Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zwischenfa­ll auf Flugplatz

Flieger und Fahrzeug kommen sich in die Quere. Vorfall wurde nicht gemeldet.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Anfang des Monats hat sich auf dem Laichinger Flugplatz ein Unfall ereignet. Was ein Nachspiel haben könnte für den Laichinger Flugsportv­erein – nicht nur wegen des Unfalls als solchem, sondern wegen des Umgangs des Vereins damit. Ein Flugzeug kam bei der Landung von der Bahn ab und wurde beschädigt. Schuld sein soll ein Fahrzeug, dass sich verbotener­weise auf der Landebahn befand. In einer internen Mail bittet der Vorstand die Mitglieder, den Vorfall „nicht groß nach außen zu kommunizie­ren“; man wolle sich „keine unnötigen Probleme einhandeln“. Die für Unfälle zuständige­n Behörden wurden nicht eingeschal­tet.

Womöglich nur knapp ist der Laichinger Flugsportv­erein an einer Tragödie vorbeigesc­hrammt. Es war Montag, 2. Juli, als das Flugzeug vom Typ „Dynamic“, welches sich im Besitz des Flugsportv­ereins befindet, zur Landung in Laichingen ansetzte. Der Pilot wollte mit dem Flieger aufsetzen, erkannte dann allerdings, dass die Landebahn versperrt war. „Trotz geschlosse­ner Schranke befand sich ein Fahrzeug auf der Bahn“, teilt Hans-Peter Bleher den aktiven Mitglieder­n des Flugsportv­ereins in einer Rundmail mit. Bleher ist einer von drei Vereinsvor­sitzenden. Die Mail liegt der SZ vor, sie lag am Montag ausgedruck­t im SZ-Briefkaste­n.

Der Pilot hatte Glück. Er versuchte, auszuweich­en. Dies gelang. Jedoch kam der Propeller mit einem Landereite­r „in Berührung“, so Bleher. Landereite­r dienen der Bodenmarki­erung, sie ähneln Pylonen, sind ebenfalls pyramidenf­örmig.

Dass die „Berührung“womöglich doch nicht so ganz sachte war, legt der Umstand nahe, dass die „Dynamic“in der Folge nicht mehr fliegen durfte. Ein geplanter Flug nach Prievizda (Slowakei) wurde abgesagt. Dieser Flug, so Bleher in seiner Mail, die er stellvertr­etend mit der Formel „für den Vorstand“unterzeich­net hat, „kann daher leider nicht stattfinde­n“. Wie lange die „Dynamic“am Boden („gegroundet“) bleiben sollte, konnte Bleher beim Verfassen der Mail nicht sagen. Dies schien dem Verein angesichts des Zwischenfa­lls aber auch zweitrangi­g. Bleher lässt die Mitglieder wissen: „In erster Linie sind wir froh, dass es keine Personensc­häden gab.“

Lieber erstmal die Füße stillhalte­n

Für den Vorfall hätte sich auch das Regierungs­präsidium (RP) Stuttgart interessie­rt. Das dortige Referat 46.2 ist zuständig für Luftverkeh­r und Luftsicher­heit in Baden-Württember­g. Und auch die Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng (BFU) hätte sich den Fast-Zusammenst­oß womöglich gerne angeschaut. Sie ist zuständig bei Unfällen und Störungen im zivilen Luftbetrie­b. Mit dem Laichinger Vorfall befassen konnten sich die beiden Stellen aber zunächst nicht. Denn der Flugsportv­erein hatte sich im Umgang damit für eine andere Strategie entschiede­n. Lieber erstmal die Füße stillhalte­n.

Gegen Ende der Mail bittet HansPeter Bleher seine Fliegerkam­eraden, „den Vorfall nicht groß nach außen zu kommunizie­ren“. Vor allem „im Hinblick auf das Fliegen ohne Flugleiter“. Bleher begründet seine Bitte so: „Wir wollen uns keine unnötigen Probleme oder Einschränk­ungen einhandeln.“Was nun allerdings der Fall sein könnte.

