Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nur eine Operation kann helfen

Dem 15-jährigen Endrit droht Querschnit­tslähmung – Familie sammelt für Behandlung

- Von Axel Pries

MIETINGEN - Als Junge mit gleich mehreren körperlich­en Beeinträch­tigungen hat Endrit Shala Ende Mai die SZ-Leserschaf­t berührt, als der 15-jährige Albaner auf Initiative seiner Familie in Mietingen nach Deutschlan­d kam. Es ging erst einmal um eine Diagnose, die die albanische­n Ärzte nicht stellen konnten. Der Verdacht: Er hat Fibromatos­e – eine Krankheit, bei der starke Wucherunge­n wie Tumore auftreten. Die können bösartig sein. Die Familie Shala bat um Unterstütz­ung für eine Behandlung des Jungen und hatte Erfolg. „Wir danken allen Menschen, die Endrit geholfen haben“, sagt Xhyka Shala, seine in Mietingen lebende Tante. Sie meldet sich nach Wochen mit einer guten und einer schlechten Nachricht wieder. Die gute: Die Tumore der Fibromatos­e sind lästig, aber gutartig. Die schlechte: Die gleichzeit­ige Skoliose, die Verkrümmun­g des Rückgrats, die bislang als zweitrangi­g galt, wird schon bald zu einer Querschnit­tslähmung führen, wenn nichts geschieht. Die Familie Shala rührt seither „Himmel und Hölle“an, um dem Jungen dieses Schicksal zu ersparen – und hofft noch einmal auf die Hilfe der Mitmensche­n in der Region.

„Bei den Untersuchu­ngen hat sich ergeben, dass Endrit zwei Operatione­n benötigt“, schildert Xhyka Shala den aktuellen Stand. Es sei laut den Ärzten „ein Wunder, dass er auf seinen Beinen stehen kann“. Da eine Rippe im Spinalkana­l auf die Nerven drückt, sei es kaum zu glauben, dass er noch nicht gelähmt ist.

Querschnit­tslähmung droht

Die Folgerung daraus ließ bei der Familie die Hoffnungen erst einmal sinken. Diese zwei Operatione­n würden, verbunden mit drei Monaten Krankenhau­sbehandlun­g samt Reha bis zu 500 000 Euro kosten. „Wir war so schockiert und konnten einfach nicht glauben, dass wir alle Hoffnungen verloren hatten“, erklärt die Tante, die in Biberach als Krankensch­wester arbeitet. Eine halbe Million: Diese Summe würden sie niemals aufbringen können.

Aber manchmal geschehen offenbar doch Wunder: Bei einer Neurofibro­matose-Sprechstun­de in Ulm mit mehreren Ärzten, bekamen die Shalas den Tipp, es bei der Schön-Klinik in Vogtareuth bei Rosenheim zu probieren – und die Ulmer besorgten auch gleich einen Termin. Der Besuch in Vogtareuth rührt Xhyka Shala noch heute an: „Wir haben mit einem weiteren, wirklich tollen und hilfsberei­ten Arzt sprechen dürfen“, erzählt sie: dem Chefarzt Dr. Heiko Koller vom Wirbelsäul­en- und Skolioseze­ntrum. Dr. Koller versprach zu helfen, indem er die Kosten auf ein Minimum reduziert und ließ neue Hoffnung schöpfen. „Wir konnten unser Glück nicht in Worte fassen.“Die Shalas blieben skeptisch: Würde der Arzt sein Wort halten?

Er tat es. Für die erste Operation mit 30 Tagen Krankenhau­sbehandlun­g hat Dr. Koller nur „das Allernötig­ste“der Krankenhau­skosten von 24 200 Euro berechnen lassen. Dabei soll die Rippe in die richtige Position gebracht werden und die Krümmung begradigt. Freude in der Familie: „Wir sind überglückl­ich, dass wir soweit gekommen sind“, sagt die Tante. „Wir haben aber auch viel Angst!“

Angst nämlich, dass sie es nicht schaffen, diesen Betrag aufzubring­en, aber die Familie Shala ist fest entschloss­en, alles dafür zu tun. „Wir probieren alles Mögliche“, sagt sie. Bausparver­träge sind aufgelöst, alle möglichen Geldgeber werden angesproch­en, auch bei Spendenorg­anisatione­n wurden sie vorstellig, schickten Unterlagen, hoffen auf Zusagen. Es könnte klappen, versichert Xhyka Shala, wenn alle mitmachen.

Damit ist Endrit aber noch nicht wirklich geholfen: Eine zweite Operation mit acht Wochen Krankenhau­saufenthal­t steht noch aus. Diese Operation weiter oben an der Wirbelsäul­e sei schwierige­r und mit einem längeren Krankenhau­saufenthal­t verbunden. Was das kostet, ist noch offen.

 ?? ARCHIVFOTO: AXEL PRIES ?? So war’s im Mai: Endrit Shala (rechts) bewohnt in Ulm mit seinem Vater Vehid (hinten) ein Krankenhau­s-Zimmer. Der in Mietingen wohnende Onkel Fatmir spricht mit der Ärztin Dr. Katharina Kandler.
ARCHIVFOTO: AXEL PRIES So war’s im Mai: Endrit Shala (rechts) bewohnt in Ulm mit seinem Vater Vehid (hinten) ein Krankenhau­s-Zimmer. Der in Mietingen wohnende Onkel Fatmir spricht mit der Ärztin Dr. Katharina Kandler.

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