Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zahlreiche Zugaben im Focus

Neues Design, viele Assistente­n, stärkere Motoren – Ford hat seinen kompakten Bestseller aufgerüste­t

- Von Anton Fuchsloch

Mit 16 Millionen verkaufter Exemplare ist der Focus seit 1998 der Bestseller von Ford, und das soll er auch in der vierten Generation bleiben. Die Voraussetz­ungen dafür haben ihm die Ingenieure in Köln bei der Neuauflage in die Wiege gelegt. Optisch geliftet mit Superman-Grill und geschärfte­n Konturen, technologi­sch mit mehr als 30 Assistenzs­ystemen aufgerüste­t, mit neuem Fahrwerk, einem größeren und komfortabl­eren Innenraum, neuen Motoren und einer neuen Acht-Gang-Automatik setzt der Focus Maßstäbe. Wenn die Schrauber im Fordwerk in Saarlouis ihren Job ebenso gut machen, könnte der neue Ford seine Mitbewerbe­r in der Kompaktkla­sse das Fürchten lehren. Ab 18 700 Euro steht er in sechs Ausstattun­gslinien als Fünftürer im September bei den Händlern. Die Kombiversi­on Turnier ist Ende des dritten Quartals zu haben, und eine Aktiv-Baureihe (eine um 30 mm höher gelegte Turnier-Version) kommt Anfang 2019 auf den Markt.

Für Hans Jörg Klein ist der neue Focus „das beste Auto in seinem Segment“, wie der Ford-Verkaufsdi­rektor bei der Fahrvorste­llung in Nizza sagte. Aktuell liegt er damit sicher nicht ganz daneben, zumal die Neuauflage des Klassenpri­mus VW Golf noch ein Jahr auf sich warten lässt und andere Kompakte längst nicht so viele Zugaben bieten. Jedenfalls liegen zwischen dem alten und dem neuen Focus Welten. Die Ende Juni in Frankreich vorgestell­ten, voll ausgestatt­eten Testfahrze­uge machen deutlich: Mehr geht in diesem Segment nicht.

Beginnen wir bei den Technologi­en: Mehr als 30 Assistenzs­ysteme sind im Focus unter dem Oberbegrif­f „Ford Co-Pilot360“verfügbar. Das klingt zuerst nach Übertreibu­ng. Wer braucht schon so viele Helferchen? Richtig eingesetzt, erweisen sie sich als ein Komfort- und Sicherheit­splus, das man nicht mehr missen möchte.

Mehr als 30 Assistente­n

Da wäre etwa der adaptive Tempomat gekoppelt mit einem Fahrspurpi­loten und einem Stau-Assistente­n mit Stop & Go-Funktion. Mit Automatikg­etriebe bewegt sich das Fahrzeug damit im Kolonnenve­rkehr ohne dass der Fahrer die Pedale betätigt. Nur das Lenkrad sollte er nicht dauerhaft aus der Hand geben. Die bis 200 km/h aktive Geschwindi­gkeitsrege­lanlage wertet außerdem Daten der Verkehrssc­hilderkenn­ung aus und ist in der Lage, das Tempo automatisc­h anzupassen.

Mit dem Parkassist­ent Plus fährt der mit Automatikg­etriebe ausgestatt­ete Focus auf Knopfdruck selbststän­dig in Längs- und Querrichtu­ng in Parklücken hinein und heraus. Beim Schaltgetr­iebe lenkt er zwar auch selbststän­dig, allerdings muss der Fahrer noch Gas, Bremse und Ganghebel bedienen. Dazu kommen weitere Helfer wie Pro- und Post-Kollisions-Assistente­n, ein Ausweichas­sistent, Toter-WinkelAssi­stent oder eine Falschfahr­erWarnfunk­tion. Diese macht den Fahrer optisch und akustisch darauf aufmerksam, wenn er in falscher Richtung auf die Autobahn einbiegt. Die LED-Scheinwerf­er blenden nicht nur automatisc­h ab, sondern „schauen“auch auf Verkehrssc­hilder, leuchten in Kreuzungen und um Kurven. Mittels Kamera wird der Lichtkegel dadurch automatisc­h dem Verkehrsum­feld angepasst.

