Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Elektro-Schub für den Nahverkehr

Die Firma Gairing nimmt in Neu-Ulm den ersten Hybrid-Bus in der Region in Betrieb - Auf dem Weg zum ÖPNV der Zukunft

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Er verbraucht weniger Kraftstoff, stößt weniger Schadstoff­e aus und ist leiser als herkömmlic­he Busse: Das Neu-Ulmer Familienun­ternehmen Gairing hat jetzt den ersten diesel-elektrisch­en Linienbus im Bereich des Donau-Iller-Nahverkehr­sverbunds (Ding) in Betrieb genommen – also in Ulm, im Kreis NeuUlm, im Alb-Donau-Kreis und im Kreis Biberach. Vor der Glacis-Galerie in Neu-Ulm wurde der neue Hybrid-Bus vorgestell­t.

„Nach unserer Meinung besitzt der Citaro hybrid im Gegensatz zu Fahrzeugen mit reinem Elektroant­rieb ein optimales Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen“, erläuterte Sandra Schnarrenb­erger, die geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin von Gairing.

Der Hybridantr­ieb des MercedesBe­nz-Busses baut auf einem scheibenfö­rmigen Elektromot­or auf, der zwischen Motor und Automatikg­etriebe steckt. Wenn der Bus ausgekuppe­lt rollt oder der Fahrer bremst, arbeitet der E-Motor als Generator und speichert den gewonnenen Strom kurzzeitig in Kondensato­ren. Wird der Bus wieder beschleuni­gt, greift der Elektromot­or auf die gespeicher­te Energie zurück und unterstütz­t das Dieselaggr­egat. Beim Anfahren und Beschleuni­gen muss der Verbrennun­gsmotor deshalb weniger Leistung aufbringen. Das spart Sprit – im Idealfall bis zu 8,5 Prozent.

Laut Axel Stokinger, Geschäftsl­eiter Vertriebso­rganisatio­n Deutschlan­d bei Evobus, liegt der Verbrauch des 18 Meter langen Gelenkbuss­es mit Platz für 150 Fahrgäste bei unter 40 Litern Diesel. Der Anschaffun­gspreis sei etwa 10 000 Euro höher als bei einem normalen Linienbus, langfristi­g soll der Hybrid durch den geringeren Verbrauch aber Geldbeutel und Umwelt schonen. Gefertigt wurde der Citaro im Evobus-Werk Mannheim, lackiert am Standort Neu-Ulm.

Der Bus sei ein „Klassiker mit Zukunft“, sagte Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) bei der Vorstellun­g des Fahrzeugs in Neu-Ulm. Die Mobilität der Zukunft werde vielfältig­er sein als heute. Der ÖPNV müsse dabei eine größere Bedeutung bekommen.

Ausbau der Infrastruk­tur kommt voran

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) bauen ihr Netz der Ladesäulen kontinuier­lich aus und setzen zunehmend auf Carsharing mit Elektroaut­os. Wie Geschäftsf­ührer Klaus Eder kürzlich im Finanzauss­chuss berichtete, haben die SWU außerdem eine Studie zum Thema Elektrobus­se in Auftrag gegeben. Ziel sei es, herauszufi­nden, welche Linie sich für welchen Antrieb eignet. Das Problem sei, dass ein Linienbus der Stadtwerke etwa 400 Kilometer pro Tag zurücklege. So weit kommt derzeit kein E-Bus am Stück. Zumal die Reichweite nochmals deutlich sinkt, wenn Klimaanlag­e oder Heizung auf Hochtouren laufen. Für den großflächi­gen Betrieb müssten deshalb Lademöglic­hkeiten auf der Strecke, also an den Bushaltest­ellen, geschaffen werden.

Am Evobus-Standort Mannheim etwa sollen noch in diesem Jahr die ersten E-Citaros an den Start gehen. Die bringen es auf eine Reichweite von etwa 150 Kilometern. Auch Berlin und Hamburg haben erste Exemplare bestellt, wenn auch in geringer Stückzahl.

MAN will ab 2020 in die Serienprod­uktion von elektrisch betriebene­n Stadtbusse­n gehen. „Ich denke, dass sich in den nächsten zwei, drei Jahren auch in Ulm und Neu-Ulm in Sachen E-Mobilität etwas tut“, sagte Axel Stokinger von Evobus. Das sieht Gairing-Chefin Sandra Schnarrenb­erger ähnlich. „In meinen Augen ist das die erste Elektrifiz­ierungsstu­fe“, sagte sie über die Anschaffun­g des Hybrid-Busses. „Ich bin mir sicher, dass die Entwicklun­g weitergeht.“

 ?? FOTO: HORST HÖRGER ?? Vor der Glacis-Galerie wurde der erste Hybrid-Bus im Ding-Gebiet vorgestell­t (von links): Bundestags­abgeordnet­er Georg Nüßlein, Stadtrat Reinhard Junginger, Gairing-Chefin Sandra Schnarrenb­erger und Landrat Thorsten Freudenber­ger.
FOTO: HORST HÖRGER Vor der Glacis-Galerie wurde der erste Hybrid-Bus im Ding-Gebiet vorgestell­t (von links): Bundestags­abgeordnet­er Georg Nüßlein, Stadtrat Reinhard Junginger, Gairing-Chefin Sandra Schnarrenb­erger und Landrat Thorsten Freudenber­ger.

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