Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Zwei Athleten vom Bodensee als Topfavoriten
Ringer und Traber können sich bei den deutschen Meisterschaften der Leichtathletik fast nur selbst schlagen
NÜRNBERG - Bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Nürnberg gelten zwei Athleten als Favoriten, die sich eigentlich nur selbst schlagen können: Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) über 5000 Meter und Gregor Traber (LAV Tübingen) im Hürdensprint. Für viele Athleten ist Nürnberg die letzte Chance, noch das Ticket für die Europameisterschaft in Berlin (7. bis 12. August) zu lösen. Ringer und Traber haben diese Sorgen nicht.
Über 10 000 Meter hat Richard Ringer in diesem Jahr mit seinem Sieg beim Europacup in London für Furore gesorgt und vier Wochen später in Tübingen auch über 5000 Meter (13:22,48 Minuten) geglänzt. Auf beiden Strecken führt er die deutsche Bestenliste an und liegt weit vor der nationalen Konkurrenz. „Ob flottes Rennen oder Taktik mit Schlussspurt, über die längste Strecke des Wochenendes ist der EM-Dritte der Favorit. Um die beiden weiteren EMTickets kämpfen Marcel Fehr und Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München)“, heißt es auf leichtathletik.de. Ringer sagt: „Einige spurtstarke Gegner sind durchaus zu beachten, ich bin aber nach meinem Höhentraining in St. Moritz gut drauf und kann entweder mit einer schnellen letzten Runde oder auch einem knackigen letzten Kilometer reagieren.“Es wäre der 13. Titel des 29-jährigen Langstrecklers bei den Aktiven und der Fünfte in Folge über 5000 Meter.
Gregor Traber aus Meckenbeuren, der nach einem Abstecher zum VfB Stuttgart wieder für die LAV Tübingen antritt, ist in dieser Saison der schnellste und beständigste Mann über die 110 Meter Hürden. Matthias Bühler (LG Eintracht Frankfurt), der in den vergangenen Jahren die meisten Titel auf dieser Strecke abgeräumt hat, fehlt wegen Rückenproblemen. „Gregor Traber könnte sich für seine bisher starke Saison mit Gold belohnen und nach 2015 wieder in Nürnberg die oberste Stelle auf dem Podest erobern“, schreibt leichtathletik.de. Traber hat 2018 reihenweise Zeiten unter 13,40 Sekunden angeboten, es fehlt nur der Ausreißer in den 13,20er-Bereich oder sogar darunter. Seine Bestmarke liegt bei 13,21 Sekunden.
Letzte Chance für Sperlich
Für Martin Sperlich (VfB LC Friedrichshafen) ist Nürnberg fast die letzte Chance, doch noch einen EMStartplatz zu ergattern. Nach seiner letztjährigen Verletzungspause kam er bisher nicht ins Rollen. Die beste Leistung gelang ihm über 1500 Meter, mit 3:42,50 Minuten liegt er auf Platz zehn in Deutschland. Sperlich hat über 1500 Meter und 5000 Meter gemeldet und wird vor Ort über den Start entscheiden. Die besten Aussichten auf Edelmetall hätte er über 5000 Meter. Vor zwei Jahren war er Vizemeister hinter Ringer und könnte bei einem langsamen Rennen seine Spurtqualitäten ausspielen.
Nada Ina Pauer, die Freundin von Richard Ringer, war in Tübingen um 62 Hundertstel an der EM-Qualifikation gescheitert und versuchte es am Mittwoch in Bellinzona nochmals. Da die Konkurrenz bei 30 Grad reihenweise ausstieg, musste sie die zweite Hälfte der Strecke quasi im Alleingang bewältigen. In 15:55,39 Minuten – ihrer zweitbesten Zeit überhaupt – erreichte sie bei stärkster internationaler Konkurrenz Platz acht. Zur EM-Norm reichte dies nicht. Da sie dieser Lauf viel Kraft gekostet hat, verzichtet Pauer auf einen Start in Nürnberg. Stattdessen startet sie als große Favoritin bei den zeitgleich ausgetragenen österreichischen Staatsmeisterschaften in Klagenfurt über die 1500 Meter.