Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wo das neue gemeinsame Gewerbegebiet liegen soll
Platz sogar für mehr als 50 Hektar: Bahnhofsverband-Verwaltungsrat favorisiert Fläche bei Merklingen/Nellingen
LAICHINGEN/HEROLDSTATT - Neben der Realisierung des P+R-Platzes am Merklinger Bahnhof (selbiger wird von der Bahn gebaut) hat sich der Bahnhofsverband RSA (Verband Region Schwäbische Alb) als zweite Hauptaufgabe die Realisierung eines neuen interkommunalen Gewerbegebiets auf der Laichinger Alb auf die Fahnen geschrieben. Doch wo soll dieses liegen? Mögliche Standorte sind in den vergangenen Monaten von einem Planungsbüro untersucht worden mit dem Ergebnis: Am besten wäre der Bereich nordwestlich der Merklinger Autobahnanschlussstelle geeignet. Auch, weil hier noch mehr Platz wäre für eine mögliche Erweiterung. Mindestens 50 Hektar groß soll das neue Gewerbegebiet sein.
„Transparent“die Öffentlichkeit einbeziehen: So lautete der Rat am Donnerstagabend des Reutlinger Planers Clemens Künster an die Mitglieder des Verwaltungsrats des Bahnhofsverbandes RSA (Region Schwäbische Alb). Diese hatten sich im Sitzungssaal des Heroldstatter Rathauses (unter den Zuhörern: Heroldstatts Bürgermeister-Kandidat Michael Weber) zu ihrer allerersten Sitzung seit Bestehen des Verbandes getroffen. Faktisch zu entscheiden hatten sie zwar nichts, jedoch nahmen sie die vom Planungsbüro Künster erstellte „Standortkonzeption“für einen „Interkommunalen Industrieund Gewerbepark“zustimmend zur Kenntnis. Was mindestens einem Fingerzeig gleichkommt, wo in einigen Jahren das neue Gewerbegebiet realisiert werden soll. Nämlich – und das ist keine Überraschung – zwischen Merklingen und Nellingen; genauer: nordwestlich der A8-Anschlussstelle und der überquerenden L1230 (siehe großes Foto).
Untersucht hatte Künster zuvor die gesamte Laichinger Alb sowie das obere Filstal, das Gebiet, in dem sich die Mitgliedskommunen des RSA befinden. Diese sind Drackenstein, Mühlhausen, Wiesensteig, Bad Ditzenbach, Hohenstadt, Nellingen, Merklingen, Dornstadt, Berghülen, Laichingen, Heroldstatt und Westerheim. Ein hochkomplexes und langwieriges Verfahren. Das Vorgehen glich dem Häuten einer Zwiebel. Ausschlusskriterium nach Ausschlusskriterium wurde erfasst – bis am Ende knapp 20 geeignete „Suchräume“als in Frage kommende Standorte übrigblieben. Untersucht wurden zunächst 33 000 Hektar, am Ende blieben davon 4000 übrig.
Nähe zum Bahnhof
Ausschlusskriterien waren zum Beispiel naturschutzrechtlicher Natur (Vogelschutzgebiete, Waldbiotop, Wasserschutzzonen), aber auch planungsrechtlicher (bereits bestehende Wohnflächen, Verkehrswege). Bedeutet: Hier ist kein Gewerbe möglich. Auch wurde erfasst, wie und in welchen Gebieten sich die einzelnen Gemeinden selbst noch weiter entwickeln möchten (diese gaben Stellungnahmen ab), und ob die jeweiligen „Suchräume“gut an das schon bestehende Verkehrsnetz angebunden sind. Auch interessant: die Nähe zum neuen Bahnhof.
Es blieb aber nicht nur das vom Büro Künster favorisierte Gebiet zwischen Merklingen und Nellingen übrig, sondern noch zwei weitere: Die Fläche südlich der Landstraße zwischen Laichingen und Machtolsheim sowie eine Fläche ebenfalls zwischen Merklingen und Nellingen, nur östlich der Landesstraße zwischen den beiden Gemeinden gelegen. Warum die Wahl von Stadtplaner Künster (der in Heroldstatt von einem Landschaftsplaner und Geograf begleitet wurde) aber auf das Gebiet auf der anderen Straßenseite fiel: unter anderem, weil es erweiterbar ist, und weil östlich der L1230 Aussiedlerhöfe dem Gewerbe in die Quere kommen könnten.
Weder der Verbandsvorsitzende Klaus Kaufmann noch andere Mitglieder des Verwaltungsrats des RSA, unter ihnen diverse Bürgermeister aus den Verbandskommunen, gingen auf eine etwaige Erweiterung über die 50 Hektar hinaus ein. Angesichts der Arbeit und des Zeitplans, die nun zunächst vor dem Verband liegen, verständlich. Nach einer abermaligen Verwaltungsratssitzung tagt noch in diesem Jahr zwei Mal das höchste und letztlich entscheidende Gremium des Verbandes: die Verbandsversammlung. Spätestens am 13. Dezember soll bei der Sitzung in Laichingen das Votum für eines der Gebiete fallen. Und dieses wiederum muss dann weitergegeben werden: an den Regionalverband Donau-Iller. Dieser schreibt aktuell seine Planungen fort; in diese soll der Standortwunsch des Bahnhofsverbandes „eingespeist“werden.
Chance „jetzt ergreifen“
Die beiden räumlich – Stand heute – am ehesten betroffenen Bürgermeister, Sven Kneipp (Merklingen) und Franko Kopp (Nellingen), begrüßten die Standortanalyse. „Wir müssen die Chancen jetzt ergreifen, um unsere Zukunft zu sichern“, sagte Kneipp, „nicht erst in zehn Jahren“. Auch Kopp fand die Vorstellung der Konzeption gut, damit könne und müsse der Verband nun „Farbe bekennen“. Dies müssen in den kommenden Wochen auch die Gemeinderäte der RSA-Mitgliedskommunen, die nun ihrerseits über das Ergebnis der Analyse beraten und gegebenenfalls Einwände vorbringen sollen.
Bis das Gebiet steht und Firmen bauen können, werden trotzdem noch Jahre vergehen. Auch an einen Kauf der Grundstücke ist aktuell nicht zu denken. Trotzdem stattete der Verwaltungsrat seinen Vorsitzenden am Donnerstag mit der Möglichkeit aus, Grundstückskäufe künftig bis zu einer Höhe der Kaufsumme von bis zu 100 000 Euro selbst tätigen zu können. Kaufmann versicherte, dass das Gremium ihm vertrauen könne. Rudolf Weberruß (stellvertretender Heroldstatter Schultes) bat, immer ausreichend informiert zu werden, was Kaufmann versprach. Die Grundstücke, die der Verband für den P+R-Platz benötigt, gehören ihm schon.
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