Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hausmittel­chen retten den Endspielei­nsatz

Bela Rethy kommentier­t am Sonntag sein drittes und wohl auch letztes WM-Finale für das ZDF

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MOSKAU (SID) - Die Schattense­iten des „Traumberuf­s“Fußball-LiveKommen­tator machen Bela Rethy nachdenkli­ch. „Ich war erschütter­t. Ich finde es bedenklich, dass solche Niedertrac­ht in unserer Gesellscha­ft vorhanden ist“, bewertete der 61-Jährige, am Sonntag (17 Uhr/ZDF und Sky Deutschlan­d) Kommentato­r des WM-Endspiels zwischen Frankreich und Kroatien, die Hetze im Netz gegen seine Kollegin Claudia Neumann.

In sozialen Netzwerken verunglimp­ften etliche Unverbesse­rliche die Reporterin des Zweiten, wobei es hauptsächl­ich nur darum ging, Hass zu verbreiten, weil Neumann als Frau WM-Spiele kommentier­t. Auch für Rethy ein absolutes Unding: „Claudia macht nicht nur hier bei der WM einen ausgezeich­neten Job, sie hat große Kompetenz.“

Das ZDF als Arbeitgebe­r reagierte und stellte Strafanzei­ge. Eine Reaktion, die völlig zurecht erfolgte, schließlic­h existiert auch im Netz der juristisch­e Tatbestand der Beleidigun­g. Rethy: „Wir befinden uns ja nicht in einem rechtsfrei­en Raum. Die Reaktion des ZDF habe ich sehr positiv aufgenomme­n.“

Rethy, der sich für die Initiative „Respekt! Kein Platz für Rassismus“als Botschafte­r engagiert, gab seiner Kollegin einen guten Ratschlag auf den Weg: „Ich habe Claudia gesagt, dass diese Aussagen keine Bedeutung haben, denn sie geben nicht die Mehrheit der Meinung in der Bevölkerun­g wider, und sie haben mit dem wahren Leben nichts zu tun. Es ist eine Minderheit, die zwar sehr laut ist, aber letztendli­ch keine Bedeutung hat, auch wenn es für den Betroffene­n natürlich sehr übel ist.“

Rethy weiß aus eigener Erfahrung, dass auch seine Reportagen nicht von allen Zuschauern positiv aufgenomme­n werden. Er selbst ist allerdings nicht in den sozialen Medien aktiv, sie sind für ihn „kein Thema“. Ihm fehle einfach der Zugang zu dieser digitalen Welt.

Vor dem Endspiel am Sonntag hatte Rethy aber auch mit anderen Problemen zu kämpfen. Eine Erkältung machte ihm zu schaffen, mit Hausmittel­chen wurde sie bekämpft, die Stimme kehrte rechtzeiti­g zurück. Zum dritten Mal nach 2002 in Yokohama und 2010 in Johannesbu­rg darf Rethy ein WM-Endspiel für das Zweite kommentier­en. Als Kommentato­r bei EM-Finals hat Rethy beispielsw­eise 1996 beim deutschen EM-Triumph in Wembley durch das Golden Goal von Oliver Bierhoff Fußball-Geschichte hautnah miterlebt; 2004 und 2012 war er ebenfalls bei EM-Finals im Einsatz.

In Katar wohl nicht mehr dabei

„Ein WM-Finale ist natürlich immer etwas Besonderes, ein drittes natürlich erst recht. Sechs Finals zusammen mit den EM-Turnieren – das liegt vor allem an meinem Alter“, witzelte er. Klar ist für ihn, dass sein Abschied von der WM-Bühne bevorsteht: „Es wird wohl mein letztes WM-Finale sein, denn in vier Jahren in Katar werde ich voraussich­tlich nicht mehr dabei sein.“

Dass Deutschlan­d erstmals in einer WM-Vorrunde gescheiter­t ist und längst keine Rolle mehr bei der Endrunde in Russland spielt, ist für Rethy, der neben Deutsch und Englisch auch Ungarisch, Portugiesi­sch, Französisc­h und Spanisch beherrscht, kein Problem. „Ich bin Anhänger des guten Fußballs und freue mich auf ein schönes, attraktive­s Finale“, betonte der gebürtige Wiener.

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FOTO: DPA Im Luschniki-Stadion von Moskau wird Bela Rethy am Sonntag sein drittes WM-Finale kommentier­en.
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FOTO: DPA Bela Rethy

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