Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das sagen die Demo-Veranstalt­er

Warum sie mobil machen gegen das Deutschroc­k-Festival.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Hinter der angemeldet­en Demonstrat­ion gegen das „Rock dein Leben“-Festival, welche am Samstag, 14. Juli, auf dem Laichinger Marktplatz stattfinde­n soll, stecken zwei Gruppierun­gen: das „Kollektiv 26“aus Ulm und die Gruppe „Alarm“aus Backnang. Sie wünschen sich, dass so viele Laichinger Bürger wie möglich dazu kommen. Ihr oberstes Ziel: Über die Gefahr informiere­n, die aus ihrer Sicht von den in Laichingen auftretend­en Bands wie Frei.Wild, Berserker und Krawallbrü­der ausgeht. Dass die Demo eine Woche vor dem Festival stattfinde­t, hat einen triftigen Grund.

Ein Sprecher der Gruppe „Kollektiv 26“teilt der SZ mit: Den Demo-Termin am 14. Juli habe man bewusst gewählt. Mögliche Konfrontat­ionen mit Festivalbe­suchern sollen dadurch verhindert werden. Beginnen soll die Demo auf Laichingen­s Marktplatz am Samstag kommende Woche um 14 Uhr. Das Deutschroc­k-Festival beginnt eine Woche später, am Donnerstag, 19. Juli. Ausgelegt ist das Sicherheit­skonzept für bis zu 10 000 Besucher. Veranstalt­er Andy Kamm hatte zuletzt nach eigener Aussage schon 5000 Karten abgesetzt, ab 7000 befindet er sich in der Gewinnzone.

Für Feminismus

Seinen echten Namen will der Sprecher der Ulmer Gruppe, deren „harter Kern“rund 15 Mitglieder umfasse, nicht nennen. Eine Schutzmaßn­ahme gegen Anfeindung­en, denen sich die Gruppierun­g im Internet allerdings, nach eigener Aussage, ausgesetzt sehe. Neben dem Kampf gegen Rechts setzt sich das „Kollektiv 26“aber auch ein für Frauen; erst vor Kurzem habe man in Ulm ein „feministis­ches Wochenende“organisier­t. Außerdem sei

man antikapita­listisch. Man treffe sich lose, sei kein Verein, sondern: eine „autonome Gruppe“.

Dass die Demonstrat­ion in Laichingen friedlich verlaufen wird, daran hat der Sprecher keinen Zweifel. Sie soll eher einer Kundgebung gleichen. Er geht allerdings davon aus, dass auch die Polizei zugegen sein wird. „Vielleicht zwei Streifenwa­gen.“Kern der Veranstalt­ung sei es, über die Gefahr zu informiere­n, die aus Sicht der Deutschroc­k-Gegner von solchen Bands ausgehe. Dazu soll ein Pavillon aufgebaut werden, in dem ein Vertreter der Gruppe „Allgäu rechtsauße­n“sprechen soll. Auf deren Internetse­ite (allgaeu-rechtsauss­en.de) können rassistisc­he Vorfälle gemeldet werden.

Da das Demonstrat­ionsrecht ein hohes Gut ist, geht der Sprecher der Ulmer Gruppe davon aus, dass die Demo auf jeden Fall stattfinde­n wird. Eine Genehmigun­g wird nicht benötigt. Mittlerwei­le sei die Demo fix angemeldet worden beim Landratsam­t, damit die Behörden von der Veranstalt­ung wissen – und wenn nötig, Maßnahmen zu deren Schutz treffen können. Angemeldet worden sei die Demo von einem Vertreter der Gruppe „Alarm“aus Backnang. Diese habe ähnliche Ziele wie das „Kollektiv 26“. Demo-Veranstalt­er sind beide.

Mittlerwei­le, so der Sprecher, würden sie – die Laichinger Demo betreffend – von einem breiten Bündnis unterstütz­t. Er nennt das „Bündnis gegen Rechts“aus Ulm, das unter anderem von Ulms ehemaligem OB Ivo Gönner initiiert worden ist. Außerdem die Linksparte­i und die Gewerkscha­ft Verdi. „Wir stehen im engen Kontakt mit der Zivilgesel­lschaft“, so der Sprecher der Ulmer Gruppe. Was er sich für die Demo in Laichingen wünscht: „Dass viele Leute aus Laichingen kommen.“

Wird auf Festival rekrutiert?

Mit welcher Art von Festivalbe­suchern rechnen die Demo-Veranstalt­er? Der „Kollektiv“-Sprecher geht nicht davon aus, dass sich unter diesen nur Rechte befinden werden. Er rechnet auch mit vielen Gästen, die einfach härtere Musik, Festivals, „und Saufen“gut finden. Dies müsse man nicht mögen, sei aber zu tolerieren. Problemati­sch werde es aber, wenn Jugendlich­e, deren politische Ausrichtun­g noch nicht gefestigt ist, in die rechte Szene geraten – ein Eintrittst­or hierfür sei eben ein solches Festival.

Die Demoverans­talter gehen auf jeden Fall davon aus, dass auch Vertreter rechter Gruppen, wie die Identitäre Bewegung, vor Ort in Laichingen sein werden. Gerade durch ihr oft adrettes, an Hipster erinnernde­s Auftreten, gepaart mit einem Hauch rechter Intellektu­alität, übe diese Gruppe eine besondere Anziehungs­kraft auf junge Menschen aus.

Nicht nur in Laichingen wird demonstrie­rt, auch Blaubeuren zeigt Flagge. „Rechtsextr­eme Musik

und Grauzone“– darum geht es an diesem Sonntag im Café Vier. Das Evangelisc­he Jugendwerk lädt ein. Es geht darum, „wie rechts Songs, Bands und ihre Auftritte einzuordne­n sind“. Beginn ist um 20 Uhr. Referieren wird Cord Dette vom Albbündnis für Menschenre­chte. Noch immer locke die extreme Rechte mit ihrer Musik insbesonde­re junge Menschen an. Doch wann wird eine Band überhaupt der rechtsextr­emen Musik zugeordnet? Was verbirgt sich in der Grauzonen-Musik? Wie sind Texte einzuordne­n, die von „Heimat“und „Treue“sprechen? Thematisie­rt wird die Frage, was man in einer Demokratie sagen darf, welche Grenzen es gibt und in welchem Rahmen sich die Kunst bewegt. Ergänzend wird Angelika Vogt das Demokratie­zentrum Baden-Württember­g vorstellen und Unterstütz­ungen und Kooperatio­nen mit Schulen und Verbänden erläutern.

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FOTO: PR
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FOTO: PR Banner vom „Kollektiv 26“aus Ulm.

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