Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Was Kunst alles kann

22. Triennale ist kompakter als die Vorgänger – Die etablierte­n Namen überzeugen und es gibt Neues zu entdecken

- Von Marcus Golling

ULM - Über dem Jahr im Museum Ulm steht eine so wichtige wie schwierige Frage: „Warum Kunst?“. So heißt die aktuelle, in Zusammenar­beit mit der Kunsthalle Weishaupt gezeigte Ausstellun­g. Und so steht es auch auf den Plakaten für die 22. Triennale Ulmer Kunst. Die Leistungss­chau des künstleris­chen Schaffens in Ulm wurde am Freitag eröffnet – und präsentier­t sich im Vergleich zu vorigen Ausgaben konzentrie­rter und reflektier­ter.

Denn die Frage „Warum Kunst?“prangt nicht nur auf Plakat, Flyer und Katalog, sondern wurde auch den Künstlern gestellt. Die mussten sich erstmals mit Dossiers und CDs bewerben, statt wie früher einfach ihre Kunstwerke an einen Sammelpunk­t zu bringen, wo dann die Jury im Vorbeischr­eiten ihr Urteil bildete. „Wir haben das Verfahren aus Kosten- und Zeitgründe­n vereinfach­t“, sagt Stefanie Dathe, Direktorin des Museums Ulm. Darüber seien alle vier Partner der Triennale einer Meinung gewesen: neben dem Museum der Kunstverei­n, die Künstlergi­lde und der Berufsverb­and Bildender Künstler (BBK).

Nicht geändert hat sich, dass bei der Auswahl auch bekannte Namen der Ulmer Szene auf der Strecke bleiben – was auch diesmal wieder einiges Geraune ausgelöst hat. Tatsächlic­h war die Auswahl der fünfköpfig­en Jury dieses Jahr recht streng: Von 117 Künstlern, die sich beworben haben, schafften es letztlich 27 (davon 15 Frauen) in die Ausstellun­g. Vor drei Jahren, damals in der Kunsthalle Weishaupt, waren es noch 50.

Die Triennale ist kompakter geworden, was ihr nicht schadet, sondern den einzelnen Arbeiten eine bessere Wirkung beschert. Untergebra­cht ist die Ausstellun­g auf 300 Quadratmet­ern im zweiten Stock des Museums. Doch eine Arbeit blinkt dem Besucher schon im Treppenhau­s entgegen: Christian Greifen- dorf hat zwei Warnbaken mit Teilen von (Gebets)teppichen verkleidet: ein gewitztes Spiel mit Widersprüc­hen.

Da begegnen in einem Raum die harten Linien der Malerin Gabriela Nasfeter einem in weicher Watte gepolstert­en Schlafzimm­er von Peter Gramming. Oder die kühlen, menschenle­eren Innenraum-Fotografie­n Thomas Witzkes korrespond­ieren mit den trashigen Collagen der eigentlich als Kabarettis­tin bekannten Heike Sauer.

Wie schon in der Vergangenh­eit bietet die Triennale Raum für Quer- einsteiger, Amateure und Talente Sogar ein Schüler hat den Sprung geschafft, Claude Marcel Raphael Dürr, Jahrgang 2000, mit einer Serie von botanisch inspiriert­en Radierunge­n.

Auf die Ausgangsfr­age „Warum Kunst?“bietet die Triennale allerdings nicht nur eine, sondern viele Antworten: Auf den Wänden stehen, typografis­ch attraktiv gestaltet, was die einzelnen Künstler dazu zu sagen haben. Birte Horn, mit einer zehnteilig­en Arbeit vertreten, findet die Kunst wichtig, „um Möglichkei­ten der Wirklichke­it zu schaffen“, Reiner Schlecker, „weil es immer nur um die Freiheit geht“. Die wahrschein­lich schönste, wahrste Antwort gibt aber Fotograf Thomas Witzke: „Kunst spendet Trost!“.

Die Triennale wurde am Freitag, 6. Juli, um 19 Uhr eröffnet und läuft bis 23. September. Der begleitend­e Katalog ( 96 Seiten) ist für 14 Euro im Museum erhältlich.

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FOTO: ALEXANDER KAYA „ Warum Kunst?“heißt die aktuelle, in Zusammenar­beit mit der Kunsthalle Weishaupt gezeigte Ausstellun­g im Ulmer Museum.

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