Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Jogi Löw macht weiter: Das sagen die Kollegen
Nationalmannschaft Coaches im Bezirk schwanken zwischen Zuversicht und Skepsis
NEU-ULM/ILLERTISSEN - Die Nachricht machte seit dem gestrigen Mittag die Runde, ein paar Stunden später wurde sie vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bestätigt: Joachim Löw macht trotz des historischen Vorrunden-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland als Bundestrainer weiter. Wir haben uns bei seinen Kollegen im Bezirk umgehört, was sie von dieser Entscheidung halten.
Uli Klar (Trainer TSV Obenhausen): „Ich finde es gut, dass nicht nach einem schlechten Turnier alles über den Haufen geworfen wird. Letztlich war es ja die Entscheidung von Löw und offensichtlich hat er noch genug Energie und Ideen, um den notwendigen Umbruch zu bewerkstelligen. Dass es so nicht weitergehen kann, das weiß er sicher selbst. Es muss und wird personelle Veränderungen geben und auch taktisch zeigt sich gerade bei dieser Weltmeisterschaft ein neuer Trend. Defensivstarke Mannschaften mit Konterqualitäten kommen weiter, sogar die Brasilianer spielen inzwischen ein Stück weit so. Dominant und offensiv auftretende Teams wie Deutschland und Spanien sind dagegen ausgeschieden. Letztlich taugt wahrscheinlich auch genau dieser Job Löw sehr gut. Als Bundestrainer hat er vergleichsweise viel Muße, er kann sich in Ruhe das eine oder andere Spiel anschauen. Ich glaube nicht, dass er irgendwelche Ambitionen als Vereinstrainer hat.“
Christoph Schregle (Trainer SV Tiefenbach): „Ich traue es Joachim Löw zu, dass er mit der deutschen Nationalmannschaft die Kurve kriegt. Schließlich hat er in der Vergangenheit bewiesen, dass er ein guter Trainer ist. Völlig sicher bin ich mir da aber nicht. Löw hat bei dieser Weltmeisterschaft Fehler gemacht,
so wie jeder Trainer Fehler macht. Ich habe beispielsweise nicht verstanden, warum man nach dem Spiel gegen Schweden die Mannschaft auf mehreren Positionen verändern musste. Andererseits muss eine deutsche Nationalmannschaft in jeder beliebigen Besetzung gegen Südkorea gewinnen und damit sind wir beim Punkt: Die Fehler von Löw waren nicht der entscheidende Grund dafür, dass Deutschland in der Vorrunde ausgeschieden ist. Dafür gab es andere Ursachen wie den Mangel an Leidenschaft, Herz und Kampfgeist.“Mutige Entscheidung
Ronny Tegatz (Trainer SGM Aufheim/Holzschwang): „Das ist eine mutige Entscheidung von Löw und ich hoffe sehr, dass er dafür belohnt wird. Restlos überzeugt bin ich davon nicht und ob diese Entscheidung richtig war, das werden wir vielleicht erst bei der Europameisterschaft in zwei Jahren erfahren. Letztlich sehe ich aber auch weit und breit keine wirkliche Alternative zu Joachim Löw. Der DFB will ja immer einen Visionär in diesem Amt und den gibt es auf dem Trainermarkt nicht.“
Johnny Schewetzky (Trainer TSV Kettershausen): „Ich halte vom Trainer Joachim Löw prinzipiell sehr viel und ich will seine großen Verdienste für den deutschen Fußball und seine Erfolge auf keinen Fall schmälern. Aber nach zwölf Jahren hätte ich es gut gefunden, wenn mal ein frischer Wind rein kommt. Ich hätte mich an seiner Stelle vermutlich dafür entschieden, es gut sein zu lassen. Ich sehe auch durchaus Alternativen zu Löw. Christian Streich wäre eine, wenn er nicht an den SC Freiburg gebunden wäre. Der hat im Verein bewiesen, dass er eine Mannschaft formen und dass er dank seiner hohen Sozialkompetenz Teamspirit erzeugen kann. Auch vom früheren Stuttgarter Trainer Hannes Wolf halte ich eine Menge.“