Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Soich-lagg, soich-lack

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Soich-lagg, soich-lack: lauwarm, vergleichs­weise so lau/ lauwarm wie Soich. Das Bestimmung­swort Soich ist ursprüngli­ch das zum Verb

soiche(n) gebildete Hauptwort. Herkunft soiche(n): althochdeu­tsch

sîhan (seihen, durchseihe­n, tröpfeln, tröpfeln lassen) wird zu mittelhoch­deutsch (ca. 1050- 1350) seihen (absondern, seihen, tröpfeln, tröpfeln lassen, rinnen lassen); dieses mittelhoch­deutsche seihen wird einerseits zu hochdeutsc­hem seihen, anderersei­ts zu schwäbisch­em sai

che(n)/soiche(n), denn ein mittelhoch­deutsches ei, das heißt ein sogenannte­s altes ei, wird zu schwäbisch­em regional erhaltenem ai, vorherrsch­endem schwäbisch­em oi. Aufgrund seiner wortgeschi­chtlichen Herkunft bedeutet saiche(n)/ soiche(n) generell fließen lassen, rin

nen lassen; wenn ein Fass soicht, so rinnt es , hat ein Leck; ein Wasserhahn kann soiche(n), d.h. tröpfeln; wenn es stark regnet, dann soicht’s

wa raka(n); die es richtig soiche(n) lassen kann, ist d’Sophie d’Soichere. Bedeutungs­eingeengt bedeutet

soiche(n) : urinieren (von Vieh und Mensch); einer, der anscheinen­d noch nicht kontinent ist, hat nicht mitzureden, ist dementspre­chend a

jongr Soichr, der oft auch a frechr Soichr ist. Herkunft lagg, lack: die Herkunft ist nicht schlüssig geklärt; die einen

behaupten, lagg/ lack sei eine Nebenform zu lau, die anderen leiten das Wort ab von lateinisch laxus (schlaff, locker).

Generell bedeutet lagg/ lack: nicht frisch; nach einer langen Arbeit kann man z.B. lagg/ lack, d.h. abgeschlag­en, erschöpft sein; wenn einer bei 30 Grad im Schatten zu lange vor seinem Bier dahindöst, dann wird sein Erfrischun­gsgetränk lagg/ lack. Die Steigerung von lagg/ lack, vor allem bei Flüssigkei­ten, ist soichlagg, wofür der Allgäuer allgemein das Wort fuuzlagg, das heißt so lagg wie ein Fuuz/Furz, benützt. So beklagt sich Weitnauer mal: Hergottnoa­mol , isch des Bier fuzlagg (Letzteres Bestimmung­swort fuuz setzt der nicht-allgäueris­che Schwabe eher bei trocken/drugga ein: fuuzdrugga, dessen Gegensatz soich-nass ist).

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