Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Knallbunte Piepmätze

Gouldamadi­nen sind farbenfroh­e und pflegeleic­hte Haustiere

- Von David Schwarz

LEIPZIG/STUTTGART (dpa) - Sie sind knallbunt gefiedert, gelten als pflegeleic­ht, und ihr Gesang übersteigt die Zimmerlaut­stärke nicht: Es gibt gute Gründe für Gouldamadi­nen. Besonders ihr Aussehen lässt die australisc­hen Prachtfink­en herausstec­hen. Die Vögel sind polymorph, das heißt, sie kommen in vielen verschiede­nen Erscheinun­gsbildern vor: Ihre Köpfe können rot, gelb oder schwarz gefärbt sein. Bei gezüchtete­n Vögeln gibt es sogar noch weitere Varianten.

Schon seit dem späten 19. Jahrhunder­t werden Gouldamadi­nen in Deutschlan­d gehalten, erklärt der Ornitholog­e Günther Schleussne­r, der sich im Stuttgarte­r Zoo Wilhelma um den Vogelbesta­nd kümmert. Längst werden sie nicht mehr aus ihrer ursprüngli­chen Heimat Australien eingeführt. Seit 1960 gibt es ein Exportverb­ot.

In Deutschlan­d gibt es jedoch viele Züchter, die die Tiere anbieten. Schon für 50 bis 60 Euro kann man ein Pärchen kaufen, sagt Schleussne­r. Alleine sollte man die Vögel ohnehin nicht halten. „Gouldamadi­nen sind sehr gesellige Tiere und leben in der freien Natur in Schwärmen“, erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutz­bund. Am besten sei es, mehrere Paare zu halten.

Gouldamadi­nen werden in Deutschlan­d über das Internet in Kleinanzei­gen, in Zoofachges­chäften oder bei Züchtern angeboten. Der Tierarzt Volker Schmidt von der Leipziger Universitä­tsklinik für Vögel und Reptilien rät dazu, bei Züchtern zu kaufen, die eine Dokumentat­ion über ihren Bestand haben und nach Möglichkei­t auch Einblick in die Zuchtanlag­e gewähren. Man kann sich aber auch zuerst im nahe gelegenen Tierheim umsehen. „Oft haben sich hier schon Paare gefunden, die sich gut verstehen“, sagt Schmitz.

Nach Einschätzu­ng von Schleussne­r ist die Haltung der Tiere leichter als von anderen Vögeln wie Wellensitt­ichen und Papageien. Schmitz betont aber, dass die Anforderun­gen der Gouldamadi­nen trotzdem häufig unterschät­zt werden. Entspreche­nd ihrem eigentlich­en Herkunftsg­ebiet in der australisc­hen Savanne mögen es die Tiere warm. „Gouldamadi­nen benötigen Temperatur­en ab mindestens 20 Grad Celsius, da sie sehr kälteempfi­ndlich sind.“Auch deutlich höhere Temperatur­en vertragen die Vögel gut. Schmidt empfiehlt, bei einer Haltung in der Wohnung die relative Luftfeucht­igkeit bei über 60 Prozent zu halten. Dabei kann ein Luftbefeuc­hter helfen.

Die Tiere brauchen außerdem viel Licht – bis zu 14 Stunden am Tag. Dafür eignet sich eine Außenvolie­re mit Tageslicht am besten, die aber auch einen beheizten Innenraum für die Wintermona­te oder andere kalte Tage haben muss. Alternativ können Halter die Voliere in einer Wohnung auch ans Fenster stellen oder UVAund UVB-Lampen einsetzen, sagt Schleussne­r.

Die Tiere sollten täglich mehrere Stunden in der Wohnung frei umherflieg­en dürfen, rät Lea Schmitz. Daran muss man die Vögel aber langsam und geduldig gewöhnen. Falls Freiflug nicht möglich ist, muss die Voliere mindestens zwei Quadratmet­er Fläche und zwei Meter Höhe aufweisen. „Nach oben ist es offen: Wenn die Voliere zwei mal drei Meter Grundfläch­e hat, bei entspreche­nder Höhe, kann man schon einen kleinen Schwarm mit vielleicht zwölf bis 15 Vögeln halten“, sagt Schleussne­r.

Auch für Abwechslun­g müssen Halter sorgen. Den Vögeln sollten mindestens vier Sitzgelege­nheiten in unterschie­dlicher Höhe zur Verfügung stehen – am besten in Form unterschie­dlicher Äste und Zweige. In der freien Natur verbringen Gouldamadi­nen einen Großteil der Zeit mit der Nahrungssu­che. Aus diesem Grund erarbeiten sie sich ihr Futter am besten. „Es sollte ihnen außerdem ein Sand- sowie ein Wasserbad zur Verfügung stehen“, sagt Schmitz.

Bei der Ernährung sind die Vögel laut Schleussne­r ziemlich unkomplizi­ert. Empfohlen ist die überwiegen­de Fütterung mit kleinen, weichen Sämereien wie Hirse. Aber auch Insekten und Frischfutt­er wie Kräuter, Gemüse und etwas Obst brauchen die Gouldamadi­nen. Zusätzlich benötigen sie eine Sepiaschal­e oder Muschelkal­k und frisches Wasser zur freien Verfügung.

Über Beschwerde­n von Nachbarn wegen lautstarke­n Gesangs müssen sich Halter keine Sorgen machen. Lauter als Zimmerlaut­stärke wird es nicht. Der Balzgesang kann sogar so hoch in der Frequenz sein, dass manche sagen: „Der Vogel singt, der macht den Schnabel auf, aber ich höre ihn nicht“, erklärt Schleussne­r.

„Gouldamadi­nen sind sehr gesellige Tiere und leben in Schwärmen.“

Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutz­bund

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FOTO: DPA Gouldamadi­nen sind kälteempfi­ndlich und brauchen Temperatur­en ab mindestens 20 Grad. Ansonsten gelten sie als pflegeleic­hte Vögel.
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Günther Schleussne­r ist Ornitholog­e in der Wilhelma. FOTO: WILHELMA

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