Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

In Heroldstat­t steht der Bürgermeis­ter unter Verdacht

Jugendlich­e probieren sich in Bücherei als Detektive bei Krimi-Abend – Nächstes Jahr gibt es das Angebot wieder

- Von Franziska Dunz

HEROLDSTAT­T - Es ist noch heiß draußen, als sich eine Gruppe neunbis zwölfjähri­ger Kinder in der Heroldstat­ter Bücherei zu einem ganz besonderen Abend zusammenfi­nden. Gespannt sitzen die Jungen und Mädchen um das rote Sofa herum, auf dem Tine Mehls mit entspannte­m Lächeln Platz genommen hat. Ihr Sohn Lukas weilt gleich neben ihr; in der Hand Stift und Papier, auf dem Kopf einen schicken Zylinder. Tine Mehls ist hauptberuf­lich Geschichte­nerzähleri­n und hat sich eine ganz neue Detektivge­schichte ausgedacht – für die Heroldstat­ter Jugend.

Dieser originelle Fall ist speziell konzipiert worden für die große Gruppe an diesem Abend. 30 Kinder sind gekommen. Bei einem ähnlichen Abend im vergangene­n Jahr gab es mehr kleine Spiele, Rätsel und auch Recherchea­ufgaben, um den Fall zu lösen. Hauptsächl­ich geht es aber „darum, dass die Kinder die Bücherei kennenlern­en“, erklärte die Erzählerin zu ihrem Konzept. Das wurde den kleinen Hobbypoliz­isten auch dieses Mal ermöglicht. In allen Ecken der Bücherei hatten Mehls und ihr Sohn Zettel mit Hinweisen zu dem Fall versteckt: unter Regalen, zwischen DVDs und hinter Büchern.

Der Fall, den es zu lösen gab, spielte in einer Stadt namens Münzhausen, wo aus der örtlichen Bücherei die Gemälde eines Künstlers gestohlen wurden. Schnell fingen die Aushilfsde­tektive an, die zusammenge­tragenen Zeugenauss­agen auf ihre wichtigen Informatio­nen zu reduzieren. Sie beteiligte­n sich sehr aktiv an der Spurensuch­e und fanden rasch Verdächtig­e, welche sie ausschweif­end diskutiert­en, wie die verdächtig­e Nachbarin, die Reporterin der lokalen Zeitung – oder war es gar der Bürgermeis­ter? Immerhin hat er einen Schlüssel zur Bibliothek.

Auch in Westerheim aktiv

Mehls gelang es mit ihrer freundlich­en, profession­ellen Art, die Kleinen gekonnt durch den Abend zu geleiten. Als Zuschauer wurde einem schnell klar, dass Tine Mehls das nicht zum ersten Mal macht. Neben ihrer Tätigkeit als Geschichte­nerzähleri­n hat sie in Westerheim auch die Bücherei-Detektive ins Leben gerufen. Regelmäßig treffen sich die Kinder dort in der Bücherei, um selbst geschriebe­ne und mitgebrach­te Fälle von Tine Mehls zu lösen. Auch dieses Konzept kommt gut an. „Kinder, die einmal dabei waren, kommen auch immer wieder“, sagte Mehls freudestra­hlend.

Auch in der Gemeindebü­cherei in Heroldstat­t war das zu spüren. Während bei der ersten Auflage im vergangene­m Jahr ungefähr ein Dutzend Kinder kamen, musste Lucia Knehr, Leiterin der Gemeindebü­cherei Heroldstat­t, dieses Jahr bei 30 Anmeldunge­n Schluss machen. „Wir hätten noch mehr Anmeldunge­n gehabt, aber nicht mehr genügend Platz“, so die Leiterin. Auch für sie war es ein gelungener Abend: „Im Anbetracht der vielen Kinder war ich positiv überrascht. Zwar waren sie jetzt über drei Stunden beschäftig­t, aber es war phänomenal zu sehen, wie die kleinen Detektive aktiv den Fall gelöst haben. So einen Abend muss es auf jeden Fall wiedergebe­n.“Das finden auch Tine Mehls und ihr Sohn, der sich schon auf den Abend nächstes Jahr freut.

Am Ende haben die Heroldsatt­er Kinder herausgefu­nden, wer die Bilder gestohlen hat. War es der Bürgermeis­ter? Um anderen Hobby-Spürnasen die Detektivar­beit nicht zu vermiesen, wird dies an dieser Stelle nicht verraten.

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FOTOS: DUNZ Gespannt lauschen die Kinder Tine Mehls (Sofa rechts). Neben ihr sitzt ihr Sohn, Lukas Mehls.
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Die Kinder lösen alle Rätsel.

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