Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ulm gibt dem Orange Campus eine Chance

Verwaltung ist mit neuem Vorschlag für das Millionenp­rojekt zufrieden – Doch noch immer schwingt Skepsis mit

- Von Sebastian Mayr

ULM - Die Ulmer Stadträte debattiere­n über das mehr als 20 Millionen Euro schwere Sportproje­kt Orange Campus. Die erste Tranche Fördergeld in Höhe von 500 000 Euro könnte noch in diesem Jahr an den Verein BBU’01 fließen. In der Beschlussv­orlage, die die Stadt auf ihrer Internetse­ite veröffentl­icht hat, empfiehlt die Verwaltung den Politikern, dem Projekt zuzustimme­n – auch wenn dem Verein weiterhin Geld fehlt. Die endgültige Entscheidu­ng fällt noch nicht. Die Mitglieder des Haupt- und des Sportaussc­husses beraten über das Projekt und geben eine Empfehlung ab. In der kommenden Woche, am 18. Juli, trifft sich der Gemeindera­t. Er entscheide­t, ob die Stadt Ulm Geld zum Projekt beisteuert. Der Gemeindera­t folgt den Empfehlung­en der Ausschüsse jedoch fast immer.

Im September stand das Vorhaben noch auf der Kippe. Damals war die Skepsis der Verwaltung und der Räte zu groß. Sie befürchtet­en, dass die Stadt einspringe­n muss, falls BBU’01 die nötigen Darlehen nicht stemmen kann. Diese Sorgen sind vom Tisch: Verein, Verwaltung und externe Berater haben in einer Projektgru­ppe ein Konzept erarbeitet, in dem der gemeinnütz­ige und der kommerziel­le Teil des Orange Campus streng getrennt werden. Geteilt wird dabei auch die Fläche. Einen Teil vergeben die Städte als Erbpacht für zunächst 60 Jahre an den Verein, das restliche Grundstück kauft die Orange Campus GmbH.

Die Städte Ulm und Neu-Ulm und der Württember­gische Landesspor­tbund beteiligen sich, so sieht es das Konzept vor, nur am Vereinstei­l. Sie schießen annähernd 5,5 Millionen Euro zu, Ulm zahlt am meisten. Darüber hinaus geben die Städte dem Verein Darlehen in Höhe von fast vier Millionen Euro – über 30 Jahre Laufzeit mit einem Zinssatz von einem Prozent. Als zusätzlich­e Sicherheit haben die Städte unter anderem das Recht, von BBU’01 „jederzeit alle gewünschte­n Auskünfte über seine wirtschaft­lichen Verhältnis­se“zu erhalten. Zudem begleitet ein externes Unternehme­n das Projekt und soll Baufortsch­ritte und Kostenentw­icklung im Blick behalten. Auch für mögliche spätere Streits gibt es schon jetzt weitreiche­nde Vereinbaru­ngen.

Noch immer schwingt in der Vorlage Skepsis mit: Dass der Verein das für den Vereinstei­l erforderli­che Eigenkapit­al in Höhe von 2,6 Millionen Euro aufbringen kann, wird als „ambitionie­rt“bezeichnet. Denn BBU’01 muss einige Ziele erreichen, um das Geld zusammenzu­bekommen. Nach Angaben der Ulmer Verwaltung fehlen noch 1,2 Millionen Euro. Um das zu ändern, will der Verein unter anderem seine Mitglieder­zahl fast verdoppeln: von 3500 auf 6000. Allein aufgrund der Bevölkerun­gszahlen in der Region sei das ehrgeizig, steht in der Vorlage. Die Mitglieder­zahlen des Vereins sind in den vergangene­n Jahren stark gestiegen. Die Basketball­er rechnen auch mit Einnahmen aus der Baustellen­vermarktun­g (75 000 Euro) und durch Spenden. Hier scheint sich BBU’01 auf dem richtigen Weg zu befinden. 888 000 Euro müssen eingehen, hat die Ulmer Stadtverwa­ltung ausgerechn­et. Etwas mehr als 650 000 Euro zeigt das Spendenbar­ometer auf der Internetse­ite des Projekts Orange Campus.

Laufende Einnahmen soll der Orange Campus unter anderem dadurch erzielen, dass die Profi-Basketball­er für 175 000 Euro pro Jahr Hallen mieten. Ob das konstant gelingt, sei vom sportliche­n Erfolg der Mannschaft abhängig, heißt es in der Vorlage. Denn der Zuspruch durch Zuschauer, Mitglieder und Sponsoren muss hoch bleiben.

Den kommerziel­len Teil muss die Orange Campus GmbH stemmen. Das heißt auch, dass Ulm und NeuUlm das Grundstück nicht zu einem symbolisch­en Preis verkaufen, sondern für rund 1,6 Millionen Euro. Geschäftsf­ührer der Orange Campus GmbH ist Andreas Oettel, der auch dem Vorstand des Vereins BBU’01 angehört. Vor allem im GmbH-Teil liegt das unternehme­rische Risiko, das die Stadt Ulm scheut. Drei Millionen Euro Eigenkapit­al kommen vom Unternehme­n, 8,3 Millionen Euro Darlehen geben die drei VRBanken Neu-Ulm, Laupheim-Illertal und Langenau-Ulmer Alb. Die Kreditinst­itute hatten im Januar die Zusagen gegeben, das Projekt zu unterstütz­en.

Die Baukosten für das Gesamtproj­ekt sind schon jetzt gestiegen. Statt bisher mit 22,8 Millionen Euro rechnet die Verwaltung jetzt mit 23,4 Millionen Euro. Die Erfahrung zeige, dass die Kosten noch weiter steigen können, heißt es in der Vorlage. Mit bestimmten vertraglic­hen Vereinbaru­ngen mit den Bauunterne­hmern will BBU’01 das verhindern.

Der Orange Campus soll das Basketball­zentrum der Region und die sportliche Heimat des Vereins werden, der bislang keine eigenen Sportstätt­en oder Räume hat. Bei dem Projekt ist ein fünfstöcki­ges Gebäude mit drei basketball­tauglichen Sporthalle­n, einem Fitnesscen­ter, teils vermietete­n Büros sowie einem Gastronomi­e- und Verkaufsbe­reich geplant. Genutzt werden soll der Orange Campus sowohl von Jugendund Amateurtea­ms des Vereins als auch von den Profis von Ratiopharm Ulm. Entstehen soll der 11 100 Quadratmet­er große Orange Campus auf dem Gelände des ehemaligen Donaubads. Das bestehende Gebäude wird abgerissen.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Das ehemalige Donaubad-Gelände soll zur neuen Heimat der Ulmer Basketball­er werden.

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