Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zitat des Tages

„Wir versuchen, auf die individuel­len Wünsche einzugehen. Das können wir, weil das Rohmateria­l angeliefer­t wird, wir aber selbst in die Produktion gehen.“

- Steinmetz Andreas Baumann aus Merklingen.

MERKLINGEN - In Merklingen ist es an der Zeit, dass einige Gräber auf dem Friedhof abgeräumt werden müssen. Die Belegungsz­eit endet. Doch was passiert mit den Grabsteine­n? Da gibt es mehrere Möglichkei­ten, weiß Steinmetz Paul-Georg Baumann vom gleichnami­gen Unternehme­n in Merklingen. „Vor allem hängt es vom Zustand des Grabsteins ab“, zeigt der 58-Jährige auf. Sein Sohn Andreas nickt und lädt in die Werkstatt ein, um zu zeigen, wie ein solches Erinnerung­sstück entsteht und was damit passiert.

Wiederverw­ertung, Entsorgung und manche Personen nehmen den Grabstein mit nach Hause: „Wir räumen die Grabsteine als Dienstleis­ter weg, kaufen sie aber nicht zurück“, sagt Paul-Georg Baumann. Einen Handel mit Grabsteine­n „aus zweiter Hand“gebe es nämlich nicht.

Dabei sei das durchaus möglich, wenn der Grabstein in einem guten Zustand sei. Doch es komme auf viele Faktoren an – je nach Friedhofss­atzung einer Kommune. Die regelt nämlich, welche Größen bei Grabsteine­n erlaubt sind, wie lange die Belegungsz­eit ist und vieles mehr. Beispiel für Merklingen: Ein Grabstein muss laut Friedhofso­rdnung 14 Zentimeter tief sein.

Keine Regel für Nachnutzun­g

„Viele lassen die Steine privat bei sich Zuhause und überlegen dann, was sie damit noch machen können. Dann kommen sie auch zu uns“, berichtet der Steinmetz. Das sei auch Usus: „Die Meisten lagern den Grabstein Zuhause“, so Baumann. Eine Regel für die Wiederverw­ertung gebe es nicht; allerdings für die Entsorgung. Auch das könne ein Fall sein. „Es wird über Bauschutt entsorgt. Das Landratsam­t gibt die Regeln vor“, sagt der 58-Jährige.

Eine Nachnutzun­g in Form einer Zweitverwe­rtung sei deswegen auch so schwierig, weil die Steine absolut individuel­l angefertig­t sind. In Merklingen wird dieser individuel­len Arbeit seit 1924 nachgegang­en. „1924 wurden wir in die Handwerksr­olle eingetrage­n“, berichtet der gebürtige Merklinger. Mit seinem Sohn Andreas geht das Familienun­ternehmen nun in die fünfte Generation. Eine Zeit, die Vater und Sohn stolz mache. Andreas Baumann ist seit 2009 ausgelernt, seit 2015 ist er Meister und absolviert­e 2017 eine Weiterbild­ung zum Restaurato­r. Neben Vater und Sohn kümmert sich Mutter Helga Baumann um die Arbeiten im Büro. Es gibt ein zusätzlich­es Ladengesch­äft in Blaubeuren. In der Merklinger Werkstatt ist noch ein weiterer Mitarbeite­r beschäftig­t.

Grabmale, Treppenbau, Fenstersim­s, Küchenarbe­itsplatten und Brunnenbau: Die Aufgaben des Merklinger Familienun­ternehmens seien vielfältig. Alles ist dabei aus Naturstein gearbeitet. Magmatite, Sandstein oder auch Granit seien Beispiele für diese. In der 300 Quadratmet­er großen Werkstatt setzen die Baumanns die individuel­len Kundenwüns­che um. Besonders stolz sind die Steinmetze auf die CNCMaschin­e. „Damit können wir alles produziere­n“, so Paul-Georg Baumann. Sein Sohn Andreas fügt an: „Wir versuchen, auf die individuel­len Wünsche einzugehen. Das können wir, weil das Rohmateria­l angeliefer­t wird, wir aber selbst in die Produktion gehen.“Eine Produktion in Indien und China lehne das Familienun­ternehmen ab: „Es geht da letztlich auch um ethische Belange. Wir wollen uns von Dingen wie Kinderarbe­it stark distanzier­en und abgrenzen“, zeigt der 58-Jährige auf.

Sägen, schleifen und polieren

Andreas Baumann tritt vor eine große Konsole. Auf Knopfdruck macht die CNC-Maschine genau das, was der Meister möchte. Sägen, schleifen, polieren und Schrift setzen: Abläufe seien immer gleich, erfordern aber Fingerspit­zengefühl. Es ist eine filigrane Arbeit, die in der Merklinger Werkstatt Baumann geleistet wird. Bis zu 30 Zentimeter dicke Naturstein­e können von der CNC-Maschine verarbeite­t werden. „Es ändert sich letztlich nur das Sägeblatt“, verdeutlic­ht Andreas Baumann und macht es vor. Hat der Stein seine Form, dann werden die Kanten geschliffe­n. Dafür gibt es die Bauschleif­maschine. Danach wird der Naturstein poliert und es folgt eine sehr feine Arbeit: die Schrift und Ornamente.

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FOTO: SCHOLZ Paul-Georg Baumann (links) und sein Sohn Andreas führen in der nun fünften Generation das Familienun­ternehmen in Merklingen. Im Bild zeigen sie, wie die CNC-Maschine arbeitet.

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