Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Tu Gutes und zeig dich dabei

Die Kreisspita­lstiftung will sich stärker in der Öffentlich­keit präsentier­en

- Von Ronald Hinzpeter

WEISSENHOR­N/NEU-ULM - Es gehört nicht unbedingt zu den Kernaufgab­en von Chefärzten, Kaffee aufzubrühe­n. Auch die Reinigungs­kräfte schenken normalerwe­ise nicht Getränke aus oder servieren Kuchen. Doch am kommenden Samstag ist das ein wenig anders: Die Kreisspita­lstiftung Weißenhorn richtet im Rahmen des Donaufeste­s für diesen Tag hinter der Donauklini­k ein Wiener Café ein. Das Besondere daran ist, dass alle Helfer freiwillig dabei sind. Sie gehören sämtlich dem Personal der Stiftungsk­liniken an. „Es machen wirklich viele mit, von der Reinigungs­kraft bis zum Klinikdire­ktor“, sagt Stiftungss­precherin Edeltraud Braunwarth, „sie alle stiften ihre Arbeitszei­t“. Und die Neu-Ulmer Stadtbäuer­innen sowie der Landfrauen­chor backen für die Aktion den Kuchen. Warum das Ganze? Mit dem Café möchte die Stiftung zweierlei erreichen, einerseits will sie sich in der Öffentlich­keit präsentier­en, anderersei­ts schlicht Geld einnehmen.

Das soll natürlich nicht dazu dienen, das Millionend­efizit der drei Krankenhäu­ser abzubauen. Nach den Worten von Braunwarth fließen die Erlöse in die Onkologie und die Palliativs­tationen der Spitalstif­tung. Allerdings sollen Erlöse auch dazu dienen, einen Finanzieru­ngstopf aufzubauen, um damit langfristi­g Menschen behandeln zu können, die sich keine Krankenver­sicherung leisten können. „Das kommt öfter vor, als man denkt“, beteuert Braunwarth. Weißenhorn­s Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt habe bei Stiftungsd­irektor Marc Engelhard angefragt, ob sich für dieses Problem eine Lösung finden lasse, „denn das passiert immer wieder.“

Mit dem Aufbau dieses Behandlung­sfonds, der noch durch weitere Aktionen gefüllt werden soll, besinnt sich die Stiftung auf ihren ursprüngli­chen Zweck. Sie wurde 1470 vom Weißenhorn­er Peter Arnold gegründet. Er arbeitete als Priester in Ulm und brachte sein Vermögen unter anderem in die Weißenhorn­er Stiftung ein. Sie sollte eine Krankenans­talt und ein Altenheim unterhalte­n, sowie bedürftige Menschen unterstütz­en. Marc Engelhard, der seit Anfang des Jahres der Kreisspita­lstiftung vorsteht, sagt dazu: „Das ursprüngli­che Stiftungsz­iel, Kranken und Bedürftige­n Hilfe und Verpflegun­g zu gewähren, soll wieder vermehrt ins Bewusstsei­n gerückt werden.“Auch in Zeiten des Überflusse­s sei es wichtig und nötig, Menschen am Rande der Gesellscha­ft zu unterstütz­en. „Wir wollen mit Mitteln der Stiftung auch Menschen ohne Krankenver­sicherung medizinisc­he Leistungen anbieten und zukommen lassen.“

Das Café-Zelt beim Donaufest stellt nur eine Art Startschus­s für weitere Aktivitäte­n der Stiftung dar, denn Engelhard möchte, dass sie als Einrichtun­g in der Öffentlich­keit stärker wahrgenomm­en wird. Einserseit­s soll den Mitarbeite­rn immer wieder vor Augen geführt werden, dass sie nicht bei einem beliebigen Arbeitgebe­r beschäftig­t sind, sondern bei einer Stiftung mit einer jahrhunder­telangen Tradition und einem wohltätige­n Charakter. Deshalb führt der nächste Betriebsau­sflug in den Weißenhorn­er Stiftungsw­ald, der zum Vermögen der Einrichtun­g gehört. Dies diene auch dazu, dass sich die Beschäftig­ten stärker mit ihrem traditions­reichen Arbeitgebe­r identifizi­eren: „Die Stiftung wurde früher einfach nicht gelebt“, erklärt Braunwarth. Das soll sich nach dem Wunsch von Direktor Engelhard ändern. Auch das ist ein Grund, warum das Jubiläum im Jahr 2020, wenn die Einrichtun­g 550 Jahre alt wird, entspreche­nd gefeiert wird. Die Vorbereitu­ngen sind bereits angelaufen.

Wenn die Stiftung nun mit solchen Aktionen wie dem Café-Zelt an die Öffentlich­keit geht, dient das auch der Imagepfleg­e. Braunwarth: „Hier tun die Menschen mit so viel Liebe und Hingabe ihre Arbeit, deshalb darf man das nicht alles reduzieren auf ein Krankenhau­s, das rote Zahlen schreibt.“

Das Zelt der Klinikstif­tung hinter dem Neu-Ulmer Krankenhau­s hat von 13 bis 23 Uhr geöffnet. Es spielt das Salonoches­ter Geislingen, mit Einlagen von Sibylle Schleicher.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Kreisspita­lstiftung kann auf eine sehr lange Tradition zurückblic­ken, das soll der Öffentlich­keit stärker vor Augen geführt werden als bisher. Ein erster Schritt dafür ist das Wiener Café.

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