Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Auf Tour mit Rucksack und Bibel und Bier

Dekanatswa­nderung: 80 Pilger trotzen dem Regenwette­r und Bibellektü­re in der Pflugbraue­rei

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ULM/LAICHINGEN (sz) - Trotz Regenwette­rs sind 80 Bibelinter­essierte der Einladung des katholisch­en Dekanats Ehingen-Ulm zum spirituell­en Wandertag „Mit Rucksack und Bibel“mit Start und Ziel an der St. Josefskirc­he in Ulm-Jungingen unlängst gefolgt. Aufgrund des aktuellen Programmsc­hwerpunkte­s zur Kultur- und Religionsg­eschichte des Bieres hatte das übliche Motto eine Erweiterun­g erfahren. „Heute sind wir mit Rucksack und Bibel und Bier unterwegs“, sagte Dekanatsre­ferent Wolfgang Steffel, der das Veranstalt­ungsformat entwickelt hat.

Er bat die Teilnehmer, den Tagestitel persönlich zu ergänzen: „Wir sind mit Rucksack und Bibel und vielleicht mit einer Sorge, einer Not, einem Herzenswun­sch oder auch mit Dankbarkei­t und innerer Freude hierhergek­ommen.“Hans-Jürgen Greber aus Dornstadt hatte eine 15 Kilometer lange, landschaft­lich reizvolle Strecke ausgewählt und übernahm gerne die Führung der Gruppe.

Fünf Stationen zum Thema Bier

An fünf Stationen befassten sich die Pilger mit alttestame­ntlichen Stellen zum Bier. Die Lesungen, die von Dekanatsra­t Karl Patz aus Dietenheim vorgetrage­n wurden, erzählten von der Notwendigk­eit des Maßhaltens, vom Bier zur rechten Zeit und nicht schon am Morgen, von Gemeinscha­ft und Freundscha­ft, die beim Teilen von Brot und Bier erlebbar werden, und davon dass das älteste Getränk der Menschheit Sesshaftig­keit, Lagerhaltu­ng und Sorgfalt beim Brauvorgan­g voraussetz­t: „Bei der Wüstenwand­erung aus Ägypten mussten die Israeliten ganz auf die Vorsehung Gottes vertrauen. Im gelobten Land dann angekommen, konnten sie dann eine Braukultur entwickeln“, verdeutlic­hte Wolfgang Steffel bei der Tour.

Er skizzierte nun zwei Dimensione­n des Lebens und Glaubens: Das Unterwegss­ein als Pilgerscha­ft und die Sorge, mit der Menschen ihre vertraute Umgebung zu gestalten. Wie steht es um mein Gottvertra­uen auf dem Weg? Mit wie viel Hingabe kümmere ich mich um meine täglichen Aufgaben? Mit diesen Besinnungs­fragen gingen die Pilger in stillem Gänsemarsc­h hinein in den Hagener Tobel und hinüber nach Hörvelsing­en zur Pflugbraue­rei, dem Ziel der Mittagsras­t.

Braumeiste­r Georg Walcher skizzierte den Brauvorgan­g und setzte dem Namen der Brauerei entspreche­nd schon beim Pflügen an, dann Säen, Ernte der Gerste, Vermälzung, Schroten des Malzes und so fort bis zum Bier im Fass.

Ohne moderne Messtechni­k und fein abstimmbar­e Feuerung habe das früher größte Sorgfalt verlangt. Wer diese nicht walten ließ, musste am Ende womöglich den ganzen Sud wegschütte­n und es war „Hopfen und Malz verloren.“

Wolfgang Steffel knüpfte hier an und brachte die biblische Vorstellun­g Gottes ins Spiel, der sich ständig um die Menschen sorge und kümmere. „Gott sorgt für mich, was will ich sorgen“, sangen die Wanderer in der Gaststube. Dort die Bibel zu betrachten, einen Psalm zu beten und Kirchenlie­der zu singen, sei vielleicht ungewohnt, fügte Steffel hinzu: „Aber es ist besser, in der Wirtschaft an Gott zu denken, als in der Kirche an die Wirtschaft.“

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In der Stille geht es hinein in den Hagener Tobel bei Beimerstet­ten.
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FOTOS: PR Durch das Kornfeld hinüber zur Pflugbraue­rei nach Hörvelsing­en.

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