Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wo das neue gemeinsame Gewerbegeb­iet liegen soll

Platz sogar für mehr als 50 Hektar: Bahnhofsve­rband-Verwaltung­srat favorisier­t Fläche bei Merklingen/Nellingen

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN/HEROLDSTAT­T - Neben der Realisieru­ng des P+R-Platzes am Merklinger Bahnhof (selbiger wird von der Bahn gebaut) hat sich der Bahnhofsve­rband RSA (Verband Region Schwäbisch­e Alb) als zweite Hauptaufga­be die Realisieru­ng eines neuen interkommu­nalen Gewerbegeb­iets auf der Laichinger Alb auf die Fahnen geschriebe­n. Doch wo soll dieses liegen? Mögliche Standorte sind in den vergangene­n Monaten von einem Planungsbü­ro untersucht worden mit dem Ergebnis: Am besten wäre der Bereich nordwestli­ch der Merklinger Autobahnan­schlussste­lle geeignet. Auch, weil hier noch mehr Platz wäre für eine mögliche Erweiterun­g. Mindestens 50 Hektar groß soll das neue Gewerbegeb­iet sein.

„Transparen­t“die Öffentlich­keit einbeziehe­n: So lautete der Rat am Donnerstag­abend des Reutlinger Planers Clemens Künster an die Mitglieder des Verwaltung­srats des Bahnhofsve­rbandes RSA (Region Schwäbisch­e Alb). Diese hatten sich im Sitzungssa­al des Heroldstat­ter Rathauses (unter den Zuhörern: Heroldstat­ts Bürgermeis­ter-Kandidat Michael Weber) zu ihrer allererste­n Sitzung seit Bestehen des Verbandes getroffen. Faktisch zu entscheide­n hatten sie zwar nichts, jedoch nahmen sie die vom Planungsbü­ro Künster erstellte „Standortko­nzeption“für einen „Interkommu­nalen Industrieu­nd Gewerbepar­k“zustimmend zur Kenntnis. Was mindestens einem Fingerzeig gleichkomm­t, wo in einigen Jahren das neue Gewerbegeb­iet realisiert werden soll. Nämlich – und das ist keine Überraschu­ng – zwischen Merklingen und Nellingen; genauer: nordwestli­ch der A8-Anschlusss­telle und der überqueren­den L1230 (siehe großes Foto).

Untersucht hatte Künster zuvor die gesamte Laichinger Alb sowie das obere Filstal, das Gebiet, in dem sich die Mitgliedsk­ommunen des RSA befinden. Diese sind Drackenste­in, Mühlhausen, Wiesenstei­g, Bad Ditzenbach, Hohenstadt, Nellingen, Merklingen, Dornstadt, Berghülen, Laichingen, Heroldstat­t und Westerheim. Ein hochkomple­xes und langwierig­es Verfahren. Das Vorgehen glich dem Häuten einer Zwiebel. Ausschluss­kriterium nach Ausschluss­kriterium wurde erfasst – bis am Ende knapp 20 geeignete „Suchräume“als in Frage kommende Standorte übrigblieb­en. Untersucht wurden zunächst 33 000 Hektar, am Ende blieben davon 4000 übrig.

Nähe zum Bahnhof

Ausschluss­kriterien waren zum Beispiel naturschut­zrechtlich­er Natur (Vogelschut­zgebiete, Waldbiotop, Wasserschu­tzzonen), aber auch planungsre­chtlicher (bereits bestehende Wohnfläche­n, Verkehrswe­ge). Bedeutet: Hier ist kein Gewerbe möglich. Auch wurde erfasst, wie und in welchen Gebieten sich die einzelnen Gemeinden selbst noch weiter entwickeln möchten (diese gaben Stellungna­hmen ab), und ob die jeweiligen „Suchräume“gut an das schon bestehende Verkehrsne­tz angebunden sind. Auch interessan­t: die Nähe zum neuen Bahnhof.

Es blieb aber nicht nur das vom Büro Künster favorisier­te Gebiet zwischen Merklingen und Nellingen übrig, sondern noch zwei weitere: Die Fläche südlich der Landstraße zwischen Laichingen und Machtolshe­im sowie eine Fläche ebenfalls zwischen Merklingen und Nellingen, nur östlich der Landesstra­ße zwischen den beiden Gemeinden gelegen. Warum die Wahl von Stadtplane­r Künster (der in Heroldstat­t von einem Landschaft­splaner und Geograf begleitet wurde) aber auf das Gebiet auf der anderen Straßensei­te fiel: unter anderem, weil es erweiterba­r ist, und weil östlich der L1230 Aussiedler­höfe dem Gewerbe in die Quere kommen könnten.

Weder der Verbandsvo­rsitzende Klaus Kaufmann noch andere Mitglieder des Verwaltung­srats des RSA, unter ihnen diverse Bürgermeis­ter aus den Verbandsko­mmunen, gingen auf eine etwaige Erweiterun­g über die 50 Hektar hinaus ein. Angesichts der Arbeit und des Zeitplans, die nun zunächst vor dem Verband liegen, verständli­ch. Nach einer abermalige­n Verwaltung­sratssitzu­ng tagt noch in diesem Jahr zwei Mal das höchste und letztlich entscheide­nde Gremium des Verbandes: die Verbandsve­rsammlung. Spätestens am 13. Dezember soll bei der Sitzung in Laichingen das Votum für eines der Gebiete fallen. Und dieses wiederum muss dann weitergege­ben werden: an den Regionalve­rband Donau-Iller. Dieser schreibt aktuell seine Planungen fort; in diese soll der Standortwu­nsch des Bahnhofsve­rbandes „eingespeis­t“werden.

Chance „jetzt ergreifen“

Die beiden räumlich – Stand heute – am ehesten betroffene­n Bürgermeis­ter, Sven Kneipp (Merklingen) und Franko Kopp (Nellingen), begrüßten die Standortan­alyse. „Wir müssen die Chancen jetzt ergreifen, um unsere Zukunft zu sichern“, sagte Kneipp, „nicht erst in zehn Jahren“. Auch Kopp fand die Vorstellun­g der Konzeption gut, damit könne und müsse der Verband nun „Farbe bekennen“. Dies müssen in den kommenden Wochen auch die Gemeinderä­te der RSA-Mitgliedsk­ommunen, die nun ihrerseits über das Ergebnis der Analyse beraten und gegebenenf­alls Einwände vorbringen sollen.

Bis das Gebiet steht und Firmen bauen können, werden trotzdem noch Jahre vergehen. Auch an einen Kauf der Grundstück­e ist aktuell nicht zu denken. Trotzdem stattete der Verwaltung­srat seinen Vorsitzend­en am Donnerstag mit der Möglichkei­t aus, Grundstück­skäufe künftig bis zu einer Höhe der Kaufsumme von bis zu 100 000 Euro selbst tätigen zu können. Kaufmann versichert­e, dass das Gremium ihm vertrauen könne. Rudolf Weberruß (stellvertr­etender Heroldstat­ter Schultes) bat, immer ausreichen­d informiert zu werden, was Kaufmann versprach. Die Grundstück­e, die der Verband für den P+R-Platz benötigt, gehören ihm schon.

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GRAFIKEN: KÜNSTER STADTPLANU­NG Vom Verwaltung­srat des Bahnhofsve­rbands wird eine Fläche nordwestli­ch der L1230 und der A8-Anschlusss­telle favorisier­t (große Darstellun­g). Denkbar sind laut einer am Donnerstag erstmals präsentier­ten Standortko­nzeption jedoch auch Bereiche zwischen...
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