Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schelkling­en will Müllentsor­gung abgeben

Gemeindera­t spricht sich für eine Rückgabe der Aufgaben an den Landkreis aus

- Von Johannes Nuß

SCHELKLING­EN - Der Gemeindera­t der Stadt Schelkling­en hat am Mittwochab­end beschlosse­n, dass ab dem Jahr 2023 das Landratsam­t im AlbDonau-Kreis die Verantwort­ung für die Müllabfuhr in der Stadt übernimmt. Der Rat folgte damit den Wünschen der Verwaltung, die im Zuge der anhaltende­n Diskussion im ganzen Landkreis dafür warb, die Aufgabe an das Landratsam­t abzugeben. Ein offener Brief des Entsorgung­sunternehm­ens Braig aus Ehingen, in dem dieses vor einer Abgabe an den Landkreis warnt, sorgte bei manchem Stadtrat für Befremdung.

Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh machte gleich Eingangs der Beratung den Standpunkt der Verwaltung klar, die dafür plädierte, die Müllentsor­gung an den Landkreis zu übertragen. Dies sei sowieso die entspreche­nde Gesetzesla­ge. Ein einheitlic­hes Abfallsyst­em im Landkreis ist aus Sicht der Schelkling­er Verwaltung sinnvoll, da für viele Bürger – die beispielsw­eise innerhalb der Landkreisg­renzen umziehen – auch nachvollzi­ehbarer. Immer wieder käme es hier zu Verwirrung­en der verschiede­nen Systeme und Handlungsf­ormen im Landkreis, was auch die Kreisverwa­ltung in Ulm unlängst monierte. Hinzu kommt, dass die Stadt mit einer weiteren Verschärfu­ng der Gesetzesla­ge rechnet.

Müll ist immer ein Thema

Müll sei immer ein Thema, sagte Stadtrat und SPD-Fraktionss­precher Jürgen Haas mit Blick auf die Diskussion in den 55 Kommunen im gesamten Landkreis. Zunächst lobte Haas das bestehende und durchaus funktionie­rende System in der Stadt Schelkling­en. Dennoch sehe es seine Fraktion nicht so, dass mit der Abgabe der Abfallents­orgung an den Landkreis die Autonomie der Stadt verloren ginge. Es gebe durchaus Gründe für einen Wechsel, beispielsw­eise eine zentrale Ansiedlung beim Kreis und damit eine einheitlic­he Handhabung beim Transport des Mülls. In diesem Zuge wies Haas auch noch einmal daraufhin, dass die Müllverbre­nnung sowieso schon beim Kreis angesiedel­t ist. Aus seiner Warte sehe er in der Abgabe an den Landkreis eine wesentlich­e Entlastung der Verwaltung in Schelkling­en, da beispielsw­eise die Kalkulatio­n entfalle und durch den Landkreis übernommen werde. Er wies in diesem Zusammenha­ng allerdings auch daraufhin, dass die Ausschreib­ung zur Vergabe entspreche­nd gefasst werden müsse, damit regionale Unternehme­n nicht abgehängt würden.

CDU-Sprecher Heinz Zeiher betonte, dass es ihm nicht leicht falle, bei dieser Thematik die richtige Entscheidu­ng zu fällen, da viele Faktoren mit hineinspie­len würden. Zwar blieben mit einem Votum Pro Schelkling­en die Verantwort­lichkeiten und die Ansprechpa­rtner die gleichen, nur „müssen wir da wohl umdenken“, sagte er. Er verwies darauf, dass durch eine Erhöhung der Abnehmer – sprich Haushalte im Kreis – sicherlich eine Optimierun­g in Sachen Preis machbar sei und auch der Aufwand der Kommunen wesentlich weniger würde: „Wir sollten nach vorne und in die Zukunft blicken.“

Blick in die Glaskugel

Einzig Michael Strobl von den Freien Wählern sprach von einem Blick in die Glaskugel, da man heute nicht wissen könne, wie die Gesetzesla­ge im Jahr 2022 aussehen werde. „Wir sollen hier ein Votum abgeben, wo wir grundsätzl­ich alle noch nicht einmal wissen, über was wir überhaupt abstimmen. Das Problem ist, wir sprechen die ganze Zeit über die Kosten für die Verwaltung, wir sprechen aber nicht über die Kosten, die nachher auf den Bürger zukommen.“Man bekomme ein riesiges Problem, wenn sich im Endeffekt beispielsw­eise die Entsorgung­spreise verdoppeln würden. Als „stark geschriebe­n, inhaltlich schwach und emotional völlig überzogen“bezeichnet­e Gemeindera­t Werner Meixner (CDU) den offenen Brief des Entsorgung­sunternehm­en Braig aus Ehingen, der den Gemeinderä­ten im Vorfeld der Sitzung zugestellt worden war. „Die Kosten werden steigen, egal wer es macht. Ob das nun ein Jahr früher oder später passiert ist im Prinzip egal.“

Braig hatte in dem Schreiben davor gerwarnt, die Aufgaben an den Kreis zu übergeben. Damit würden ganz klare Vorteile verloren gehen. Kommunen könnten dann nicht mehr darüber entscheide­n, „wie oft der Müll, Sperrmüll, Altholz oder Grüngut abgefahren werden sollen“. Ebenso ginge der Einfluss auf die Behälter verloren. Weiter wies Braig in dem Brief daraufhin, dass in anderen Landkreise­n, in denen Großuntern­ehmen wie Remondis oder Alba tätig sind, die Einwohner teilweise auf ihrem Müll sitzenblie­ben und die Landkreise kaum bis keine Handhabe hätten. Auch würden die Wege länger und bürokratis­cher.

Der Gemeindera­t der Stadt Schelkling­en sah dies nicht so und folgte bei drei Enthaltung­en, vier NeinStimme­n mit 15 Ja-Stimmen dem Vorschlag der Verwaltung.

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