und außerdem furchtbar einfach ist, so, wie es beispielsw­eise Mario Basler getan hat: das geht einfach nicht. Und doch sind nicht nur Medien, Experten und Fans gut beraten, einmal kurz durchzuatm­en. Toni Kroos ist ein unheimlich tolles und ungemein wichtiges Tor gelungen. Doch er war bis dahin einer der schwächere­n DFB-Kicker. Und gegen Mexiko war beinahe die gesamte DFB-Elf nicht auf der Höhe. Dies festzustel­len bedeutet nicht, dass man der Mannschaft das Ausscheide­n gönnen würde, wie Toni Kroos meinte. Schlechte Spiele darf man nicht schönreden.

Leben heißt Fehler machen und lernen Jürgen Schattmann

Schlechte Spiele darf man nicht schönreden Filippo Cataldo

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