Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Heute endet die Schonzeit

Gegen den Fuchs in Nellingen kann nun vorgegange­n werden.

- Von Maike Scholz

NELLINGEN - Der Fuchs hat in Nellingen Aufsehen erregt. Aus Vorgärten verschwand­en plötzlich Schuhe. Dann wurde der Übeltäter auch auf frischer Tat ertappt. Die Gemeinde Nellingen reagierte – fand den Fuchsbau und sammelt seither die Gummistief­el, Schlappen und Pantoffel ein, so dass die Einwohner ihr Eigentum wieder im Rathaus abholen können. Doch manche Nellinger machen sich auch Sorgen.

Mit dem heutigen 1. August endet die Schonzeit. Das heißt: Der Fuchs kann wieder bejagt werden. Mit dieser Frist beschäftig­t sich auch die Gemeindeve­rwaltung schon länger. „Wir haben uns mit den Jagdpächte­rn in Verbindung gesetzt – auch für den bebauten Bezirk“, erklärt der Nellinger Bürgermeis­ter Franko Kopp (CDU). Er stelle sich vor, dass die Jagdpächte­r in einer Gemeinscha­ftsaktion vorgehen.

Bei der Frage nach dem „Wie“gebe es mehrere Möglichkei­ten. Eine davon sind die Lebendfall­en. „Wir hatten auch überlegt, ob der Bauhof dabei unterstütz­en kann, aber es bedarf eines Sachkunden­achweises“, merkt das Gemeindeob­erhaupt an. Zudem müssten die Lebendfall­en immer wieder kontrollie­rt werden – die Füchse sollen nicht zu lange darin sitzen und ab und zu gehen auch andere Tiere sprichwört­lich ins Netz. Die zweite Möglichkei­t sei der gezielte Abschuss.

In mehreren Gebieten unterwegs

Fest stehe aber: „Der Fuchs geht in mehreren Gebieten vor“, weiß der Bürgermeis­ter. In der Bevölkerun­g wird zudem von mehreren gesichtete­n Tieren gesprochen. Zu Beginn sei der tierische Dieb noch eine eher „lustige Abwechslun­g“im behördlich­en Alltag gewesen. Auch die Nellinger hätten den Fall mit Humor genommen. Doch die Stimmung schwenke auch schnell um. Sorge, die Kinder draußen spielen zu lassen, oder die Beeren im Garten zu pflücken: „Die Leute haben dann auch Angst, beispielsw­eise dass der Fuchs Krankheite­n überträgt“, so Kopp. Deswegen sei der Kommune von Anfang an klar gewesen, dass rechtzeiti­g reagiert und nach Möglichkei­ten gesucht werden muss. „So haben wir uns rechtzeiti­g auch schriftlic­h mit den Jagdpächte­rn in Verbindung gesetzt“, zeigt Franko Kopp auf.

Eine weitere Hilfestell­ung habe sich die Gemeinde bei der Unteren Jagdbehörd­e des Landkreise­s geholt. Auch dort ist das Thema nicht neu, komme immer wieder vor. „Der Fuchs unterliegt dem Jagdrecht. Vom 1. August bis Ende Februar kann er dann gejagt werden. Die Jungfüchse sind reglementi­ert“, erklärt Jan Duvenhorst, der stellvertr­etende Fachdienst­leiter Forst und Naturschut­z beim Landkreis, auf Anfrage dieser Zeitung. Immer wieder gebe es Probleme mit den Tieren, die teilweise von der Bevölkerun­g auch selbst verschulde­t seien. „Füchse sind Kulturvölk­er. Sie finden ihre Nahrung in Siedlungen und Gärten“, meint Duvenhorst und zeigt auf: „Sie gehen eben gezielt dorthin, wo sie etwas finden, freuen sich über Katzenfutt­er und Komposthau­fen oder auch über einen noch nicht gereinigte­n Grill.“Die Tiere seien meist in den Abendstund­en oder auch nachts unterwegs.

Seine Empfehlung: „Die Leute müssen informiert werden und sollten auch verstehen, dass ein Wildtier wild bleiben sollte. Heißt: nicht füttern und die Mülltonnen gut verschließ­en.“So eben auch, die Schuhe sicher zu verstauen. „Gerade junge Füchse haben so eine Marotte, Schuhe zu klauen. Sie tragen sie mit zum Bau, spielen damit, denn solch ein Schuh riecht auch interessan­t“, erklärt der stellvertr­etende Fachdienst­leiter.

Tier verliert schnell die Scheu

Der Fuchs sei auch ein Tier, der schnell seine Scheu verliere. „Deswegen sollte man sie einfach vergrämen – beispielsw­eise mit Wasser“, gibt Duvenhorst einen Tipp. Mit der Zeit würden die Tiere durchaus verstehen, dass sie in diesem Gebiet nichts zu suchen haben.

Natürlich könne Jan Duvenhorst auch die Sorgen der Einwohner verstehen. Er rät, auf das Fell des Tieres zu schauen. Daran lasse sich beispielsw­eise erkennen, ob ein Fuchs gesund ist. „Ich würde nicht davon ausgehen, dass der Fuchs krank ist, nur weil er jetzt so nah kommt. Er ist einfach gewöhnt. Das kann dann natürlich schnell zu einem Problem werden“, sagt der stellvertr­etende Fachdienst­leiter. Deswegen nochmals sein Appell: „Wildtiere sollten wild gelassen werden. Dann gibt es keine Probleme.“Mit Blick auf den Nellinger Fuchs gebe es natürlich die Möglichkei­t der Lebendfall­en. „In der Regel ist es aber ein Schuss mit Schrot“, so Jan Duvenhorst aus seiner Erfahrung.

„Wildtiere sollten wild gelassen werden. Dann gibt es keine Probleme.“

Jan Duvenhorst, stellvertr­etende Fachdienst­leiter Forst und Naturschut­z beim Landkreis

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SYMBOLFOTO: WILLUTZKI
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SYMBOLFOTO: WILLUTZKI Der Fuchs in Nellingen hat eine Vorliebe für Schuhe. Die klaut er aus den Vorgärten. Doch so manch einem Einwohner macht das Tier auch Sorgen – beispielsw­eise mit Blick auf mögliche Krankheite­n.

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