Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Was hält die Gänstorbrücke noch aus?
Das marode Bauwerk über der Donau wird nun einem Belastungstest unterzogen
NEU-ULM/ULM - Kann die Gänstorbrücke noch saniert werden? Oder ist über kurz oder lang nur ein Neubau möglich? Diese Frage treibt die Städte Ulm und Neu-Ulm derzeit um und war deshalb beiderseits der Donau Thema in den zuständigen Ausschüssen – erst in Neu-Ulm, dann in Ulm. Gerhard Fraidel, Leiter der Abteilung Verkehrsinfrastruktur bei der Stadt Ulm, berichtete über den aktuellen Stand. Das marode Bauwerk werde in den nächsten Wochen weiter intensiv überprüft, sagte er. „Wir untersuchen, was wir der Brücke noch zumuten können.“
Dazu sei in den nächsten Wochen ein Belastungstest geplant. Ein tonnenschweres Kranfahrzeug wird dabei mehrfach über die Brücke fahren, mal ganz langsam, mal mit bis zu 50 Stundenkilometern. Bei jeder Fahrt werden Experten messen, wie sich die Brücke verformt. Davon erhoffen sich die Baufachleute wichtige Erkenntnisse. Einem ähnlichen Stresstest wurde die Adenauerbrücke vor drei Jahren unterzogen – und bestand ihn damals. Die Untersuchung per Kran auf der Gänstorbrücke wird auf jeden Fall nachts stattfinden. Eine Vollsperrung ist dafür unumgänglich.
Bereits am morgigen Freitag gibt es ein Gespräch in Ulm mit Vertretern der obersten Baubehörden von Bayern und Baden-Württemberg über den Zustand des Bauwerks und mögliche Maßnahmen. Fest steht, dass die Sperrung in der Mitte der Gänstorbrücke bis auf Weiteres bleibt. Denn durch die verringerte Last können die Baufachleute zumindest derzeit ausschließen, dass eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer besteht. „Die Sicherheit ist gewährleistet“, sagte Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg.
Die Autofahrer nehmen die Einschränkung auf der Brücke offenbar gelassen hin. Fast 28 000 Fahrzeuge überqueren jeden Tag auf dem Bauwerk die Donau – genauso viele wie vor der Sperrung zweier Spuren. Die Staus haben nach Angaben der Ulmer Stadtverwaltung zwar zugenommen. Die benachbarten Kreuzungen und Knotenpunkte werden dadurch aber nicht überlastet. Das liegt daran, dass die Fahrer sich auf die Sperrung eingestellt haben und jetzt zum Teil zu anderen Zeiten unterwegs sind.
„Wir können diese Brücke mo- mentan nicht zweispurig betreiben – einspurig geht“, sagte Fraidel. Auch dass sich die Verkehrsbelastung nicht verringert hat, ist aus Sicht des Brückenexperten kein Problem. Es gehe darum, dass das Bauwerk nicht zu viel Gewicht auf einmal tragen darf. „Ein Extrembeispiel wären zwei Autokrane und ein Betonmischer – und daneben ein Stadtbus“, beschreibt Fraidel.
SPD-Rätin Brigitte Dahlbender schlug im Ulmer Bauausschuss eine Umfahrung für Lastwagen vor. Baubürgermeister Tim von Winning winkte ab: Man habe das bei der Beringerbrücke über die Bahngleise, die jetzt komplett für Autos gesperrt ist, versucht. Die Erfahrung: Brummifahrer halten sich nicht an die Regelung und kontrollieren könne man das auch nicht.