Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Mensch, das ist aber schön geworden!“
Gärtnerbetreute Urnengemeinschaftsgrabanlage auf dem Laichinger Friedhof wurde eingeweiht
LAICHINGEN - Neben der klassischen Erd- oder Urnenbestattung, der Bestattung im Baumgrabfeld und der anonymen Urnenbestattung bietet der Laichinger Friedhof nun noch eine weitere Bestattungsmöglichkeit: Die Urnengemeinschaftsgrabanlage, die am Montagabend eingeweiht wurde. Hierbei handelt es sich um eine gärtnerbetreute Grabanlage. Für die Hinterbliebenen entsteht kein Pflegeaufwand, die Gärtnerei Elser übernimmt die Grabpflege – vom Gießen übers Unkrautjäten bis hin zur Neubepflanzung.
Bürgermeister Klaus Kaufmann eröffnete mit einer Begrüßungsrede, in der er sich bei allen Beteiligten bedankte. Um die Urnengemeinschaftsgrabanlage zu ermöglichen, arbeitete die Stadt mit den Steinmetzen Karl Diez Steinmetzbetrieb und Vatter Natursteine aus Laichingen zusammen, die maßgeblich zur Gestaltung der Grabanlage beigetragen haben. Durch die treuhänderische Abwicklung der Dauergrabpflegeverträge mit dem Vertragspartner der Stadt – der Genossenschaft Württembergische Friedhofsgärtner – könnten sich die Hinterbliebenen sicher sein, dass das Grab immer in einem würdevollen Zustand ist. Kaufmann betonte, dass nach dem Besuch einiger Senioren- nachmittage klar war, dass der Wunsch nach zeitgemäßen Bestattungsformen vorhanden sei: „Dafür hat die Stadt nicht unerhebliche Mittel zur Verfügung gestellt, und wie man sehen kann, hat sich das gelohnt.“Auch die Kritiker aus der Be- völkerung würden sagen: „Mensch, das ist aber schön geworden!“
Thomas Vogt, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft Württembergische Friedhofsgärtner, sagte, dass man bei der Planung bewusst neue Formen wählte: Mit der halb- kreisförmig angelegten Grabanlage und der Wegeführung, die in geschwungenen Linien verläuft, habe die Urnengrabanlage die „Anmutung eines Skulpturen-Kunstparks“. Seine Interpretation: „Durch die halbkreisförmige Anlage scheint es, als führen die Grabmale der Verstorbenen einen Dialog.“Margit Nägele vom Arbeitskreis zur Gestaltung des Friedhofs sagte, dass Menschen auf dem Friedhof ihren Schmerz teilen und zur Ruhe kommen. Der Arbeitskreis, der seit 2013 besteht, bearbeitete Ideen aus der Bevölkerung und fand Inspiration auf anderen Friedhöfen. „Nicht alles wurde umgesetzt, manches aber schon, so die unterschiedlichen Bestattungsformen“, so Nägele.
Ein Rat von Loriot
Auch der katholische Pfarrer Karl Enderle machte deutlich, dass der Friedhof ein Ort des Austausches, des Glaubens und Gedenkens ist. Und: „Wenn der Friedhof schön gestaltet ist, macht er das Herz leicht und froh.“Wie viele andere sprach er sich gegen eine anonyme Bestattung aus und zitierte Loriot – auf die Frage, was dieser auf seinem Grabstein stehen haben wolle, antwortete der Schauspieler: „Ich fände es sinnvoll, wenn der Name darauf stünde.“Enderle: „Wir gehen mit einem Namen durchs Leben, warum sollten wir im Grab keinen mehr haben.“Mit einem Segensgebet weihte er die Urnengemeinschaftsgrabanlage ein. Im Anschluss führte Heinz Köpf, Leiter des Friedhofsamtes, über den Friedhof. Dabei machte er auf verschiedene Bestattungsformen und die neue Bepflanzung aufmerksam und beantwortete Fragen. Besonders die Allee mit den Stadtbirnen und das Rondell mit den Rundbänken gefiel den zahlreich erschienenen Interessierten.
Wie kommt die Neugestaltung bei der Bevölkerung an? Anna Juhn, die neben dem Friedhof wohnt, findet: „Wenn ich herüberschaue, freue ich mich, wie schön alles geworden ist.“Besonders gefällt der 69-Jährigen die Urnengemeinschaftsgrabanlage: „Es ist sinnvoll, dass auch andere Bestattungsformen angeboten werden, Verschiedenheit ist wichtig.“Und auch Pfarrer Enderle lobte: „Früher war der Friedhof unscheinbar. Jetzt ist er sehr schön und lädt zum Verweilen ein.“Das gärtnergepflegte Urnengemeinschaftsgrab komme der modernen Lebensweise entgegen, da es oftmals keine Angehörigen mehr gibt, die das Grab pflegen können.