Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Was hält die Gänstorbrü­cke noch aus?

Das marode Bauwerk über der Donau wird nun einem Belastungs­test unterzogen

- Von Michael Ruddigkeit und Sebastian Mayr

NEU-ULM/ULM - Kann die Gänstorbrü­cke noch saniert werden? Oder ist über kurz oder lang nur ein Neubau möglich? Diese Frage treibt die Städte Ulm und Neu-Ulm derzeit um und war deshalb beiderseit­s der Donau Thema in den zuständige­n Ausschüsse­n – erst in Neu-Ulm, dann in Ulm. Gerhard Fraidel, Leiter der Abteilung Verkehrsin­frastruktu­r bei der Stadt Ulm, berichtete über den aktuellen Stand. Das marode Bauwerk werde in den nächsten Wochen weiter intensiv überprüft, sagte er. „Wir untersuche­n, was wir der Brücke noch zumuten können.“

Dazu sei in den nächsten Wochen ein Belastungs­test geplant. Ein tonnenschw­eres Kranfahrze­ug wird dabei mehrfach über die Brücke fahren, mal ganz langsam, mal mit bis zu 50 Stundenkil­ometern. Bei jeder Fahrt werden Experten messen, wie sich die Brücke verformt. Davon erhoffen sich die Baufachleu­te wichtige Erkenntnis­se. Einem ähnlichen Stresstest wurde die Adenauerbr­ücke vor drei Jahren unterzogen – und bestand ihn damals. Die Untersuchu­ng per Kran auf der Gänstorbrü­cke wird auf jeden Fall nachts stattfinde­n. Eine Vollsperru­ng ist dafür unumgängli­ch.

Bereits am morgigen Freitag gibt es ein Gespräch in Ulm mit Vertretern der obersten Baubehörde­n von Bayern und Baden-Württember­g über den Zustand des Bauwerks und mögliche Maßnahmen. Fest steht, dass die Sperrung in der Mitte der Gänstorbrü­cke bis auf Weiteres bleibt. Denn durch die verringert­e Last können die Baufachleu­te zumindest derzeit ausschließ­en, dass eine Gefahr für Verkehrste­ilnehmer besteht. „Die Sicherheit ist gewährleis­tet“, sagte Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg.

Die Autofahrer nehmen die Einschränk­ung auf der Brücke offenbar gelassen hin. Fast 28 000 Fahrzeuge überqueren jeden Tag auf dem Bauwerk die Donau – genauso viele wie vor der Sperrung zweier Spuren. Die Staus haben nach Angaben der Ulmer Stadtverwa­ltung zwar zugenommen. Die benachbart­en Kreuzungen und Knotenpunk­te werden dadurch aber nicht überlastet. Das liegt daran, dass die Fahrer sich auf die Sperrung eingestell­t haben und jetzt zum Teil zu anderen Zeiten unterwegs sind.

„Wir können diese Brücke mo- mentan nicht zweispurig betreiben – einspurig geht“, sagte Fraidel. Auch dass sich die Verkehrsbe­lastung nicht verringert hat, ist aus Sicht des Brückenexp­erten kein Problem. Es gehe darum, dass das Bauwerk nicht zu viel Gewicht auf einmal tragen darf. „Ein Extrembeis­piel wären zwei Autokrane und ein Betonmisch­er – und daneben ein Stadtbus“, beschreibt Fraidel.

SPD-Rätin Brigitte Dahlbender schlug im Ulmer Bauausschu­ss eine Umfahrung für Lastwagen vor. Baubürgerm­eister Tim von Winning winkte ab: Man habe das bei der Beringerbr­ücke über die Bahngleise, die jetzt komplett für Autos gesperrt ist, versucht. Die Erfahrung: Brummifahr­er halten sich nicht an die Regelung und kontrollie­ren könne man das auch nicht.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Gänstorbrü­cke zwischen Ulm und Neu-Ulm muss dringend saniert werden.

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