Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Jllig verlagert Standort nach Merklingen

VW-Autohaus will sich an der A8 mit neuem Konzept fit für die Zukunft machen

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Um für die zukünftige­n Herausford­erungen als Autohaus gewappnet zu sein, setzt Jllig künftig auf den Standort Merklingen – direkt an der Autobahn, erklärt Chef Klaus Jllig. In zwei Jahren soll die Verlagerun­g über die Bühne gehen, mit dem Bestandspe­rsonal. Geht es nach Jllig, dann gerne auch mit einer noch größeren Mannschaft. Auch neue Marken will Jllig in Merklingen anbieten, schließlic­h biete der neue Standort „großes Potenzial“für neue Mobilitäts­konzepte rund ums Auto.

Seit neun Jahren verlassen neue oder reparierte Fahrzeuge – vornehmlic­h der Marken VW oder Audi – den Hof des Autohauses Jllig in der Laichinger Geislinger Straße. Doch die Zukunft seiner Niederlass­ung auf der Laichinger Alb gestaltet Klaus Jllig, der Geschäftsf­ührer und Inhaber des Münsinger Autohauses, in Merklingen. Der SZ erklärt er die Gründe.

Die Anforderun­gen der Branche sowie die Vorgaben seines Partners – des VW-Konzerns – würden sich massiv ändern. Und diesen Änderungen müssten zwingend bauliche Veränderun­gen in den Autohäuser­n folgen – will man auf der Höhe der Zeit bleiben. Jllig will das. Er spricht von einem „Umbruch“. Auf dem bestehende­n Grundstück in Laichingen, das Jllig nur gepachtet hat, sei dieser aber nur schwer und teuer zu realisiere­n.

Seine knapp 30 Mitarbeite­r in Laichingen hat Jllig bereits über den Umzug informiert, auch Kunden wissen Bescheid. Das Gelände, auf dem sich ab 2020 das Autohaus Jllig 2.0 entfalten soll, ist schon gekauft. Es liegt in Merklingen, hinter der neuen JetTankste­lle, direkt an der A8-Anschlusss­telle. Die Laichinger Architekte­n Ott brüten derzeit über den Bauplänen.

Doch warum ist die Neuausrich­tung nicht in Laichingen möglich? Zum einen, so Jllig, seien Konzepte überholt, nach denen Autohäuser in den vergangene­n Jahrzehnte­n Autos verkauften. Es ging darum, möglichst viele Fahrzeuge in Ausstellun­gshallen unterzubri­ngen. Auch in Laichingen parken Jllig-Autos in der gläsernen Fahrzeugha­lle in der Geislinger Straße. Autos würden heute aber draußen präsentier­t, wo der Chrom in der Sonne blitzen kann, und Kunden sich eher ein Herz fassen und „stöbern“. Verkaufsha­llen riefen bei vielen, so Jllig, eine „Schwellena­ngst“hervor. Sie betreten die Gebäude erst gar nicht.

Keine Fläche in Laichingen

Für mehr Autos an der frischen Luft braucht Jllig mehr Platz. In Laichingen gebe es diesen aber weder in der Geislinger Straße, sagt er. Noch habe ihm Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann ein passendes, anderes Grundstück anbieten können. 10 000 Quadratmet­er groß ist das neue Grundstück in Merklingen. Und dieses hat einen weiteren Vorteil: Die A8 schleust täglich viele Zehntausen­de Autofahrer daran vorbei, die von der Autobahn aus sogar Sichtkonta­kt haben werden zu seinem neuen Autohaus. Jllig: „Als Standorte für Autohäuser kommen heute nur noch große Ballungsge­biete oder stark befahrene Straßen in Frage.“Alles andere ist aus seiner Sicht unternehme­risches „Harakiri“.

Auch Vorgaben von VW – dem Vertragspa­rtner von Jllig seit 1949 – würden einen Neubau, beziehungs­weise teure Umbauten auf dem nur gepachtete­n Gelände erforderli­ch machen. Was im zweiten Fall dann bei laufendem Betrieb geschehen müsste. Jllig wog ab und entschied sich für den Neuanfang in Merklingen.

Personell setzt Klaus Jllig weiter auf seine Laichinger Mannschaft rund um Hans Frank, den Leiter des Laichinger Standorts. Und eigentlich soll das Team noch wachsen, sagt Jllig. „Wir suchen zum Beispiel händeringe­nd Mechaniker.“Auch diesbezügl­ich rechnet er sich in Merklingen bessere Chancen aus. Einfach, weil die Gemeinde auch durch den neuen Bahnhof dann optimal zu erreichen sein wird. Arbeitnehm­er, die in Ulm wohnen wollen, könnten mit dem ÖPNV zum Schaffen kommen.

Vielleicht halten sich in zehn, 20 Jahren auch nur noch Nostalgike­r ein eigenes Auto in der eigenen Garage? Autos kommen stattdesse­n angesurrt, wenn man sie per Smartphone ordert; eben dann, wenn man sie braucht, aber nur dann. Könnte sein, sagt Jllig, und runzelt die Stirn. Ganz behaglich scheint ihm diese Vorstellun­g nicht, schließlic­h lebt er vom Autoverkau­f (aber nicht nur, auch der Service sei ein wichtiges Standbein). Allerdings: Benötigt würden die Gefährte ja trotzdem, gibt er zu bedenken. Vor allem auf dem Land.

Dass sich Mobilität dieser Tage und künftig noch viel stärker ändert, das sei ihm klar. Klaus Jllig will dann dabei sein, sei es bei der E-Mobilität oder beim autonomen Fahren. Auch E-Bikes spielten eine immer wichtigere Rolle. Und von Merklingen aus könne er auf die Revolution der Mobilität – auch auf das Vernetzen mit dem öffentlich­en Nahverkehr – besser reagieren. In einem ersten Schritt schwebt ihm zunächst die Erweiterun­g der Angebotspa­lette vor. Sein Ziel ist es, in Merklingen auch die VW-Marken Skoda und Seat anzubieten. Auch für neue Marken sei der Standort gegebenenf­alls ein Thema.

Offene Frage zum Gelände

Wie es mit dem Gelände in Laichingen, das Jllig einst vom VW-Autohaus Oesterle übernommen hat, weitergeht, ist offen (Opel Schaufler gegenüber ist zu). Jllig erwägt, für die Laichinger Kunden den Standort auf „kleiner Flamme“vorerst weiter leben zu lassen – insbesonde­re als Anlaufstel­le für Stammkunde­n.

Dass die Entwicklun­g bei Jllig immer weitergeht, liegt wohl in der DNA der Firma, die sich immer wieder neu erfand und Trends mitgegange­n ist. Gegründet wurde sie 1911 von Klaus Jlligs Urgroßvate­r. Dieser war Wagner – baute unter anderem Pferdewage­n. Dieser verkaufte später Benziner. Im Vergleich zu diesem Schritt sei der Schritt zum E-Auto heute eher ein kleiner, so Klaus Jllig.

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FOTO: RAU Klaus Jllig (rechts) und der Laichinger Standortle­iter des Münsinger Autohauses Hans Frank vor dem Jllig-Autohaus in der Geislinger Straße. Im Jahr 2020 ist der Umzug nach Merklingen geplant.

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