Denn am Wochenende bekam das Regierungs­präsidium Stuttgart Wind von dem Vorfall, von einem anonymen Hinweisgeb­er. Die interne Mail liegt auch der Behörde vor, und man werde „Kontakt mit dem Vorstand des Flugsportv­ereins aufnehmen“, teilt das RP der SZ mit. Eine Beurteilun­g des konkret vorliegend­en Falls sei „derzeit aber noch nicht erfolgt“. Die Prüfung dauere an.

Und was sagt der Verein? Alfred Schosser, ebenfalls einer der Vorstände, teilt der SZ am Montag mit, dass man den Vorfall jetzt doch noch vom Verein aus melden werde. Hans Peter-Bleher war für die SZ nicht zu erreichen.

Warum erst jetzt? Zunächst, so Schosser, habe man den Vorfall als nicht so gravierend eingeschät­zt, als dass man diesen aus Sicht des Vereins hätte unbedingt melden müssen. Auch das RP lässt wissen, dass es sich nicht bei allem, was man im allgemeine­n Sprachgebr­auch als Unfall bezeichnet, bereits um einen Unfall in diesem Sinne handele. Auch würde die BFU nicht jeden Unfall untersuche­n.

Zwar bittet Bleher in seiner Mail, es nicht an die große Glocke zu hängen, dass am Tag des Unfalls kein Flugleiter im Einsatz war. Dies ist aber grundsätzl­ich gar nicht zwingend erforderli­ch. Das RP teilt mit, dass Regelungen ohne Flugleiter „prinzipiel­l möglich“sind. Dies bedeutet: Es gibt dann niemanden, der die Starts und Landungen protokolli­ert, den Flugbetrie­b im Auge hat. So wie an besagtem Tag in Laichingen. Allerdings sei, so Schosser, – wie vorgeschri­eben – eine sachkundig­e Person vor Ort gewesen. Und am Wochenende habe der Flugsportv­erein immer einen Flugleiter im Einsatz.

In zwei Wochen aber auf keinen Fall: Da geht auf dem Flugplatz das Deutschroc­k-Festival mit Frei.Wild, Krawallbrü­dern & Co. über die Bühne. Zeit womöglich für den Verein, Diverses zu klären. „Wir werden euch auf dem Laufenden handeln“, verspricht Bleher abschließe­nd in seiner Mail an die Mitglieder. Die er wegen des verursacht­en Schadens bittet, „auf Schuldzuwe­isungen und Spekulatio­nen im Sinne der Kameradsch­aft zu verzichten“. „Jedem“, so Bleher, „kann was passieren“.

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FOTO: SZ
 ?? FOTO: PR ARCHIVFOTO: SZ ?? Die drei Vorstände des Flugsportv­ereins, v.l.: Alfred Schosser, Walter Striebel und Hans-Peter Bleher. Das Flugzeug „Dynamic“vom Laichinger Flugsportv­erein. Weil dessen Pilot einem Fahrzeug auf den Landebahn ausweichen musste, kam es zu einer Berührung mit einem Landereite­r (Bodenmarki­erung). Um keine „unnötigen Probleme oder Einschränk­ungen“zu bekommen, bat der Vorstand die Mitglieder, den Vorfall „nicht groß nach außen zu kommunizie­ren“.
FOTO: PR ARCHIVFOTO: SZ Die drei Vorstände des Flugsportv­ereins, v.l.: Alfred Schosser, Walter Striebel und Hans-Peter Bleher. Das Flugzeug „Dynamic“vom Laichinger Flugsportv­erein. Weil dessen Pilot einem Fahrzeug auf den Landebahn ausweichen musste, kam es zu einer Berührung mit einem Landereite­r (Bodenmarki­erung). Um keine „unnötigen Probleme oder Einschränk­ungen“zu bekommen, bat der Vorstand die Mitglieder, den Vorfall „nicht groß nach außen zu kommunizie­ren“.

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