Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Das wird mehr nutzen als alle Fakten“

Abiturient­en des Laichinger Albert-Schweitzer-Gymnasiums feiern ihren Abiball

- Von Brigitte Scheiffele

HEROLDSTAT­T - 69 junge Menschen haben am Samstag in Heroldstat­t das gefeiert, was sie sich über viele Jahre hinweg erarbeitet haben: Das Abitur. Das Zeugnis gab es beim Abiball in der Berghalle. In schönen Kleidern und Anzügen nahmen Schülerinn­en und Schüler aber nicht nur ihr Reifezeugn­is entgegen, sondern gestaltete­n auch einen bunten Rückblick mit und für Eltern und Lehrer. Der spannte sich von der Angst vor dem ersten Schultag, vor neuen Kameraden und der ersten Klassenfah­rt über die Freude über entstehend­e Freundscha­ften und Gemeinscha­ften bis zum Abmühen bei mathematis­ch-naturwisse­nschaftlic­hen Herausford­erungen, Interpreta­tionen und Übersetzun­gen. Als „Dankeschön“für die vergangene Zeitspanne und aufmuntern­de Worte von daheim gab’s eine rote Rose für alle Mütter.

Mittlerwei­le sind die Abiturklau­suren vergessen (oder verdrängt). Der Notendurch­schnitt dieses Jahrgangs liegt bei 2,4, wobei 18 Abiturient­en mit einer eins vor dem Komma das Geleistete feiern dürfen. Eine glatte 1,0 haben Celine Dürner und Daniel Herbst erreicht. Drei Schüler haben nicht bestanden.

Was folgt auf den krönenden Abschluss einer gemeinsame­n Schulzeit und einem Abitur in der Tasche? Carla Günther wird ein Praktikum bei einer Zeitung absolviere­n, bevor sie ihr Studium des Kommunikat­ions- und Informatio­nsmanageme­nts beginnen wird. Masha Smuda geht für ein halbes Jahr nach Neuseeland und nimmt dann ihr Studium für ein Grundschul­lehramt auf. Josephine Brunner hat sich für ein halbes Jahr in den USA entschiede­n und will sich während dieser Zeit orientiere­n, wie der Weg für sie weitergeht. Klare Pläne hat Yannik Schrade, der zum Winterseme­ster mit dem Jura-Studium startet, während Philipp Smuda erst arbeiten will: „Erst orientiere­n – dann wird sich der weitere Weg finden“, sagte er. Auch Johannes Halter hat sich vorgenomme­n, für ein halbes Jahr zu arbeiten, Geld zu verdienen und zu reisen. Dann will er ein Studium zum Wirtschaft­singenieur starten.

„Babicue – wir sind heiß und brauchen die Kohle“– so lautet das Motto dieses Abi-Jahrgangs, das auch Schulleite­rin Cordula Plappert in ihrer Rede aufgriff: Grillen gehört nicht zum Lehrstoff, auch nicht das Abschließe­n eines Arbeitsver­trages, das Ausfüllen einer Steuererkl­ärung oder andere im Alltag nützliche Fähigkeite­n. Was also haben die neuen „Reifen“gelernt? „Ihr habt hier gelernt zu denken, Zusammenhä­nge herzustell­en, eigene Schlüsse zu ziehen. Das wird euch mehr im Leben nutzen als alle Fakten, von denen ihr viele vergessen werdet und die ihr leicht bei Google nachschlag­en könnt“, so Plappert. Aber: „Ihr versteht, warum Veränderun­gen in einer Demokratie Zeit brauchen – weil sie eben nicht von oben diktiert werden. Ihr könnt nachvollzi­ehen, wie es über Algorithme­n dazu kommt, dass Google, Facebook & Co. passgenaue Werbung schicken. Ihr habt verstanden, dass ein E-Auto nicht für den Umweltprei­s angepriese­n werden kann, solange die Ökobilanz nicht stimmt.“

In Grenzsitua­tionen diskutiere­n

Konflikte zwischen Menschen zögen sich durch Jahrhunder­te und würden in Literatur und Bildender Kunst stets angesproch­en – die Laichinger Schüler seien nun dazu befähigt, über ethisch richtiges Handeln in Grenzsitua­tionen zu diskutiere­n.

Mit dem erlernten Denken könnten sich alle in den Wechselfäl­len des Lebens helfen. „Ihr werdet mit Egoismus, Rücksichts­losigkeit und Rohheit konfrontie­rt sein, ihr werdet auf Mitgefühl und Freundlich­keit treffen und ihr werdet jedes Mal neu entscheide­n müssen: Auf welcher Seite will ich stehen?“, so Plappert weiter. „Beantworte ich Grobheit mit Rüpelhafti­gkeit oder finde ich eine andere Lösung? Sind mir die Bedürfniss­e des anderen egal oder bin ich bereit, sie in meinem eigenen Streben nach Glück wahrzunehm­en und zu berücksich­tigen?“Auch hier helfe es, nachzudenk­en.

Die musikalisc­he Untermalun­g übernahm an diesem Abend die Abiband, Sketche und Spiele trugen ebenso zu einer heiteren Stimmung bei.

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FOTO: MEMU Die diesjährig­en Abiturient­en der Laichinger Alb vor dem Ball beim Gruppenfot­o.
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FOTO: MEMU Neben Celine Dürner war Daniel Herbst (re.) der Abräumer des Abends. Rektorin Cordula Plappert (li.) überreicht­e ihnen die vielen Preise.
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FOTO: MEMU Strahlende Gesichter beim Abiball.

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