Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Flugzeuge üben große Faszination aus
400 Besucher steuern Gelände Oppingen-Au an: Erst Gottesdienst im Grünen, dann hoch in die Lüfte
OPPINGEN (memu) - Reges Interesse fand der traditionelle Familiengottesdienst im Grünen auf dem Segelfluggelände Oppingen-Au. Gut 400 Besucherinnen und Besucher ließen sich auch heuer wieder von den Mitgliedern des Luftsportvereins locken: Segelflug, Motorsegelflug und Modellflug sind für rund 60 aktive und fliegende Mitglieder der Fliegergruppe Gingen/Fils eine echte Faszination, aber auch für viele Besucher.
Der Segelflugplatz Oppingen – Au hat die Koordinaten 48 ° 33’ 26“N, 9° 49’ 7“O. Die Platzhöhe liegt bei 680 Metern oder auch „2200ft“. Frequenz: 123,15 – „Oppingen Info“. Die Landerichtung: 10/2. Dort steht Martin Sebald vor seinem Flieger Nimbus 4. Der wurde ihm für ein ganzes Jahr zur Verfügung gestellt, nachdem er sich bei einem Dreiecksflug über 700 Kilometer qualifiziert hatte. Er war unter den fünf Junioren für die größten Flüge und hat das Flugzeug vom Deutschen Aeroclub Dachverband erhalten.
Stolz auf Flugschein
Auch am Samstag vor dem Flugplatzfest ist er sieben Stunden geflogen. Mit 13 Jahren hat er damit angefangen, mit 16 Jahren stolz seinen Flugschein bekommen. Schon der Opa ist geflogen, der Vater ist Fluglehrer. Die Leidenschaft fürs Fliegen hat er schon als Kleinkind entwickelt. Jetzt steht er nur einfach da mit seinem Flieger, lässt ihn von den Besuchern bestaunen, beantwortet Fragen und ist immer bereit zu einem Plausch. Dass an diesem Tag keine Flugvorführungen stattfinden und der Verein nur Rundflüge oder Schnupperfliegen anbietet begründet er damit, dass Versicherungen und Lizenzen zu teuer seien. Beim Airliner-Treffen im kommenden Jahr, so erklärt auch Tobias Eberhardt, früher der Vorsitzende, heute der Organisator dieses Treffens, könne man dann Vorführungen erwarten und damit verbunden ein entsprechend größeres Aufgebot an Fliegern. Aber: Ein Fest wie dieses, der Kirche im Grünen, sei auch wichtig und gemütlich.
Das Organisationsteam ist seit Jahren eingespielt, der Gottesdienst am Vormittag immer gut besucht und die Merklinger Kirchenmusiker sowie der Liederkranz Nellingen sind eine treue Bereicherung.
Was den Vereinsalltag anbelangt beklagt Eberhardt aber zunehmenden Aufwand in Form von Papierbergen: „Wir haben genauso viele Formulare und Unterlagen für unsere kleinen Flieger auszufüllen wie für eine Boeing, damit ein Flugzeug ständig lufttüchtig ist. Der Aufwand ist wirklich der Gleiche.“Aktuell zahlen Flugschüler übrigens bis zum ersten Alleinflug für die komplette Ausbildung 200 Euro für alle Starts, die sie benötigen. Mit 13 Jahren dürfen sie mit dem Flugschein beginnen.
Mit dem Falken unterwegs
An diesem Sonntag steigen einige Besucher mit „Falke“in die Luft – ein kleines Motorflugzeug mit einer Reichweite von immerhin 800 Kilometern. „So ungefähr von Oppingen nach Rügen“, fügt Eberhardt hinzu, aber mit Zwischenlandungen. Als „sportliches Fliegen“bezeichnet er allerdings eher einen Ausflug mit der „Nimbus“– das Flugzeug von Martin Sebald. Wenn aber Eberhardt der Kopf mal so richtig raucht, dann schnappt er sich seinen Flieger, um abzuschalten. „Jede Sekunde ist beim Fliegen eine Entscheidung zu treffen. Man ist geistig total gefordert.“Und warum tut man das, wenn man sowieso den Kopf voll hat? „Weil man über nichts anderes mehr nachdenken kann und bei der Landung dann völlig geerdet ist. Nicht nur, weil die Maschine wieder auf dem Boden ist“, erklärt er. Also Stress zum Abschalten? „Manche liegen am Strand und grübeln, ich beschäftige mich eben mental mit der Fliegerei.“
Fahrt zum Flughafen
Und als eine Besucherin beim Kaffee verlauten lässt, dass ihr in letzter Zeit doch einige Flugzeugabstürze Angst gemacht hätten und die Maschinen hier doch so klein seien, erwidert ein anderer Besucher lachend: „Das Gefährlichste an einem Flug ist die Fahrt zum Flughafen.“