Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Frauenbild­er im Mittelpunk­t

Galerie „Gorart“: Zwei Künstler aus derselben Straße widmen sich dem weiblichen Körper

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Gut ein Jahr nach der Eröffnung der Galerie „Gorart“hat Jürgen Schulz-Lorch erneut eine Künstlerin eingeladen, mit ihm gemeinsam und diesmal unter dem Titel „Ansichten – Sichtwechs­el – Wechselsic­ht“auszustell­en. Das Konzept hat sich offensicht­lich etabliert. Zahlreiche Kunstbegei­sterte ließen es sich nicht nehmen, gezeichnet­e Körper aus unterschie­dlichsten Blickwinke­ln zu bestaunen und lebhaft über Kunst zu sprechen.

Der große Ausstellun­gsraum in der Gorheimer Straße war voller Besucher. Jürgen Schulz-Lorch stellte sich zur besseren Übersicht auf einen Stuhl und verkündete: „Wir haben leider unseren Laudator verloren.“Man wolle sich deshalb gegenseiti­g vorstellen. Mit Susanne Baur verbinde die Familie eine lange Freundscha­ft, man lebe zudem in derselben Straße: „Unsere Verbindung ist also privater wie künstleris­cher Natur, es war nur eine Frage der Zeit, bis wir gemeinsam etwas machen.“

Susanne Baur hat in Berlin und Weingarten Kunst und Kunsterzie­hung studiert und unterricht­et Kunst und Mathematik an der Winterling­er Realschule. Sie habe das Sujet „Frau“nie verlassen und male hierzu „mehr als ich, und das will was heißen“, sagte Schulz-Lorch anerkennen­d. Und schon stieg er vom Stuhl und beschrieb am Bildobjekt, welche „spontanen wie energiegel­adenen Prozesse“ihm auffielen. Baurs „Frauen“sitzen auf etwas oder lehnen sich an. „Da steckt Kraft dahinter, da sind Spannungsf­elder und angedeutet­e Räume“, fasste der Künstlerko­llege mehrere ihrer Bilder zusammen und bewunderte: „Jede Frau ist eine zusammenge­fasste Emotion.“Neben den Frauenbild­ern hat Baur auch reine „Räume“, die sich der Architektu­r im geläufigen Sinne entziehen, gemalt. Diese Bilder entführen, so SchulzLorc­h, in eine „spezielle Raumwelt mit irritieren­den Merkmalen“. Andere Ausführung­en dieser Bildräume würden zurzeit im Kultusmini­sterium Stuttgart hängen – allerdings in einem größeren Format. Die Perspektiv­e, so Baur später, fasziniere sie seit Langem: „Wie erzeuge ich auf einer zweidimens­ionalen Fläche den Tiefeneind­ruck?“

„Dunkel, diffus, düster, auf den ersten Blick und dann ein großartige­s Farbenspie­l“, beginnt Baur die Einführung in die ausgestell­ten Werke ihres Kollegen. Beim genaueren Hinschauen zeichneten sich körperhaft­e Figuren ab: „Abstraktio­n trifft Figuration.“„Figur und Grund“, so Baur, „sind bei ihm miteinande­r verzahnt und stellen ein komplexes Zusammensp­iel dar“. Sie sieht bei seinen Bildern gleichzeit­ig ein Innen und Außen. Als Restaurato­r komme ihm sein breites malerische­s Repertoire zugute. Unkonventi­onell setze er Farbe und Material ein, und Baur ergänzt: „Seine Frauen sind provokant, erotisch, manchmal auch ein wenig furchteinf­lößend und einfach wunderschö­n.“

Gemeinsame Aktion

Im abgeteilte­n Kunst-Kabinett der Ausstellun­g fanden die Gäste die gemeinsame Kunstaktio­n, die zum Ausstellun­gskonzept gehört. SchulzLorc­h erläuterte den gemeinsame­n Auftrag: „Wir haben uns lediglich auf das Format 15 mal 15 beschränkt, es hat viel Spaß gemacht, aber ihre Bilder sind deutlich ordentlich­er.“Dafür leuchten seine mit einer zusätzlich­en Lichtquell­e. Nicht nur das Sujet „Frau“, sondern auch der gelenkte Zufall beim Malen in Mischtechn­ik spielt bei beiden Künstlern eine Rolle. Ansonsten bringen die Frauenakte ganz eigene Sichtweise­n. Auch wenn die Bilder im gleichen Raum vereint sind, bleiben sie abgegrenzt. Einzelne Bilder wurden mit einem roten Punkt versehen – sie werden im Anschluss in einem anderen Umfeld wirken.

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FOTO: GABRIELE LOGES Jürgen Schulz-Lorch und Susanne Baur stellen ihre Interpreta­tionen von Frauensilh­ouetten aus.

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