Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Dylan Groenewege­n siegt, die deutschen Sprinter enttäusche­n

Marcel Kittel, Rick Zabel und John Degenkolb fahren bei der Tour de France weiter nur hinterher

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CHARTRES (dpa) - Für Marcel Kittel wird die 105. Tour de France langsam zum Alptraum. In den vierten Massenspri­nt griff der Tour-Held von 2017 beim Sieg des Niederländ­ers Dylan Groenewege­n in Chartres überhaupt nicht mehr ein und ließ Rick Zabel zum Wohle des KatushaAlp­ecin-Teams sprinten – auf Rang elf. Olympiasie­ger Greg Van Avermaet aus Belgien verteidigt­e am Freitag sein Gelbes Trikot.

Marcel Kittel, der fünfmalige Etappensie­ger des Vorjahres, trudelte nach den 231 Kilometern der längsten Etappe als 118. über die Linie. „Es gab ein Missverstä­ndnis im Finale. Marcel war einfach nicht da. Ich erhielt einen Kilometer vor dem Ziel die Order, zu gehen“, berichtete Zabel vom turbulente­n Finale, während sein berühmter Vater Erik die Räder auf den Teamwagen hievte. Zabel junior vermutete: „Wahrschein­lich ist Marcel jemand vor die Karre gefahren.“

Drei deutsche Sprinter unter den ersten elf, aber wieder kein Sieg: Das war die bittere Bilanz im Schatten der weltberühm­ten Kathedrale von Chartres. Die goldenen Jahre der deutschen Radprofis bei der Tour könnten sich dem Ende zuneigen. Seit 2011 hatten sie mindestens jeweils einen Etappensie­g geholt, in den Jahren 2013, 2014 und 2015 und 2017 wurde die Frankreich-Rundfahrt durch ihre Erfolge fast zur „Tour d’Allemagne“.

Groenewege­n sicherte sich nach einem Erfolg im Vorjahr in Paris seinen zweiten Sieg und jubelte mit klarem Vorsprung schon vor der Linie. Er ließ dem bisherigen Sprintköni­g Fernando Gaviria auf Rang zwei und dem Träger des Grünen Trikots, Peter Sagan, keine Chance. John Degenkolb aus Oberursel wurde Sechster, Altmeister André Greipel Achter, Zabel Elfter.

Van Avermaet kommt seinem Wunsch immer näher, am Sonntag im Maillot Jaune Richtung Roubaix aufzubrech­en. Davor bietet sich den Sprintern am Samstag in Amiens eine weitere Möglichkei­t. „Wenn ich keinen Platten habe, sollte ich es eigentlich behalten, das wäre etwas sehr Spezielles“, sagte Van Avermaet in einer Vorschau zur achten Etappe.

Dumoulin ist enttäuscht

Für den sehr verhalten in die Tour gestartete­n Groenewege­n platzte am Freitag der Knoten. „Ich bin erleichter­t. Ich wusste, dass es von Tag zu Tag besser wird. Es hat sich gelohnt. Ich freue mich für mich und die Mannschaft. Meine Beine sind gut, heute Abend feiern wir ein bisschen – und morgen vielleicht gleich wieder“, erklärte er. Degenkolb, der weiter seinem ersten Tour-Etappensie­g hinterherf­ährt, war trotzdem irgendwie zufrieden. „Es war wieder ein total chaotische­r Sprint. Ich kam von hinten und hatte einen guten Punch. Für mich war es ein ganz guter Tag“, sagte der TrekSegafr­edo-Profi.

Mitfavorit Tom Dumoulin war am Freitag noch geknickt über die am Vortag von der Jury verhängte 20-Sekunden-Zeitstrafe wegen Windschatt­enFahrens. Nach seinem Defekt hatte sich der Sunweb- Kapitän zu lange hinter den Teamwagen geklemmt, um das rasende Feld mit allen Favoriten noch zu erreichen. Im Ziel auf der Mur-deBretagne musste sich der Niederländ­er 33 Sekunden Rückstand plus 20 Sekunden Strafe gutschreib­en lassen.

Seine Kritik hielt sich aber in Grenzen, obwohl andere Fahrer ähnlich handelten und nicht bestraft wurden. „In den ersten Tourtagen hatte ich im Vergleich zu vielen Mitkonkurr­enten viel Glück. Klar, dass dann mal eine kleine Pechsträhn­e fällig wird.“

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FOTO: DPA Großer Tag für Dylan Groenewege­n aus den Niederland­en.

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