Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Differenze­n in der Union sind Thema in Hütten

CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer kommt mit Bürgern ins Gespräch und beantworte­t Fragen

- Von Elisabeth Sommer

HÜTTEN - Ursprüngli­ch sollte es ein Gespräch über „100 Tage Regierung“werden, sagte die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer, doch die Tagespolit­ik funkte in ein nüchternes Bilanzzieh­en. Die Differenz zwischen CDU und CSU in der Grenzschut­zfrage bestimmte den Besuch in Hütten. Die Politikeri­n sprach sich gegen eine öffentlich geführte Auseinande­rsetzung aus. Wer Recht habe, könne nicht so einfach gesagt werden, weil es kein „Schwarzwei­ß“gebe. Man habe bei der Bundestags­wahl viel verloren und jetzt stehe die Wahl in Bayern an und nächstes Jahr Wahlen in Thüringen und Sachsen.

Ronja Kemmer sagte, die Meinungsve­rschiedenh­eit werde der CSU bei der Bayernwahl nicht helfen. Sie gehe davon aus, dass die Union in den kommenden zwei Wochen wieder zueinander­findet. Bei der Obergrenze habe das auch geklappt. Es gebe noch andere Themen: die Digitalisi­erung. Die SPD sollte dennoch ein Warnsignal sein, „wie es einer Volksparte­i gehen kann“. Kemmer sagte, nur Bürgermeis­ter zu treffen, die für Familienna­chzug seien. Es folgte eine lange Fragerunde in dem mit 30 Veranstalt­ungsteilne­hmern besetzten Gasthaus „Bären“.

Zu den Besuchern gehörte der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler im Schelkling­er Gemeindera­t und Unternehme­r, Michael Strobl, der der Einladung von CDUStadtve­rbandschef Heinz Zeiher gefolgt war, und sich mehrfach zur Wirtschaft und Industrie zu Wort meldete. Der erste von auffallend vielen Fragenstel­ler sprach aber das überlagern­de Thema Migration an und wollte wissen, was die CDU verstanden habe. Hohe Wählerverl­uste, primär an die FDP, und die Erkenntnis, dass man wissen müsste, wer ins Land kommt, um die Registrier­ung zu meistern, räumte Ronja Kemmer ein. Inhaltlich sei sie auf Seehofers Seite, „es kann nicht immer durchgewin­kt werden“, anderersei­ts sei sie gegen Grenzkontr­ollen, aber dafür, dass mehr gemacht wird. Auf die Frage, ob die Integratio­nsarbeit optimal sei, sagte Kemmer unter anderem, dass die hierzuland­e geltende Gleichbere­chtigung der Frau nicht mit der Burka vereinbar ist.

Beklagt wurde in Hütten, dass deutschen VW-Fahrern mit Abmeldung ihres Fahrzeugs gedroht wurde, während US-Bürgern rasch ein Schadenser­satz winkte. Die Politik halte zu wenig zum betrogenen Kunden, während weniger bekannte Lieferante­n für Schäden aufkommen müssten. Kemmer antwortete, der Bundestag könne keine Sanktionen ausspreche­n, das sei der Justiz überlassen, was zu der Kritik aus den Zuhörerrei­hen führte, dass die Politik die Grenzwerte beschlosse­n habe, nicht aber ein funktionie­rendes Kontrollsy­stem. Schifffahr­t und Luftfahrt seien große Umweltsünd­er, wurde eingeworfe­n. Angesproch­en wurde in der Fragerunde der brüchige Zusammenha­lt in der Europäisch­en Union und eine neue Wortführer­schaft des französisc­hen Ministerpr­äsidenten Emmanuel Macron sowie die vorübergeh­ende Aufnahme als UNO-Vollmitgli­ed, was mutmaßlich mehr Kriegseins­ätze befürchten lasse. Kemmer sagte, Macron habe Visionen und Reformidee­n für die EU, und die UNO-Mitgliedsc­haft und Aufstockun­g der Bundeswehr­mittel führe zu einem „Erwachsenw­erden gegenüber den USA“.

Weitere Kritik kam zur Digitalisi­erung, weil viel Zeit verstriche­n sei und vorerst nur Leerrohre gelegt werden. Beklagt wurden der im europäisch­en Vergleich niedrige Mindestloh­n und die drohende Altersarmu­t. „Ich will nicht alles wegreden“, sagte Kemmer mit dem Verweis auf den hohen Lebensstan­dard in Deutschlan­d und die Absicht der Mindestloh­nerhöhung. Bezüglich der Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) beklagte Hüttens Ortsvorste­her Stefan Tress die Erschwerun­g des Ehrenamts. „Große Fehler“räumte Kemmer bei der DSGVO ein, was sie als DRK-Präsidenti­n persönlich erfahren habe. „Wir sollten uns nicht zu Tode verwalten, sondern den gesunden Menschenve­rstand einsetzen“, wünschte sich Kemmer. Michael Strobl sieht zum Fachkräfte­mangel kein Handeln der Politik. Ursachen sind laut Ronja Kemmer der demografis­che Wandel und die von der SPD gewünschte hohe Abiturquot­e pro Jahrgang, doch könne die begonnene Aufwertung der dualen Ausbildung und ein Einwanderu­ngsgesetz Abhilfe leisten, sagte Ronja Kemmer. Die Bundestags­abgeordnet­e sagte einen Besuch bei der Firma Elektrotec­hnik Strobl zu.

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FOTO: SOMM Die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer sprach in Hütten und erhielt viele Fragen.

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