Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Musizierende Mediziner
Der Deutsche Ärztechor und das Deutsche Ärtzeorchester beeindrucken bei ihren Konzerten
ROGGENBURG - Es waren mehr als 150 Mitwirkende, die ihrem Publikum in der Roggenburger Klosterkirche einen beeindruckenden Konzertabend boten: Der Deutsche Ärztechor und das Deutsche Ärzteorchester ließen am Freitagabend Josef Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“erklingen – und spenden die Einnahmen dem Familien- und Bildungszentrum.
Es war eine Herausforderung, der sich die musikbegeisterten Mediziner aus ganz Deutschland mit der Aufführung von Haydns viertem und letztem Oratorium stellten. Haydn selbst sah das Werk – des eher profanen Librettos wegen – recht kritisch. Und bis heute stehen die „Jahreszeiten“auch beim Publikum im Schatten der zwei Jahre zuvor uraufgeführten „Schöpfung“. Musikalisch aber hat das 1801 beendete Oratorium ganz gewiss nicht weniger Reiz, bietet die Thematik doch reichlich Gelegenheit für farbenprächtige Tonmalerei.
Anspruchsvoll ist die Komposition sowohl für die Sänger als auch die Instrumentalisten. Unter der souveränen Leitung von Alexander Mottok gelangen den Akteuren an diesem Abend regelrecht zauberhafte Momente. Zu Beginn etwa, als der Chor freudig die Ankunft des Frühlings besang, oder die Abendruhe nach überstandenem Unwetter. Und das Orchester verfügt offenbar über erfahrene, technisch versierte Musiker, die auch anspruchsvolle Passagen gefühlvoll interpretierten. Brilliant alle drei Gesangssolisten: Sopranistin Katharina Leyhe, Tenor Michael Connaire und Konstantin Heintel (Bass) verliehen dem Abend ganz eigene Strahlkraft und harmonierten darüber hinaus hervorragend mit Chor und Orchester.
Schon für sich genommen zeigten die Akteure eine beachtliche Leistung, umso mehr, wenn man bedenkt, dass es sich bei Ärzteorchester und -chor um Ensembles handelt, die lediglich projektbezogen proben.
Eine Woche lang haben sich die passionierten Musiker und Sänger diesmal in Untermarchtal zu intensiven Probentagen eingefunden, um zwei Benefizkonzerte, diesmal in Roggenburg und Ulm, vorzubereiten. Angeleitet wurden sie Alexander Mottok und Uta Singer, die die Choreinstudierung übernommen hat. Gemeinsam formten sie aus den musikbegeisterten Medizinern einen sorgsam ausgestalteten Klangkörper, der seine Zuhörer offenbar nicht nur an diesem Abend begeisterte: Schon seit 2007 geben die beiden Ensembles erfolgreiche Benefizkonzerte, haben mit ihrer Musik schon mehr als 50 wohltätige Organisationen finanziell unterstützt. In Roggenburg gab das Publikum in der fast voll besetzten Klosterkirche langanhaltende Standing Ovations.