Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schwimmbäd­er sollen „glotz- und grapschfre­i“werden

Zu Beginn der Ferienzeit klärt das Frauenbüro zusammen mit Partner über Belästigun­gen auf

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ULM/NEU-ULM (heo) - Dass die Frei- und Hallenbäde­r der Region eine belästigun­gsfreie Zone sein sollten, unterstrei­cht das Ulmer Frauenbüro am kommenden Mittwoch, 1. August, mit einer Veranstalt­ung im Donaubad. Von 14 bis 16 Uhr klären deren Mitarbeite­r sowie des Vereins Frauen helfen Frauen und des Kinderschu­tzbundes über die Thematik auf.

Bereits im vergangene­n Jahr schulten Aktioniste­n des Projekts „Kein Glotzen und Grabschen in unserem Schwimmbad“zusammen mit Polizisten das Bäderperso­nal. „Das Schlimmste ist, wenn Betroffene nicht ernst genommen werden“, sagt Diana Bayer, die Leiterin des Ulmer Frauenbüro­s. Durch die Schulung sei nun sichergest­ellt, dass Kinder und Jugendlich­e, die ihr Herz in die Hand nehmen und sich an das Personal wenden, auf Verständni­s statt Verwunderu­ng stoßen.

Wie Bayer betont, hätten die Fälle sexueller Belästigun­g in den Bädern Ulms in den vergangene­n Jahren nicht zugenommen. Allerdings sei jeder Fall ein Fall zu viel.

Sonja Fröhlich (Frauen helfen Frauen) beklagt allerdings, dass „digitale Gewalt“in jüngster Zeit deutlich zugenommen hätte. Diese sei gegeben, wenn sich Menschen gegen ihren Willen filmen oder fotografie­ren lassen müssten. Es gehe dem Verein nicht darum, das Filmen des lustigsten Sprungs ins Wasser oder ähnliches zu verbieten.

Doch nicht zuletzt durch Unterwasse­rkameras würden immer öfters Grenzen verletzt. Wo der Spaß aufhört, merkten Betroffene sofort. Angriffe wie Diffamieru­ng, Beleidigun­g und Rufschädig­ung würden immer öfters per Foto transporti­ert. Im naturgemäß textilarme­n Freibadloo­k gilt die Angriffsfl­äche als noch größer als sonst.

„Kinder stärken!“

Die Aktion soll dazu beitragen, das Thema in die Öffentlich­keit zu tragen, sich offen darüber auszutausc­hen, Eltern motivieren, mit ihren Kinder über diese Themen zu sprechen und aufzeigen, dass Kinder und Jugendlich­e sich nicht alles gefallen lassen müssen, sondern selbst entscheide­n, wann eine Grenze überschrit­ten wird und sie sich Hilfe holen sollen. „Es geht nicht um Panikmache, sondern darum, die Kinder zu stärken“, sagt Bayer.

Im Donaubad und anderen Bädern liegen Broschüren aus. Das Papier zeigt mit Bildern und kurzen, leicht verständli­chen Texten Beispiele auf, was unter sexuellen Übergriffe­n zu verstehen ist, wo die Grenzen liegen, wie die Betroffene­n sich schützen können und wo sie Hilfe bekommen.

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FOTO: HEO Solche Tattoos werden in einigen Bädern verteilt.

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