Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Aus dem Maschinenr­aum eines Klinikums

Eine vierteilig­e Dokumentat­ion zeigt Freuden und Härten des Krankenhau­salltags aus Sicht der Ärzte

- Von Klaus Braeuer

BERLIN (dpa) - Wie es in einem Klinik-Alltag zugeht, war schon öfter im TV zu sehen. Jetzt zeigt die vierteilig­e Dokumentat­ion „Die Klinik“auf Kabel eins das Ganze aus der Sicht der Ärzte und des Pflegepers­onals.

Anders als bei bisherigen Formaten („Achtung Notaufnahm­e!“, Kabel eins) stehen hier diejenigen im Mittelpunk­t, die in einer Klinik arbeiten, was im Fernsehen eher selten ist – und das auch noch in Echtsituat­ionen. Auch die Leitende Hebamme Michaela Jäger und die Physiother­apeutin Sandra Stippich kommen zu Wort, oder Mathias Schmidt, der Verwalter des Zentrallag­ers und die OP-Reinigungs­kraft Inge Schaub. Ihre Erzählunge­n machen klar: Auch in einem Riesen-Klinikum wie in Frankfurt-Höchst, wo 2000 Angestellt­e in 22 Abteilunge­n arbeiten, wird die Arbeit bald zur Normalität. 140 000 Patienten pro Jahr werden dort in 900 Betten versorgt.

Zu sehen sind nahezu alle Facetten zwischen Leben und Tod, vom Frühchen bis zur Notaufnahm­e. Patienten spielen in dieser Dokumentat­ion kaum eine Rolle, sie sind sogar unkenntlic­h gemacht wie ein junger Mann mit Drogenbeut­eln im Bauch. Herz des gesamten Teams ist Alessandro Nappi. Der Krankenpfl­egeschüler ist Halbitalie­ner und eine Frohnatur, mit viel Empathie und offenem Ohr für die Patienten, die ihn sichtlich mögen.

Während die Assistenzä­rztin an der Klinik für Chirurgie, Stefanie Richter, ihren Arztkittel aus dem Automaten fischt, versucht Dr. PeterFried­rich Petersen, Chefarzt der Notaufnahm­e, keine Hektik zuzulassen. Den Verbandswe­chsel eines heftig schreiende­n kleinen Mädchens kommentier­t er mit einem launigen „vom Sonntagsbr­aten zum Satan“.

Dr. Thomas Massa, Leitender Arzt für Spezielle Rhythmolog­ie, arbeitet wie in einem hochtechni­sierten Cockpit, Roberto Plati vom Patientent­ransport spürt jeden Tag die Knochen, Dr. Maximilian Fausel von der Klinik für Anästhesie und Notfallmed­izin sagt: „So ein Flug im Rettungshu­bschrauber ist immer ein Risiko, egal ob der Patient stabil ist oder nicht.“Und der Notarzt im Rettungshu­bschrauber, Dr. Timo Bastiani, meint: „Wir wollen das Leben verlängern, aber nicht die Qual. Das ist eine Frage von Ethik und Moral.“

Auch für diese Dokumentat­ion aus dem Klinikallt­ag gilt allerdings: Der Zuschauer erfährt auch Dinge, die er womöglich nicht unbedingt wissen oder gar sehen will. Wer also kein Blut sehen kann, sollte besser nicht einschalte­n.

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FOTO: DPA Kein Gott in Weiß, sondern ein Mensch, der auch nicht alles weiß: Peter-Friedrich Petersen, Chefarzt der Notaufnahm­e im Klinikum in Frankfurt Höchst.

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