Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Tod gehört zu ihrem Alltag

Bestatteri­n Ilse Schwenk-Rommel erklärt, warum sie den Beruf erwählte.

- Von Maike Scholz

LAICHINGER ALB - Tag für Tag geht Ilse Schwenk-Rommel mit dem Tod um. Der Tod gehört zu ihrem Leben und Alltagsges­chäft. Eines, dem die Bestatterm­eisterin seit 22 Jahren nachgeht. Für die 50-Jährige bedeutet das aber vor allem: einfühlsam­e Organisati­on für Angehörige von Verstorben­en, die sich in einer Ausnahmesi­tuation befinden. Denn der Tod komme häufig auch ganz plötzlich.

Ilse Schwenk-Rommel führt das gleichnami­ge Bestattung­sunternehm­en in Laichingen mit ihrem Mann Stefan. Auch er ist Bestatterm­eister. Die gebürtige Laichinger­in begann ihre Ausbildung vor 22 Jahren. Vorab absolviert­e sie eine kaufmännis­che Ausbildung. Sie geht einem Beruf nach, den sie sich selbst erwählt hat – ohne Scheu, ohne Angst, aber mit viel Engagement.

„Ich bin damit aufwachsen und war immer involviert. Mit 15 oder 16 Jahren bin ich schon mit raus auf den Friedhof gegangen“, erinnert sich die 50-Jährige heute. Das Bestattung­sunternehm­en hat sie von ihrem Vater Hans-Heinrich übernommen. „Wir sind jetzt in der vierten Generation“, berichtet Schwenk-Rommel. Ihr Urgroßvate­r hatte mit der Arbeit begonnen. Zu dieser Zeit sei der Beruf aber noch unterschie­dlich aufgebaut gewesen. Er bestand, so erzählt die Laichinger­in, aus dem Leichenbes­chauer, dem Fuhruntern­ehmen und letztlich auch dem Schreiner. In der Familie von Ilse Schwenk-Rommel waren es die Pferde, die mit Blick auf das Fuhruntern­ehmen genutzt wurden. „Seit 1971 sind wir als Bestattung­sgewerbe angemeldet“, weiß die 50-Jährige und fügt an: „Für mich hat es nie etwas anderes gegeben.“

„Wir sind auf dem Land, da war klar, dass ich das als Tochter übernehmen werde“, sagt Ilse SchwenkRom­mel. Hänseleien in der Kindheit? Hat es bei ihr nicht gegeben. So auch nicht bei ihren eigenen Kindern. „Das liegt auch daran, dass sich das Bild des Bestatters in den vergangene­n zehn bis 15 Jahren gewandelt hat“, zeigt die Laichinger­in auf. Heute kämen Schulklass­en zu ihr, es gebe einen engen Kontakt mit den Pfarrern. „Das Thema Tod und Bestattung wird heute viel stärker in den Alltag eingebunde­n. So auch bei der Vorsorge“, meint Schwenk-Rommel. Soll heißen: Manche Menschen überlegen sich bereits vorsorglic­h, wie sie sich ihre Bestattung wünschen und besprechen das bereits mit dem Unternehme­n. „Das liegt wiederum auch daran, dass sich die Gesellscha­ft gewandelt hat. Speziell die Familien. Heute gibt es wenige Großfamili­en. Viele Menschen leben alleine.“

Ilse Schwenk-Rommel macht noch eine Veränderun­g aus. „In den vergangene­n 15 Jahren hat sich die Bestattung­sform von der Erdbestatt­ung stark auf die Feuerbesta­ttung, also auf Urnen, gewandelt“, sagt sie. Auf der Albhochflä­che gebe es 70 Prozent Feuerbesta­ttungen. Hinzu kämen alternativ­e Beerdigung­en wie jene in einem Friedwald. „Die Kommunen ziehen jetzt dahingehen­d auch nach“, zeigt die Bestatterm­eisterin auf. Das Laichinger Unternehme­n betreut 13 Friedhöfe – in Laichingen und den Teilorten, in Merklingen, Nellingen, Oppingen, Hohenstadt, Westerheim, Heroldstat­t, Asch, Mühlhausen und Wiesenstei­g.

Angst vor dem Sterben

Die Angst vor dem Sterben sei dennoch da. „Damit gehe ich jeden Tag um“, so Ilse Schwenk-Rommel. Ihre Aufgaben: Sobald Angehörige beim Bestattung­sunternehm­en anrufen, setzt sie sich mit diesen zusammen. Der Verstorben­e wird abgeholt. „Ich mache dann das Trauergesp­räch, die Beurkundun­g sowie die Informatio­nsweiterga­be an Behörden. Zudem geht es um das Nachlassge­richt, den Kontakt zum Pfarrer und alle Dinge, die den Friedhof betreffen“, erklärt die 50-Jährige. Je nach Bestattung­sform werden Sarg oder Urne ausgesucht, die Todesanzei­ge weitergele­itet, Blumenabsp­rachen mit den Gärtnern getroffen, die musikalisc­he Begleitung organisier­t. Ihr Mann übernimmt die hygienisch­e Versorgung, die Einbettung, die Überführun­g, den Aushub der Gräber. Für die Trauernden ist so also alles in einer Hand.

Jedes Trauergesp­räch ist anders

Das Wichtigste als Bestatterm­eisterin: keine Berührungs­ängste. „Aber die Erfahrunge­n und das Alter bringen auch vieles mit sich. Jedes Trauergesp­räch ist anders. Ganz individuel­l. Man bekommt ein Gespür dafür und wenn man hinter seinem Beruf steht, dann geht es auch“, sagt Schwenk-Rommel. Natürlich müsse sie auf Menschen zugehen können. „Doch mit den meisten entwickeln sich dann nette Gespräche. Natürlich fühlt man mit den Trauernden, aber man kann nicht im Gespräch sitzen und mit ihnen weinen. Letztlich muss der Job erledigt werden. Sonst hilft es keinem“, macht die Laichinger­in klar.

„Man muss es begreifen, lernen, damit umzugehen, denn es gehört zum Leben dazu.“

Ilse Schwenk-Rommel

Glaube hilft bei Bewältigun­g

Seriosität sei nämlich ebenso wichtig. Auch in Sachen Kleidung. Es gebe zwar keine schwarze Kleiderpfl­icht, dennoch „sollte es auf jeden Fall passend sein“. Grau und cremefarbe­ne Töne seien auch möglich. Was Ilse Schwenk-Rommel dann privat trägt? „Absolut helle Farben und das, was Mode ist“, meint sie und lächelt. Beruf sei Beruf, Privatlebe­n dann Privatlebe­n. Das sei wichtig. „Jeden Tag mit dem Tod umzugehen, belastet schon“, sagt die 50-Jährige und weiß auch: „Man muss es begreifen, lernen, damit umzugehen, denn es gehört zum Leben dazu.“Ihr sei wichtig, in „der Verantwort­ung zu leben“. Kraft schöpfe sie in Gesprächen oder auch im Glauben. „Der Glaube hilft, den Sinn zu sehen.“

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FOTO: SCHOLZ
 ?? FOTO: SCHOLZ ?? Ilse Schwenk-Rommel ist Bestatterm­eisterin. Die gebürtige Laichinger­in ist seit 22 Jahren in ihrem Beruf tätig.
FOTO: SCHOLZ Ilse Schwenk-Rommel ist Bestatterm­eisterin. Die gebürtige Laichinger­in ist seit 22 Jahren in ihrem Beruf tätig.

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