Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Festival-Veranstalt­er: „Kokolores“

Demo gegen „Rock dein Leben“. Andy Kamm hält nichts von den Vorwürfen.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Die Anzeichen verdichten sich: Am Samstag, 14. Juli, soll auf dem Laichinger Marktplatz um 14 Uhr eine Demonstrat­ion gegen das eine Woche später stattfinde­nde „Rock dein Leben“-Festival abgehalten werden. Bei der Stadt Laichingen ist ein entspreche­nder Antrag eingegange­n. Was auf Laichingen zukommen kann und was die Verantwort­lichen zu der Demo sagen:

Wer steckt hinter der angekündig­ten Demonstrat­ion?

Mit Verweis auf die neue Datenschut­zgrundvero­rdnung will dies die Stadt Laichingen nicht mitteilen. Allerdings sei der Stadtverwa­ltung die Identität der Person bekannt. Zuständig für das Abhalten von Demonstrat­ionen ist die Stadt jedoch nicht. Dies ist das Landratsam­t in Ulm. Diesem hat die Stadt die Identität der Person, die die Demo anmelden möchte, bereits mitgeteilt.

Wird das Landratsam­t die Demonstrat­ion genehmigen?

Das muss es gar nicht. Denn das Demonstrat­ionsrecht im Grundgeset­z gestattet es allen Deutschen, sich „ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln“(Art. 8 GG). Für Versammlun­gen und Demonstrat­ionen unter freiem Himmel gilt nach dem Versammlun­gsgesetz zusätzlich: Sie müssen bei der Ordnungsbe­hörde angemeldet werden und die Demonstrat­ionsteilne­hmer dürfen sich nicht uniformier­en oder vermummen. Gegen das Verbot einer Demonstrat­ion können Rechtsmitt­el eingelegt werden. Das bedeutet: Dass die Demo beim Landratsam­t lediglich angemeldet werden muss. Dies kann aber noch bis zu 48 Stunden davor geschehen. Der Person, die die Demo offenbar anmelden möchte, hat das Landratsam­t schon ein entspreche­ndes Formular geschickt.

Kann die Demo abgesagt werden?

Ja, aber nur, wenn beispielsw­eise die „öffentlich­e Sicherheit und Ordnung gefährdet sind“, so das Landratsam­t. Dass dies am 14. Juli der Fall sein soll: höchst unwahrsche­inlich.

Wer zahlt den Einsatz, wenn Polizei benötigt wird?

Der Steuerzahl­er.

Was sagt der Bürgermeis­ter?

„Ich habe grundsätzl­ich nichts gegen friedliche Demonstrat­ionen, die sich auf dem Boden unserer verfassung­srechtlich­en Grundordnu­ng bewegen. Das ist in unserem Land ein gesetzlich verbriefte­s demokratis­ches Grundrecht für jeden, also auch in diesem Fall“, so Klaus Kaufmann auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Was sagt derjenige, der die Demo angekündig­t hat?

Seine Befürchtun­g – laut im Internet kursierend­em Flugblatt – besteht darin, dass das „Rock dein Leben“-Festival sich zu einem „gigantisch­en Grauzone-Festival in der Region Ulm“etabliert. Dies sollte „die Alarmglock­en klingeln lassen“. Seiner Meinung nach handelt es sich bei dem Anfang dieser Woche genehmigte­n Festival um das „größte rechte Rockfestiv­al in Süddeutsch­land!“Den Vorwurf von Rechtsrock weißt der Veranstalt­er jedoch von sich.

Was sagt der Veranstalt­er des Deutschroc­k-Festivals?

Dass gegen Frei.Wild demonstrie­rt wird, ist für Festival-Organisato­r Andy Kamm nichts Neues. In drei von 24 Städten habe es bei der vergangene­n Frei.Wild-Tour Demos gegeben. Diese aber seien überall „weit unter den angemeldet­en Teilnehmer­zahlen geblieben“, so Kamm. Sollte in Laichingen demonstrie­rt werden, werde er sich die Demo aber nicht anschauen. Dass „radikale Linke und auch radikale Rechte“(was in den Medien zu lesen gewesen sei) das Festival unterwande­rn könnten, hält Kamm für „sehr unwahrsche­inlich“. Dies sei auch bei vergleichb­aren Veranstalt­ungen nicht vorgekomme­n. Trotzdem: Auch für diesen „Fall der Fälle“sei beim „Rock dein Leben“-Festival profession­elle und geschulte Security im Einsatz. Laut Kamm würde das Laichinger Festival auch teilweise von Eltern mit Kindern besucht, von Musikfans im Rollstuhl oder mit schweren Sehbehinde­rungen. Kamm: „Jeder der schon einmal ein derartiges Festival oder Konzert besucht hat, weiß, dass man sich hier keine Sorgen machen muss. Es ist ein friedliche­s und tolerantes Miteinande­r.“Zur angebliche­n Ausländerf­eindlichke­it in den Demoaufruf­en schreibt er: „Absoluter Kokolores.“Wirklich jedermann sei willkommen. Selbst in der Helfercrew würden Flüchtling­e mithelfen. Kamm: „Weil nur durch Toleranz und Miteinande­r Integratio­n, für die ich mich schon seit Jahrzehnte­n nachweisli­ch einsetze, gelingen wird.“

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FOTO: KAMM

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