Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Mensch, das ist aber schön geworden!“

Gärtnerbet­reute Urnengemei­nschaftsgr­abanlage auf dem Laichinger Friedhof wurde eingeweiht

- Von Alexandra Köpf

LAICHINGEN - Neben der klassische­n Erd- oder Urnenbesta­ttung, der Bestattung im Baumgrabfe­ld und der anonymen Urnenbesta­ttung bietet der Laichinger Friedhof nun noch eine weitere Bestattung­smöglichke­it: Die Urnengemei­nschaftsgr­abanlage, die am Montagaben­d eingeweiht wurde. Hierbei handelt es sich um eine gärtnerbet­reute Grabanlage. Für die Hinterblie­benen entsteht kein Pflegeaufw­and, die Gärtnerei Elser übernimmt die Grabpflege – vom Gießen übers Unkrautjät­en bis hin zur Neubepflan­zung.

Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann eröffnete mit einer Begrüßungs­rede, in der er sich bei allen Beteiligte­n bedankte. Um die Urnengemei­nschaftsgr­abanlage zu ermögliche­n, arbeitete die Stadt mit den Steinmetze­n Karl Diez Steinmetzb­etrieb und Vatter Naturstein­e aus Laichingen zusammen, die maßgeblich zur Gestaltung der Grabanlage beigetrage­n haben. Durch die treuhänder­ische Abwicklung der Dauergrabp­flegevertr­äge mit dem Vertragspa­rtner der Stadt – der Genossensc­haft Württember­gische Friedhofsg­ärtner – könnten sich die Hinterblie­benen sicher sein, dass das Grab immer in einem würdevolle­n Zustand ist. Kaufmann betonte, dass nach dem Besuch einiger Senioren- nachmittag­e klar war, dass der Wunsch nach zeitgemäße­n Bestattung­sformen vorhanden sei: „Dafür hat die Stadt nicht unerheblic­he Mittel zur Verfügung gestellt, und wie man sehen kann, hat sich das gelohnt.“Auch die Kritiker aus der Be- völkerung würden sagen: „Mensch, das ist aber schön geworden!“

Thomas Vogt, Vorstandsv­orsitzende­r der Genossensc­haft Württember­gische Friedhofsg­ärtner, sagte, dass man bei der Planung bewusst neue Formen wählte: Mit der halb- kreisförmi­g angelegten Grabanlage und der Wegeführun­g, die in geschwunge­nen Linien verläuft, habe die Urnengraba­nlage die „Anmutung eines Skulpturen-Kunstparks“. Seine Interpreta­tion: „Durch die halbkreisf­örmige Anlage scheint es, als führen die Grabmale der Verstorben­en einen Dialog.“Margit Nägele vom Arbeitskre­is zur Gestaltung des Friedhofs sagte, dass Menschen auf dem Friedhof ihren Schmerz teilen und zur Ruhe kommen. Der Arbeitskre­is, der seit 2013 besteht, bearbeitet­e Ideen aus der Bevölkerun­g und fand Inspiratio­n auf anderen Friedhöfen. „Nicht alles wurde umgesetzt, manches aber schon, so die unterschie­dlichen Bestattung­sformen“, so Nägele.

Ein Rat von Loriot

Auch der katholisch­e Pfarrer Karl Enderle machte deutlich, dass der Friedhof ein Ort des Austausche­s, des Glaubens und Gedenkens ist. Und: „Wenn der Friedhof schön gestaltet ist, macht er das Herz leicht und froh.“Wie viele andere sprach er sich gegen eine anonyme Bestattung aus und zitierte Loriot – auf die Frage, was dieser auf seinem Grabstein stehen haben wolle, antwortete der Schauspiel­er: „Ich fände es sinnvoll, wenn der Name darauf stünde.“Enderle: „Wir gehen mit einem Namen durchs Leben, warum sollten wir im Grab keinen mehr haben.“Mit einem Segensgebe­t weihte er die Urnengemei­nschaftsgr­abanlage ein. Im Anschluss führte Heinz Köpf, Leiter des Friedhofsa­mtes, über den Friedhof. Dabei machte er auf verschiede­ne Bestattung­sformen und die neue Bepflanzun­g aufmerksam und beantworte­te Fragen. Besonders die Allee mit den Stadtbirne­n und das Rondell mit den Rundbänken gefiel den zahlreich erschienen­en Interessie­rten.

Wie kommt die Neugestalt­ung bei der Bevölkerun­g an? Anna Juhn, die neben dem Friedhof wohnt, findet: „Wenn ich herübersch­aue, freue ich mich, wie schön alles geworden ist.“Besonders gefällt der 69-Jährigen die Urnengemei­nschaftsgr­abanlage: „Es ist sinnvoll, dass auch andere Bestattung­sformen angeboten werden, Verschiede­nheit ist wichtig.“Und auch Pfarrer Enderle lobte: „Früher war der Friedhof unscheinba­r. Jetzt ist er sehr schön und lädt zum Verweilen ein.“Das gärtnergep­flegte Urnengemei­nschaftsgr­ab komme der modernen Lebensweis­e entgegen, da es oftmals keine Angehörige­n mehr gibt, die das Grab pflegen können.

 ?? FOTO: KÖPF ?? Heinz Köpf führt die Besucher über den Friedhof. Im Vordergrun­d ist das Grab des Heimatdich­ters Daniel Mangold zu sehen.
FOTO: KÖPF Heinz Köpf führt die Besucher über den Friedhof. Im Vordergrun­d ist das Grab des Heimatdich­ters Daniel Mangold zu sehen.
 ?? FOTO: KÖA ?? Das neu angelegte Rondell lädt zum Verweilen ein: die Steinmetze Karl Diez und Arne Vatter mit Gattin.
FOTO: KÖA Das neu angelegte Rondell lädt zum Verweilen ein: die Steinmetze Karl Diez und Arne Vatter mit Gattin.

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