Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Jllig verlagert Standort nach Merklingen
VW-Autohaus will sich an der A8 mit neuem Konzept fit für die Zukunft machen
LAICHINGEN - Um für die zukünftigen Herausforderungen als Autohaus gewappnet zu sein, setzt Jllig künftig auf den Standort Merklingen – direkt an der Autobahn, erklärt Chef Klaus Jllig. In zwei Jahren soll die Verlagerung über die Bühne gehen, mit dem Bestandspersonal. Geht es nach Jllig, dann gerne auch mit einer noch größeren Mannschaft. Auch neue Marken will Jllig in Merklingen anbieten, schließlich biete der neue Standort „großes Potenzial“für neue Mobilitätskonzepte rund ums Auto.
Seit neun Jahren verlassen neue oder reparierte Fahrzeuge – vornehmlich der Marken VW oder Audi – den Hof des Autohauses Jllig in der Laichinger Geislinger Straße. Doch die Zukunft seiner Niederlassung auf der Laichinger Alb gestaltet Klaus Jllig, der Geschäftsführer und Inhaber des Münsinger Autohauses, in Merklingen. Der SZ erklärt er die Gründe.
Die Anforderungen der Branche sowie die Vorgaben seines Partners – des VW-Konzerns – würden sich massiv ändern. Und diesen Änderungen müssten zwingend bauliche Veränderungen in den Autohäusern folgen – will man auf der Höhe der Zeit bleiben. Jllig will das. Er spricht von einem „Umbruch“. Auf dem bestehenden Grundstück in Laichingen, das Jllig nur gepachtet hat, sei dieser aber nur schwer und teuer zu realisieren.
Seine knapp 30 Mitarbeiter in Laichingen hat Jllig bereits über den Umzug informiert, auch Kunden wissen Bescheid. Das Gelände, auf dem sich ab 2020 das Autohaus Jllig 2.0 entfalten soll, ist schon gekauft. Es liegt in Merklingen, hinter der neuen JetTankstelle, direkt an der A8-Anschlussstelle. Die Laichinger Architekten Ott brüten derzeit über den Bauplänen.
Doch warum ist die Neuausrichtung nicht in Laichingen möglich? Zum einen, so Jllig, seien Konzepte überholt, nach denen Autohäuser in den vergangenen Jahrzehnten Autos verkauften. Es ging darum, möglichst viele Fahrzeuge in Ausstellungshallen unterzubringen. Auch in Laichingen parken Jllig-Autos in der gläsernen Fahrzeughalle in der Geislinger Straße. Autos würden heute aber draußen präsentiert, wo der Chrom in der Sonne blitzen kann, und Kunden sich eher ein Herz fassen und „stöbern“. Verkaufshallen riefen bei vielen, so Jllig, eine „Schwellenangst“hervor. Sie betreten die Gebäude erst gar nicht.
Keine Fläche in Laichingen
Für mehr Autos an der frischen Luft braucht Jllig mehr Platz. In Laichingen gebe es diesen aber weder in der Geislinger Straße, sagt er. Noch habe ihm Bürgermeister Klaus Kaufmann ein passendes, anderes Grundstück anbieten können. 10 000 Quadratmeter groß ist das neue Grundstück in Merklingen. Und dieses hat einen weiteren Vorteil: Die A8 schleust täglich viele Zehntausende Autofahrer daran vorbei, die von der Autobahn aus sogar Sichtkontakt haben werden zu seinem neuen Autohaus. Jllig: „Als Standorte für Autohäuser kommen heute nur noch große Ballungsgebiete oder stark befahrene Straßen in Frage.“Alles andere ist aus seiner Sicht unternehmerisches „Harakiri“.
Auch Vorgaben von VW – dem Vertragspartner von Jllig seit 1949 – würden einen Neubau, beziehungsweise teure Umbauten auf dem nur gepachteten Gelände erforderlich machen. Was im zweiten Fall dann bei laufendem Betrieb geschehen müsste. Jllig wog ab und entschied sich für den Neuanfang in Merklingen.
Personell setzt Klaus Jllig weiter auf seine Laichinger Mannschaft rund um Hans Frank, den Leiter des Laichinger Standorts. Und eigentlich soll das Team noch wachsen, sagt Jllig. „Wir suchen zum Beispiel händeringend Mechaniker.“Auch diesbezüglich rechnet er sich in Merklingen bessere Chancen aus. Einfach, weil die Gemeinde auch durch den neuen Bahnhof dann optimal zu erreichen sein wird. Arbeitnehmer, die in Ulm wohnen wollen, könnten mit dem ÖPNV zum Schaffen kommen.
Vielleicht halten sich in zehn, 20 Jahren auch nur noch Nostalgiker ein eigenes Auto in der eigenen Garage? Autos kommen stattdessen angesurrt, wenn man sie per Smartphone ordert; eben dann, wenn man sie braucht, aber nur dann. Könnte sein, sagt Jllig, und runzelt die Stirn. Ganz behaglich scheint ihm diese Vorstellung nicht, schließlich lebt er vom Autoverkauf (aber nicht nur, auch der Service sei ein wichtiges Standbein). Allerdings: Benötigt würden die Gefährte ja trotzdem, gibt er zu bedenken. Vor allem auf dem Land.
Dass sich Mobilität dieser Tage und künftig noch viel stärker ändert, das sei ihm klar. Klaus Jllig will dann dabei sein, sei es bei der E-Mobilität oder beim autonomen Fahren. Auch E-Bikes spielten eine immer wichtigere Rolle. Und von Merklingen aus könne er auf die Revolution der Mobilität – auch auf das Vernetzen mit dem öffentlichen Nahverkehr – besser reagieren. In einem ersten Schritt schwebt ihm zunächst die Erweiterung der Angebotspalette vor. Sein Ziel ist es, in Merklingen auch die VW-Marken Skoda und Seat anzubieten. Auch für neue Marken sei der Standort gegebenenfalls ein Thema.
Offene Frage zum Gelände
Wie es mit dem Gelände in Laichingen, das Jllig einst vom VW-Autohaus Oesterle übernommen hat, weitergeht, ist offen (Opel Schaufler gegenüber ist zu). Jllig erwägt, für die Laichinger Kunden den Standort auf „kleiner Flamme“vorerst weiter leben zu lassen – insbesondere als Anlaufstelle für Stammkunden.
Dass die Entwicklung bei Jllig immer weitergeht, liegt wohl in der DNA der Firma, die sich immer wieder neu erfand und Trends mitgegangen ist. Gegründet wurde sie 1911 von Klaus Jlligs Urgroßvater. Dieser war Wagner – baute unter anderem Pferdewagen. Dieser verkaufte später Benziner. Im Vergleich zu diesem Schritt sei der Schritt zum E-Auto heute eher ein kleiner, so Klaus Jllig.