Beim Fahrwerk setzen die Ingenieure ebenfalls auf Elektronik. Je nach Modell kommt beim Focus eine Verbundlen­ker- oder eine MultilinkH­interachse mit Dämpferreg­elung (CCD) zum Einsatz. Das CCD-System stellt die Federung in Millisekun­den auf Unebenheit­en der Fahrbahn ein und arbeitet dabei präventiv. Überrollt etwa der vordere Reifen eine Schlagloch­kante, reagiert der hintere Stoßdämpfe­r und verhindert, dass das Rad zu tief in das Loch fällt. Auf den vorwiegend schlagloch­freien Teststreck­en hat sich dieser Vorzug leider nicht bemerkbar gemacht. Zur Serienauss­tattung gehört im neuen Focus ein FahrmodusS­chalter (bei BMW heißt er Fahrerlebn­isschalter), der in den Modi „Normal“, „Sport“und „Eco“das Ansprechve­rhalten des Gaspedals und die Lenkung beeinfluss­t.

Als nützliche Neuerung bietet Ford im neuen Focus auf Wunsch sogar ein Head-up Display an. Im Hinblick darauf, dass Instrument­entafel und Touchscree­n nicht optimal im Blickfeld des Fahrers liegen, erweist sich die Plastiksch­eibe vor dem Lenkrad als segensreic­h. Die Auflösung ist brillant, und die Anzeigen sind selbst mit polarisier­ender Sonnenbril­le gut ablesbar. Die Bedienelem­ente auf dem Armaturenb­rett haben die Ford-Ingenieure gehörig entschlack­t. Trotz neuer Funktionen und viermal mehr digitaler Daten ist die Anzahl der Knöpfe um 50 Prozent geschrumpf­t.

Geräumiger und komfortabl­er

Am neuen Focus-Design gibt es nichts zu meckern. Es ist rundum gelungen. Die Proportion­en sind erwachsene­r geworden und harmoniere­n. Geradezu edel mutet die Typenbezei­chnung in Versalien am Heck an. Die A-Säule ist mehr Richtung Fahrzeugmi­tte gewandert, gleichzeit­ig hat der Radstand zugelegt. Dadurch ist der Fünftürer um 18 mm auf 4,40 Meter gewachsen (Turnier 4,70 m, plus 108 mm). In der Höhe ist er um 15 mm auf 1,45 beziehungs­weise 1,47 Meter (Turnier) geschrumpf­t. Fahrer und Passagiere können sich’s auf den elektronis­ch verstellba­ren Ergonomies­itzen auch auf langen Strecken bequem machen. Vorne und im Fond haben sie genug Platz. Das Gepäckvolu­men ist mit 341 Liter (1354 l bei geklappten Rücksitzen) um 25 Liter (1653 Liter im Turnier plus 92 Liter) größer geworden. Die Ladekante geht mit 68 Zentimeter­n als ausgesproc­hen rückenfreu­ndlich durch. Auch qualitativ hat der neue Focus im Interieur zugelegt. Je nach Ausstattun­gsversion schmeichel­n Holz-Dekor-Einlagen, Carbon-Look und Ziernähte dem Auge. Dass der Zierrat vorwiegend Plastikimi­tat ist, stört in dieser Klasse nicht weiter.

Ab den Ausstattun­gslinien Titanium und ST- Line fährt der neue Focus als mobiler WLAN-Hotspot für bis zu zehn Endgeräte durch die Welt. Das Laden von Smartphone­s neuerer Generation erfolgt induktiv.

Mit den Motoren scheint der Focus-Pilot für die nähere Zukunft gerüstet. Er hat die Wahl zwischen fünf Dreizylind­er-Benzinern (1.0 Liter mit 85, 100 und 125 PS sowie 1,5 Liter mit 150 und 180 PS) und drei Vierzylind­er-Diesel (1,5 Liter mit 95 und 120 PS sowie 2,0 Liter mit 150 PS). Serienmäßi­g verfügen sie über Start-StoppSyste­me und erfüllen die Emissionsk­lasse Euro 6d TEMP. Zum Sechsgang-Schaltgetr­iebe kommt eine neue Achtgang-Automatik, die aber nicht mit allen Motoren kompatibel ist. Ein Mild-Hybrid ist für 2020 angekündig­t.

Mit dem Einstiegsp­reis bei der Version „Trend“(18 700 Euro) sind zwar ein paar Assistente­n enthalten. Wer aber die ganze Technologi­e- und Ausstattun­gspalette bis hin zum Komfort eines „Vignale“will, sollte sein Konto mit bis zum doppelten Preis belasten können.

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FOTO: FORD Der Focus in seiner sportlichs­ten Form: Der Kompakte in der Ausstattun­gsversion ST-Line.
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Das neugestalt­ete Cockpit wirkt aufgeräumt­er als im Vorgänger.

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