Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Staunen über die große Krippe in Ave Maria Deggingen
Pater Felix Krause berichtet beim Kreisseniorentag in Deggingen von seinem Mönchsein im Kapuzinerorden
DEGGINGEN (sz) - Das bekannte Kloster Ave Maria in Deggingen im Filstal wird in seiner jetzigen Form zum 28. Oktober aufgelöst. Die drei Patres und der Bruder verlassen den Ort. Vergangene Woche erinnerte sich Pater Felix Krause beim Kreisseniorentag in Deggingen im Canisiusheim vor 120 Zuhörern an seine siebeneinhalb
Jahre, die er in Ave
Maria verbrachte. Unter den
Gästen waren auch einige aus dem Gebiet der Laichinger Alb, so etwa aus Westerheim.
Dem
Vortrag war eine Messfeier in der berühmten Wallfahrtskirche vorausgegangen. Während seines bisherigen Mönchseins lebte Pater Felix in insgesamt zehn Klöstern des Kapuzinerordens, was einigermaßen ungewöhnlich ist angesichts des „stabilitas loci“, des Wirkens an einem bestimmten und festen Ort. Das sei einer der Grundsätze des Mönchseins. Aber wenn er immer an einem Ort geblieben wäre, wäre er eben nicht nach Deggingen gekommen, und das wäre schade gewesen, meinte er in seinen Erinnerungen. Verschiedene Wohnsitze und die damit einhergehenden Änderungen, mit denen man umgehen müsse, hätten ihm dabei geholfen, „dass man auch im Kopf nicht einengt“, so der Pater in seine Rede.
Als er im Jahre 2010 kurz vor der Adventszeit nach Ave Maria kam, staunte er nicht schlecht, als dort die Krippe aufgebaut wurde. Die Größe und der Detailreichtum locken seit Jahrzehnten viele Besucher in der Weihnachtszeit an, besonders auch Kinder lieben die Schönheit dieser Krippe. „Mein persönliches Einfinden in die neue Gemeinde ging recht schnell vor sich“, erzählte der Pater gegenüber den aufmerksam zuhörenden Senioren. Bereits drei Tage nach seiner Ankunft habe ein Gemeindefest stattgefunden, bei dem er viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter kennenlernte und sich über die vertrauensvolle Zusammenarbeit freute. Während seiner Zeit in Deggingen seien einige Baumaßnahmen in der Seelsorgeeinheit angestanden, die Pater Felix mit dem Grundgedanken leitete, dass lebendige Seelsorge für die Menschen da ist und Gebäude der Gemeinde dienen sollen und nicht umgekehrt.
Zum Kloster Ave Maria sagte er, dass der Zustrom zu diesem Ort nach wir vor ungebrochen sei. Große und kleine Wallfahrtsgruppen, Einzelpersonen, Familien würden den Ort gerne aufsuchen und dahin pilgern. Hochzeiten aller Schattierungen würden dort gefeiert.
„Ein Ort des Gebets“
„Ave Maria darf nicht zurückgefahren werden“, so sein mehrmaliger Aufruf. Die Menschen brauchen diesen Ort zwischen Ulm und Stuttgart, Tübingen und Aalen. „Ave Maria gehört dem Volk“, betonte er. Dieser Ort sei nicht einfach eine zu verwaltende Immobilie, hier würden andere Maßstäbe gelten. Und weiter erklärter er: „Es ist ein Ort des Gebets, ein Ort, an dem sich manches wieder in eine neue Richtung bewegen kann, ein Ort, den die Menschen brauchen.“Viel Beifall folgte auf diese Worte von Pater Felix Krause, der Ende Oktober in das Kapuzinerkloster nach Innsbruck umziehen wird.
Wie bereits berichtet gibt der Kapuzinerorden nach fast 90 Jahren sein Kloster Ave Maria Deggingen im Bistum Rottenburg-Stuttgart auf. Ende Oktober dieses Jahres soll die Entscheidung der Leitung der Deutschen Kapuzinerprovinz umgesetzt werden. Die Auswirkungen der Überalterung in der Ordensgemeinschaft und des Mangels an Berufungen seien zunehmend spürbar, teilten die Kapuziner mit. Aufgaben würden reduziert und neu verteilt, Angestellte und Ehrenamtliche übernähmen diverse Dienste.
„Dafür sind wir sehr dankbar, aber auch dadurch können wir die Präsenz der Kapuziner längerfristig nicht sichern“, hatte der Provinzial der Kapuzinerprovinz, Bruder Marinus Parzinger, im vergangenen Jahr erklärt, als die Schließung bekannt gegeben wurde. Die Altersstruktur zwinge zur Konzentration, denn der Zuwachs an jungen Ordensbrüdern könne die Überalterung nicht aufwiegen. „Daher kommen wir an Klosterschließungen leider nicht vorbei“, hatte er erklärt. Eine „dauerhafte abwartende Haltung und Überforderung“der wenigen Kapuzinerbrüder in Deggingen sei keinem der Beteiligten gegenüber fair, so der Leiter der Kapuziner.
Die zum Dekanat GöppingenGeislingen gehörende Wallfahrtskirche Ave Maria in Deggingen ist seit Jahrhunderten ein gut besuchter Wallfahrtsort. 1929 kamen Kapuziner nach Ave Maria, drei Jahre später wurde das Kloster errichtet. Der Diözesanbischof übertrug dem Orden die Seelsorge an der Wallfahrtskirche. Diese wurde von 1716 bis 1718 errichtet, 2016 gedachte man der Grundsteinlegung der Kirche vor 300 Jahren. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung würden die Verantwortung und das Nutzungsrecht an die Diözese zurückzugeben, hieß es.