Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Karlstraße wird an Wochenenden für Verkehr gesperrt
Blaubeurer gehen in Testphase für die „Hauptschlagader“im Zentrum – Ziel: mehr Aufenthaltsqualität
BLAUBEUREN - Es ist der Versuch, die Aufenthaltsqualität in der Blaubeurer Innenstadt mit einem Schlag zu erhöhen: Die Karlstraße – sozusagen die Hauptschlagader für den Straßenverkehr im Zentrum – soll an Samstagen und Sonntagen für eben diesen gesperrt werden. Grünes Licht dafür gab es jüngst bei den Mitgliedern des Gemeinderates – allerdings nicht ohne Diskussion.
Zum Hintergrund: Die Fraktion Freie Wähler hatten den Antrag gestellt, über die Sperrung der Karlstraße im Innenstadtbereich für den Durchgangsverkehr an Wochenenden zu beraten. Der Antrag wurde dahingehend begründet, als dass die untragbaren Zustände beim verkaufsoffenen Sonntag im April angebracht wurden. Es seien gefährliche Situationen zwischen Autofahrern und Fußgängern entstanden – vor allem im Bereich der Eisdiele. Deswegen habe der Antrag das Ziel, den Blaubeurern sowie deren Gästen eine ungestörte Aufenthaltsqualität zu bieten.
Die Empfehlung der Stadtverwaltung: Hauptamtsleiter Reiner Striebel zeigte in der Sitzung auf, dass es mehrere verkehrsrechtliche Möglichkeiten gebe. Letztlich gehe es dann um die Umsetzung und den damit verbundenen Aufwand. Klar sei auch: Wenn an einer Stelle entlastet wird, wird eine andere wiederum belastet. Das Thema sei allerdings nicht neu und im Bereich der Innenentwicklung habe man sich bereits häufiger – auch mit Bürgerbeteiligung – damit befasst. Eingebunden waren laut Striebel beispielsweise der Wir-Verein oder auch der Arbeitskreis Blautopf. Die Empfehlung der Stadtverwaltung: Die Karlstraße vom Becka Beck bis zum Rathaus sperren; auf die Blautopfstraße aufgrund der Arbeiten am Rossmarkt derzeit auf eine Sperrung verzichten. Zudem solle es zunächst eine Testphase geben, um den Verkehr und die Auswirkungen zu beobachten. Daraufhin soll ein „schlüssiges Konzept“erarbeitet und vorgestellt werden.
Das sagen die Fraktionen: „Ein klares Ja“, so Markus Gebhardt (Freie Wähler). Er möchte allerdings keine Verkehrsverdrängung und regte deswegen an, auch die Webergasse zu sperren. Dazu stellte er einen Geschäftsordnungsantrag. In welchem Bereich die Sperrung erfolgen könnte, soll eruiert werden. Auf die Frage, wann die Testphase beginnen kann, merkte Bürgermeister Jörg Seibold (parteilos) an, dass er zunächst die „Betroffenen“informieren möchte. „Diese Zeit sollten wir uns geben“, sagte das Stadtoberhaupt. Eine gute Absprache mit Anwohnern und Gewerbetreibenden sei ihm sehr wichtig. Die Interimslösung würden die Freien Wähler mittragen.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Christel Seppelfeld dazu: „Es ist ein schwieriges Thema, das keine leichte Lösung erwarten lässt. Aber es lohnt sich, es anzugehen.“Die Sozialdemokraten könnten den Antrag der Freien Wähler definitiv unterstützen. Seppelfeld regte an, jenen Bereich bis zur Eisdiele, also bis zur Rittergasse, trotzdem zu sperren. Außerdem sagte die Ratsfrau: „Es ist unerlässlich, die Ergebnisse des Arbeitskreises Blautopf einzubeziehen.“
Seitens der CDU-Fraktion gab es ebenfalls ein positives Signal. Dennoch merkte der Fraktionsvorsitzende Reiner Baur an, dass es schwierig wird, eine vernünftige Verkehrsführung zu schaffen. Er hoffe auf ein schlüssiges Konzept und möchte dieses gerne abwarten. Christdemokrat Martin Vonier zeigte ein weiteres mögliches Problemfeld auf. Es sollte nicht unterschätzt werden, dass an zentraler Stelle auch zwei Hotelbetriebe beheimatet sind. „Ich sehe also auch existenzielle Bedenken“, meinte er mit Blick auf die Laufkundschaft. Deswegen könne er nicht so ohne Weiteres zustimmen.
Ganz anders meldete sich Michael Köpf (Bündnis 90 / Die Grünen) zu Wort: „Wir sehen einen positiven Effekt. Eine gute Beschilderung ist dann wichtig.“
Der Beschluss: Das Gremium einigte sich darauf, dass zunächst ein schlüssiges Konzept zur Verkehrsführungund Lenkung vorgelegt wird. Der Bereich der Karlstraße von Becka Beck bis Rathaus wird befristet am Wochenende bis Ende Oktober gesperrt. Busse, Lieferverkehr und Anlieger sind frei. Zeitgleich soll auf Möglichkeiten für die Webergasse geschaut werden. Geprüft wird die inklusive Sperrung bis zur Eisdiele.