Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Aufeinander zu- und nicht aufeinander losgehen“
Pilgergruppen feiern Blaubeurer Wallfahrt Mariä Heimsuchung mit Erzabt Korbinian Birnbacher
BLAUBEUREN - „Eine Wallfahrt bietet Gelegenheit für Begegnung unter den Menschen und mit Gott.“Dies erklärte Pfarrer Anto Prgomet zu Beginn des Festgottesdienstes zur Wallfahrt Mariä Heimsuchung in der Blaubeurer Stadthalle, als er die vielen Pilger aus allen Himmelsrichtungen begrüßte. Begegnungen unter Pilgern können zur Gaubens- und Kraftquelle werden, betonte Anto Prgomet und freute sich, dass die katholische Kirchengemeinde Blaubeuren in diesem Jahr Erzabt Korbinian Birnbacher vom Benediktinerkloster St. Peter aus Salzburg als Hauptzelebranten und Festprediger des Festgottesdienstes gewinnen konnte. Ferner konnte er weitere zehn Pfarrer willkommen heißen, die die Messfeier zum großen Blaubeurer Wallfahrtsfest Mariä Heimsuchung mitfeierten.
Unter dem Leitthema „Glaube als Begegnung und Gastfreundschaft“stand die die diesjährige Wallfahrt in Blaubeuren. Unter dieses Thema stellte auch Erzabt Korbinian Birnbacher aus Salzburg seine Festpredigt und meinte eingangs, dass Heimsuchung zunächst einen negativen Beigeschmack habe, angesichts der Tatsache, dass da Verwandte auftauchen und gleich über mehrere Monate bleiben wollen. Gemeint bei dem Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth sei allerdings die „bedingungslose Freundschaft und Begegnung“zweier Frauen, die sich austauschen. „Die Frauen gehen aufeinander zu und nicht aufeinander los“, unterstrich der 51-jährige Erzabt. Das Zugehen aufeinander bilde das große Festgeheimnis.
Auch heute sollten die Menschen aufeinander zugehen als aufeinander losgehen, meinte Korbinian Birnbacher und ging noch auf das Magnificat, den Lobpreis Mariäs nach dem Lukas-Evangelium, ein. Diese stelle keinen harmlosen Text da, er handle vielmehr von einem „göttlichen Umsturz“, weil Gott die Mächtigen vom Throne stürze und die Armen und Schwachen erhöht. „Gott kehrt in dem Lobpreis die ungerechten Verhältnisse um und wird politisch“, erklärte Erzabt Brinbacher. Die Gottesmutter Maria zeige sich bei ihrer Begegnung mit ihrer Base Elisabeth mehr als eine Dulderin, sie sei ein Vorbild und eine charaktervolle Frau, die die Welt verändern kann. „Gott ist mit uns auf allen Wegen und Begegnungen“, fasste der Festprediger zusammen.
Zu der Wallfahrt Mariä Heimsuchung, die in Blaubeuren seit gut 850 Jahren gefeiert wird, waren am Samstag wieder viele Pilger von zahlreichen Gemeinden gekommen, auch aus Westerheim, Laichingen und Heroldstatt. Die größte Pilgergruppe stellten zwei Gruppen aus Eisingen und Eggingen sowie Ermingen, die mit 15 beziehungsweise zehn Leuten zu Fuß über rund 14 Kilometer vom Hochsträß nach Blaubeuren ins Tal kamen. Mit dabei bei den Fußpilgern war auch ihr Pfarrer Lucjan Widz. Gemeinsam zogen die Wallfahrer vom Ulmer Hochsträß zu Beginn des Festgottesdienstes ein, vorne weg Mesner Fabian Geiselmann, der ihre Wallfahrtsfahne trug.
Zwölf Pfarrer am Altar
Den Festgottesdienst am Samstagvormittag feierten neben Erzabt Korbinian Birnbacher noch weitere elf Geistliche: Am Altar standen Pfarrer Anto Prgomet als Gastgeber sowie die Pfarrer Karl Enderle (Laichinger Alb), Reinhold Rampf (Söflingen), Marzell Gekle (Herrlingen), Josef Lang (Arnegg), Viktor Moosmayer, (Rot bei Laupheim) Otto Glökler (Dächingen), Ralf Weber (Dornstadt), Lucjan Widz (Eisingen, Eggingen, Ermingen) und Pater Jiji Ettanijil (Blaustein).
Bei der Messfeier setzen einmal mehr die Achtaler Musikanten um ihren Leiter Peter Bayer einen sehr festlichen musikalischen Akzent. Sie begleiteten die Gemeinde bei zahlreichen Liedern, bereicherten die Feststunde aber auch mit einigen Musikstücken: so ließen sie die Werke „Cantabile“, „Weihung“, „Musika Festiva“und das „Pastorale“zum Abschluss erklingen. Zum Ende der Feier meinte noch der gastgebende Pfarrer Anto Prgomet, dass die Kirche sich im Umbruch befinde und an vielen Orten zu finden sei. Jeder Mensch sollte wissen, dass Jesus Christus ihn auf seine Pilgerreise durchs Leben begleite und „Kraft, Licht und Feuer des Lebens“sei. Begegnung finde im Kleinen wie im Großen statt, sagte der Blaubeurer Pfarrer und bedankte sich bei allen, die die Blaubeurer Wallfahrt ermöglichten und aufrecht erhalten. Das seien letztendlich die Pilger.
Zu der Wallfahrtsfeier in Blaubeuren gehörten neben dem Festgottesdienst mit Erzabt Korbinian Birnbacher aus Salzburg noch eine Versöhnungsfeier, Gebetsstunden, eine Marienfeier, ein Rosenkranzgebet sowie ein Dankgottesdienst als Ausklang in der Klosterkirche, ferner auch Zeiten der stillen Anbetung in der Kloster- und Pfarrkirche. Stärken konnten sich die Wallfahrer im Johannes-Montini-Haus, wo ein Frühstück und Mittagessen serviert wurde. Ferner gab es am Nachmittag noch Kaffee und Kuchen.